Warum das wichtig ist
In vielen Teilen der Welt mangelt es an elementaren Frauenrechten – dazu gehört auch das Recht auf individuelle Familienplanung und die Aufklärung über sexuelle Gesundheit. Die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) wollen das bis 2030 ändern. Werde mit uns aktiv, um die Rechte von Frauen zu stärken.

Erdbeerwoche, Bloody Mary oder der Besuch von Tante Rosa: Oft fällt es uns schwer, eine der natürlichsten und normalsten Sachen der Welt beim Namen zu nennen. Um sie zu umschreiben, weichen wir nicht nur mit Worten aus – auch in der Bildsprache durfte sich die Periode lange nicht so zeigen, wie sie wirklich ist: rot, blutig und einzigartig.

Das gilt auch für die Themen Verhütung, Hygieneartikel und Mutterschaft. Wenn sie in Werbung, Print- und Onlinemedien dargestellt werden, dann oft klinisch, sicher und sauber. Menstruationsblut in einer Binde wird dann mal schnell zu einer blauen, neutralen Flüssigkeit. Und selbst Mütter, die in der Öffentlichkeit stillen, müssen sich oft noch immer kritischen Blicken aussetzen.


Diese Bilder von Influencer*innen, gemeinnützigen Organisationen, Künstler*innen und Unternehmen zeigen Blut, Binde, Babybauch und Co. von einer ungewohnten und natürlichen Seite. Diese Seite ist fröhlich, verspielt, queer, haarig, witzig, mutig und vor allem: ehrlich.

Let it Flow

Rot ist die Farbe der Liebe, des Feuers und ja – auch der Periode. Denn Menstruationsblut ist nicht blau und auch nicht durchsichtig wie Wasser: Es ist rot. Was logisch klingt, dürfte nicht jedem, der der verbreiteten Werbung Glauben schenkt, klar werden.

Nachdem dieser erste Schock verdaut ist, kommt gleich der nächste: Manchmal geht auch was daneben. Beim “Free Bleeding” kann dies sogar öfter vorkommen – je nachdem, wie gut die eigene Beckenbodenmuskulatur trainiert ist. Denn hier verzichten Frauen während ihrer Periode vollständig auf Tampon und Co. Das ist nicht nur gesund und hält fit (Beckenbodengymnastik!) sondern spart auch noch Geld. Ob nun mit oder ohne Menstruationsprodukt: Das Periodenblut ist nichts, für das sich Frauen schämen sollten.

Die Künstlerin Rupi Kaur musste dieses Bild von sich selbst bereits mehrere Male von ihren Social-Media-Plattformen entfernen. Der Anblick einer Frau, deren Schlafanzughose nach dem Aufwachen einen roten Fleck zeigt, war für Instagram anscheinend zu anstößig.

Ein Tampon ist kein Kaviar

Sich für das “Free Bleeding” aktiv zu entscheiden, ist für einige ein Luxus. Andere haben keine Wahl. Denn viele Mädchen und Frauen weltweit haben keinen Zugang zu Hygiene- und Menstruationsprodukten – entweder, weil sie nicht verfügbar oder weil sie nicht bezahlbar sind.

Die Periode kostet nämlich Geld. Laut einer Umfrage in Großbritannien geben britische Frauen durchschnittlich 20.500 Euro in ihrem Leben für Menstruationsprodukte aus. Dazu gehören Hygieneprodukte wie Tampons, Binden und Menstruationstassen, als auch Dinge wie Schmerztabletten und neue Unterwäsche.

Zudem werden Hygieneprodukte für die Periode in einigen Ländern so hoch besteuert wie Luxusartikel. In Deutschland waren es bis vor kurzem noch 19 Prozent – und damit so viel wie bei Kaviar und Champagner. Erst seit Beginn des Jahres gilt der ermäßigte Steuersatz von sieben Prozent. Grund dafür war eine erfolgreiche Protestaktion: #FreePeriods. Denn die Periode ist kein Luxus. Ganz im Gegenteil: Für viele Frauen ist sie ein besonders intensive, und oftmals nicht schmerzfreie Zeit. Ein Abend mit Kaviar und Champagner fühlt sich höchstwahrscheinlich anders an.

Aber die Periode der Zukunft ist nicht nur günstiger – sondern auch nachhaltiger. Denn in den vergangenen Jahren erlebt der Markt für Menstruationsprodukte eine regelrechte Revolution. Besonders beliebt ist die Menstruationstasse. Sie kommt in vielen Formen, Größen und Farben und kann bis zu zehn Jahre – bei angemessener Pflege – wiederverwendet werden. Das tut nicht nur dem dem weiblichen Körper, sondern auch der Umwelt gut. Denn herkömmliche Tampons und Binden enthalten oft giftige, chemikalische Inhaltsstoffe.

Bauch raus!

Mutter zu werden, sollte ein Gefühl von Stolz und Glück bedeuten. Für viele Frauen wird dieses Gefühl jedoch überschattet von einer fehlenden gesundheitlichen Versorgung. Vermeidbare Komplikationen vor, während oder nach einer Geburt kostet vielen Frauen weltweit noch immer jeden Tag das Leben. Dabei ist es#IhrGutesRecht, ihr Kind gesund zur Welt zu bringen und es in Sicherheit aufwachsen zu sehen.

Zudem sollte keine werdende Mutter ihren Bauch verstecken müssen oder ihn am besten einen Tag nach der Geburt wieder “loswerden”, wie oft in Boulevardzeitungen angepriesen. Dasselbe gilt auch für Mütter, die ihre Kinder in der Öffentlichkeit stillen – denn nichts ist gesünder für Neugeborene, als die Milch und die Körperwärme der eigenen Mutter.

Verhütung ist Freiheit

Ob in Sachen sexuelle Gesundheit, Kinderwunsch oder individuelle Familienplanung: Der Zugang zu Verhütungsmitteln ist für alle Menschen essentiell. Aber nicht nur die grundsätzliche Verfügbarkeit von modernen Verhütungsmethoden ist entscheidend, sondern auch eine umfassende Aufklärung über die eigenen reproduktiven Rechte und Möglichkeiten. Beides ist nicht immer gegeben: Weltweit können Millionen Menschen – vor allem junge Frauen – über ihre Familienplanung nicht selbst entscheiden.

Dass die Verfügbarkeit von Verhütungsmitteln und das Recht auf Familienplanung ein Ausdruck von Freiheit ist, sieht man immer mehr Produkten auch an. Wie bei diesen Beispielen, bei denen auf den ersten Blick nicht ganz klar ist, ob es sich um etwas Essbares oder um Partydekoration – oder um beides gleichzeitig – handelt. 

Frauenrechte sind Menschenrechte

Spätestens nach diesen Bildern sollte klar sein, dass es allen Menschen zugute kommt, wenn Frauen in ihren reproduktiven Rechten gestärkt werden. Denn Frauenrechte sind Menschenrechte. Period.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

So schön, schräg und bunt kann die Periode sein

Ein Beitrag von Pia Gralki