Warum das wichtig ist
In vielen Teilen der Welt mangelt es an elementaren Frauenrechten – dazu gehört auch das Recht auf individuelle Familienplanung und die Aufklärung über sexuelle Gesundheit. Die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) wollen das bis 2030 ändern. Werde mit uns aktiv, um die Rechte von Frauen zu stärken.

Der Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung ist entscheidend, um Frauen weltweit zu stärken, Sicherheit und Gleichberechtigung zu etablieren und Armut auf der ganzen Welt entgegenzuwirken.

Der Weltbevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA) setzt sich dafür ein, dass Frauen und Mädchen in Ländern mit niedrigem Einkommen in ihrer Familienplanung gestärkt werden. Die Erfolge dieser Arbeit sprechen für sich: Dank der von UNFPA finanzierten Projekte konnte beispielsweise die Müttersterblichkeitsrate weltweit in den vergangenen 29 Jahren um 44 Prozent verringert werden.


Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UNFPA)  
Der Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen (UN) ist der weltweit größte Fonds zur Finanzierung von Bevölkerungsprogrammen. Mit diesem Fonds werden Projekte weltweit unterstützt, die sich für die sexuelle und reproduktive Gesundheit, Familienplanung, Bildung, Gleichberechtigung der Geschlechter und dem Schutz vor Gewalt gegen Frauen und Kinder einsetzen. Mehr dazu hier.

Doch Millionen von Frauen und Mädchen fehlt der Zugang zu einer grundlegenden reproduktiven Gesundheitsversorgung und sexueller Aufklärung. Und das, obwohl er eine entscheidende Rolle für ihre persönliche Weiterentwicklung, Bildungschance und Selbstbestimmung spielt.

Mehr als 25 Jahre nach der ersten Weltbevölkerungskonferenz (ICPD) in 1994, bei der über 179 Regierungen die Relevanz reproduktiver Gesundheit und der Geschlechtergleichstellung offiziell anerkannten, bleibt also noch einiges zu tun. Vor allem, wenn die Weltgemeinschaft die Agenda 2030 erfolgreich umsetzen möchte.

Folgende fünf Missstände sind der Beweis dafür, wie wichtig der Zugang zu reproduktiver und sexueller Gesundheitsaufklärung sowie zu einer sicheren, selbstbestimmten Familienplanung für Frauen und Männer weltweit ist.

1. Mädchen und Frauen, die keine fundierten Entscheidungen über ihre eigenen Körper treffen und ihre Familienplanung nicht selbst in die Hand nehmen können, sind größeren Gesundheitsrisiken ausgesetzt.

In Ländern mit niedrigem Einkommen haben über 23 Millionen Mädchen im Alter von 15 bis 19 Jahren keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln wie Kondomen, Pille oder der Spirale. Das führt dazu, dass laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzungsweise die Hälfte aller Schwangerschaften bei den betroffenen Mädchen ungewollt zustande kommen.

Der fehlende Zugang zu einer modernen Familienplanung – die Methoden wie Verhütungsmittel und Zyklustabellen zur Bestimmung der (un-)fruchtbaren Tage beinhaltet – erschwert Mädchen und Frauen die Planung einer Schwangerschaft erheblich.

Mit einer sicheren, bezahlbaren Gesundheitsversorgung und adäquaten Hilfsmitteln könnten sie es allerdings vermeiden, in jungem Alter schwanger zu werden und dadurch höheren Gesundheitsrisiken ausgesetzt zu sein. Zudem laufen Frauen mit dieser Unterstützung weniger Gefahr, mehrere Kinder in kürzester Zeit zur Welt zu bringen und können selbst entscheiden, wann der richtige Zeitpunkt für ein Kind gekommen ist.

Unabhängig von der besseren Planbarkeit und Sicherheit sind diese Methoden wie die Verhütung mit Kondomen entscheidend, um sexuell übertragbaren Krankheiten vorzubeugen. Und sie sorgen dafür, dass weniger Frauen und Mädchen ungewollte Schwangerschaften oder Abtreibungen durchleben müssen, die zum Teil unter lebensbedrohlichen Umständen durchgeführt werden.

Das “UNFPA Supplies“ Programm des Weltbevölkerungsfonds hat sich dazu verpflichtet, den Zugang zu einer modernen Familienplanung in Ländern mit geringem Einkommen auszuweiten. Allein 2017 konnte nach eigenen Angaben durch die Bereitstellung moderner Verhütungsmittel über 2,3 Millionen potentiellen unsicheren Abtreibungen entgegenwirkt werden.

Doch junge Frauen, die früh schwanger wurden, werden oft zusätzlich durch das anhaltende Stigma einer jungen Mutterschaft benachteiligt. Durch dieses Stigma und durch ein unzureichendes Gesundheitssystem erhalten schwangere Mädchen oft keine angemessene Geburtsvorbereitung. Dadurch ist nicht nur ihre eigene, sondern auch die Gesundheit ihrer Neugeborenen in Gefahr.

Einer Studie zufolge sind Mütter, die bei der Geburt jünger als 25 oder älter als 35 Jahre alt waren, einem größeren Risiko ausgesetzt, zu sterben. Mädchen, die bei der Geburt unter 20 Jahre alt waren, sind zudem gefährdeter, an starken Krämpfen während der Schwangerschaft zu leiden oder an Endometriose oder Infektionen zu erkranken.

2. Mädchen, die ungewollt schwanger werden, brechen häufiger die Schule ab oder müssen ihre Ausbildung unterbrechen.

Mädchen, die schwanger werden, verlassen oft die Schule aufgrund sozialer Stigmata oder weil sie sich im ihr Kind kümmern müssen – dieser Umstand gilt für die ganze Welt.

In den USA geben ein Drittel aller Mädchen, die die höhere Schule abbrechen, eine vorzeitige Schwangerschaft als Hauptursache für den Bildungsabbruch an.  

Nur etwa 40 Prozent aller Mütter im Jugendalter schließen in den USA ihre höhere Schulausbildung ab. Weniger als zwei Prozent von ihnen schaffen es, im Alter von 30 Jahren ein Hochschulstudium abzuschließen.

In Subsahara-Afrika besuchen mehr als 31 Millionen Mädchen derzeit keine weiterführende Schule – viele von ihnen aufgrund einer frühen Eheschließung oder einer vorzeitigen Schwangerschaft.

Durch die fehlende Bildung und Möglichkeiten, wertvolle Fähigkeiten auszubilden, bleiben viele dieser jungen Frauen auf dem Arbeitsmarkt oder bei wirtschaftlichen Perspektiven auf der Strecke. Ohne die Aussicht auf ein sicheres Einkommen sind diese Frauen finanziell abhängig und können sich und ihre Familien häufig schlechter ernähren. Viele von ihnen leben daher in oft ärmlichen Verhältnissen.

Kinder, die von Eltern im Jugendalter aufgezogen werden, erbringen oft niedrigere Leistungen in der Schule. Dadurch sind auch sie gefährdeter, zukünftig unter der Armutsgrenze zu leben und die Schule abzubrechen. Und sie werden oft selbst wieder junge Eltern, so wie ihre eigenen.

3. Wenn Frauen ihre eigene Zukunft nicht planen können, ziehen sie bei Jobperspektiven oft den Kürzeren.

In Ländern mit geringem Einkommen nehmen Frauen über 43 Prozent aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft ein. Hätten sie Zugriff auf dieselben Ressourcen wie Männer, könnten sie die Gewinne des jeweiligen Betriebs um bis zu 30 Prozent steigern. Das hätte einen enormen Einfluss auf die gesamte Produktionsleistung dieser Länder und würde eine Steigerung von bis zu vier Prozent ermöglichen, so die UN. Diese Erhöhung wiederum könnte die Anzahl an hungernden Menschen weltweit um 12 bis 17 Prozent verringern.

Aber es sind nicht nur Frauen, die in der Landwirtschaft arbeiten, die durch fehlende sexuelle Gesundheitsversorgung und mangelnde Familienplanung benachteiligt werden. Frauen auf der ganzen Welt sind ohne diesen Zugang dreimal so gefährdet, arbeitslos zu sein, belegt eine Studie.

“Diese Studie beweist, dass eine eingeschränkte Rechtsgrundlage der Gesundheit von Frauen und Kindern schadet und dass diejenigen, die diese Entscheidung treffen sollten, die Patientinnen – also die Frauen selbst – sind,“ sagt Dr. Jenny Abrams, die bei der von Ärzt*innen geleiteten Kampagnenorganisation “Physicians for Reproductive Health“ arbeitet, gegenüber der Online-Plattform Rewire.

Wenn Frauen nicht selbst über ihre Familienplanung und Zukunft entscheiden dürfen, können sie nicht ihr volles Potential ausschöpfen – ob in akademischer, wirtschaftlicher oder persönlicher Hinsicht.

“Jemanden davon abzuhalten, aus ärmlichen Verhältnissen zu entfliehen, hat einen riesigen Einfluss (…) Ich kenne viele Frauen, die bereits große Familien haben und denken, dass sie kein weiteres Kind mehr versorgen können“, sagt Abrams. “Ich sehe viele einkommensschwache Familien mit vielen Kindern und den Druck, den ihre Eltern verspüren, mehrere Jobs zu haben und alles dafür zu tun, um sich über Wasser zu halten.“

Auf der ganzen Welt sind es verhältnismäßig oft Frauen, die die Hürden der Kindererziehung tragen müssen. Das zwingt viele von ihnen dazu, ihre Arbeit aufzugeben oder auszusetzen. Dadurch ist es für diese Frauen schwieriger, nach ihrer Auszeit wieder eine Arbeit zu finden oder eine eigene Karriere aufzubauen.

4. Der fehlende Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsversorgung trifft vor allem diejenigen, die sozial benachteiligt sind.

Wenn es um die Versorgung mit einem hochwertigen und bezahlbaren Gesundheitswesen geht, lassen sich bereits in einzelnen Gemeinden große Ungleichheiten erkennen. In New York beispielsweise sind BIPOC-Frauen (Black, Indigeneous, People of Color) zwölfmal so gefährdet, an Komplikationen während der Schwangerschaft zu leiden oder sogar währenddessen zu sterben, als weiße Frauen. Das liegt vor allem daran, dass sie nicht dieselben wirtschaftlichen Möglichkeiten und Zugriff auf gesundheitliche Versorgung haben.

“Frauen aus armen Verhältnissen haben oft wenig oder gar keinen Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsvorsorge, was zu ungewollten Schwangerschaften, einem erhöhten Risiko von Krankheiten oder gar dem Tod vor oder nach einer Geburt führen kann. Zudem sind sie oft dazu gezwungen, die Geburt alleine durchzuführen, ohne Beistand oder einerm Arzt, einer Ärztin, Krankenschwester oder Hebamme“, erklärt UNFPA.

Geschätzte 232 Millionen Frauen und Mädchen weltweit warten derzeit auf den Zugang zu einer sexuellen und reproduktiven Gesundheitsvorsorge.

5. Wenn Mädchen und Frauen keinen Zugang zu sexueller und reproduktiver Gesundheitsvorsorge haben, setzt sich die Ungleichheit der Geschlechter fort.

In vielen Gemeinden dieser Welt schränken kulturelle Normen die Entscheidungsfreiheit von Frauen ein – das gilt vor allem für ländliche Gemeinden in Ländern mit geringem Einkommen. In einer patriarchalen Gesellschaft, in der konservative Geschlechterrollen fest verankert oder festgefahrener sind, werden Frauen noch oft an ihrer Gebärfähigkeit gemessen.

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Männer in solchen Kulturen wiederum neigen dazu, sich weniger mit Familienplanung auseinandersetzen, halten aber dennoch die gesamte Entscheidungsmacht über zentrale Bereiche inne, die das Leben von Frauen betreffen. Dazu gehören Entscheidungen, ob Verhütungsmittel zum Einsatz kommen, wann und wenn ja, welche Art von Gesundheitsvorsorge Frauen aufsuchen dürfen und wie groß ihre Familie sein sollte.

“Obwohl Verhütungsmittel in den vergangenen Jahren weitaus zugänglicher geworden sind, haben immer noch Millionen von Frauen keinen Zugriff auf diese und auf die reproduktiven Entscheidungen, die mit ihnen zusammenhängen“, erklärt Dr. Natalia Kanem, Direktorin von UNFPA, in einer Pressemitteilung. “Ohne diesen Zugang fehlt ihnen [den Frauen und Mädchen] das Recht, über ihren eigenen Körper zu bestimmen, und damit, ob sie schwanger sein möchten und wenn ja, wann sie es möchten.“

“Ohne diese Macht, die sich auf so viele Lebensbereiche – von Bildung über das Einkommen bis zur eigenen Sicherheit – auswirkt, sind Frauen nicht dazu in der Lage, ihre eigene Zukunft selbst in die Hand zu nehmen“, fügt sie hinzu.

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Ein Beitrag von Sushmita Roy  und  Pia Gralki