Coldplay hat 6 Bundesstaaten in Brasilien dazu aufgefordert, den Amazonas zu schützen – das ist passiert

Autor: Camille May

Credit: Leo Correa/AP

Schon 2019 kam es zu mehr als 30.000 Bränden im Amazonas-Regenwald, die Gemeinden, Schutzgebiete und wertvolle Ökosysteme zerstörten. Schuld daran waren lokale Holzfäller*innen und private Unternehmer*innen. Auch 2022 ist die "Lunge unserer Welt" noch immer durch die rücksichtslose Abholzung und die Klimakrise bedroht.

Dagegen muss was getan werden!

Der Meinung waren auch Coldplay. 2021 nutzte die Rockband, übrigens schon langjähriger Partner von Global Citizen, ihre Reichweite, um wichtige Zusagen zum Schutz dieser wertvollen natürlichen Ressource zu verbreiten.

So haben sie beispielsweise im Vorfeld von Global Citizen Live am 25. September via Twitter acht Staatsoberhäupter aus dem Amazonasgebiet und dem Nordosten Brasiliens dazu aufgefordert, sich an der Global Citizen Kampagne zum Schutz der Umwelt zu beteiligen. Ihre klare Message: "Ihr habt die großartige Gelegenheit, Geschichte in Sachen Klimaschutz zu schreiben. Werdet ihr euch uns bei #GlobalCitizenLive mit Zusagen zum Schutz und zur Anpassung anschließen?" 

In den Wochen nach der Veröffentlichung wurden daraufhin Tausende von Global Citizens zusammen mit Coldplay, Re:Wild und dem Center for Environmental Peacebuilding (CEPB) aktiv. Auch sie forderten die Regierungen der brasilianischen Bundesstaaten und andere dazu auf, die rasante Zerstörung eines der wichtigsten Ökosysteme der Welt zu stoppen. 

Sechs der acht brasilianischen Bundesstaaten folgten dem Aufruf: Amapá, Amazonas, Ceará, Piauí, Pará und Paraíba kündigten Zusagen im Einklang mit den Global Goals der Vereinten Nationen (UN) und Netto-Null-Emissionen an – eine Initiative, die im Rahmen des Pariser Klimaabkommens 2015 ins Leben gerufen wurde. 

Die brasilianischen Staats- und Regierungschef*innen, von denen einige an der "Entwaldungsgrenze" liegen, verpflichteten sich, die Emissionen erheblich zu reduzieren und mehr als 1,7 Millionen Hektar wichtiger Wälder für geschützt zu erklären. Doch das war noch nicht alles. Diese sechs Bundesstaaten verpflichteten sich außerdem, landesweite Klimaschutz- und Anpassungspläne zu erstellen, die zum Schutz von über 305 abgelegenen, teilweise unkontaktierten indigenen Gemeinden in der Region beitragen sollen.

"Als Staatsoberhäupter haben wir die Aufgabe, wirksame Maßnahmen zu ergreifen, um unsere größten Ressourcen wie den Amazonas-Regenwald zu schützen", sagte Wilson Miranda Lima, Gouverneur des Bundesstaates Amazonas, der bei Global Citizen Live vier Klimazusagen bekannt gab. 

Die drei nordöstlichen Bundesstaaten Ceará, Piaui und Paraiba sind hingegen mit einer anderen Klimakrise konfrontiert – der Wüstenbildung. Die Region, die überwiegend aus Küsten- und Halbtrockengebieten besteht, verliert durch steigende Temperaturen, Landrodung und Abholzung schnell ehemals fruchtbares Land an die Wüste. Fast 53 Millionen Menschen drohen ihre Lebensgrundlage zu verlieren, da längere Dürreperioden große bäuerliche Subsistenzgemeinschaften bedrohen und Armut verstärken.

Abholzung, Vertreibung und Dürre veranlassen zum Handeln

Seit 2015 nutzen Coldplay als langjährige Umweltschützer ihre Plattform, um sich über die Musik hinaus für wichtige Themen einzusetzen. 

"Ich möchte eine längerfristige Beziehung zwischen Künstler*innen und den Menschen aufbauen, die wirklich versuchen, etwas in der Welt zu verändern", sagte Chris Martin 2015 dem Rolling Stone, als der Frontmann der Band als Kurator des Global Citizens International Festival fungierte.  

Klimaschutz ist ein zentrales Anliegen von Coldplay und die Klimakatastrophe im brasilianischen Amazonasgebiet und im Nordosten des Landes veranlasste sie zum Handeln.

Warum der Amazonas so eine einmalige Stellung im Klimaschutz hat und braucht

Mehr als 24 Millionen Menschen und die Hälfte aller Pflanzen und Tiere der Erde sind im Amazonas-Regenwald zu Hause, doch die fortschreitende Abholzung und Landnahme bedrohen das äußerst artenreiche Ökosystem. 

Eine Kombination aus vom Menschen verursachten und natürlichen Katastrophen hat dazu geführt, dass Millionen von Menschen vertrieben und in weniger als elf Monaten mehr als zwei Millionen Hektar Wald verwüstet wurden – die höchste Rate seit 15 Jahren. Bis Mai 2019 stieg die Entwaldung im brasilianischen Amazonasgebiet um 34 Prozent und erreichte damit den höchsten jemals verzeichneten Stand. 

2021 riefen Global Citizen und unsere Partner Unternehmen und Regierungen dazu auf, ihre Bemühungen zu verstärken und sich im Rahmen unserer einjährigen Kampagne Recovery Plan for the World – ein Aktionsplan für eine gerechte Welt nach der Pandemie zu verpflichten, die Ärmsten der Welt vor der Klimakrise zu schützen. Coldplay schloss sich mit anderen Künstler*innen, Global Citizens und nichtstaatlichen Partnerorganisationen an, um die Welt im Vorfeld der UN-Klimakonferenz (COP26) im November desselben Jahres zum dringenden Schutz der Umwelt aufzurufen, auch wenn dieser ziemlich enttäuschende Ergebnisse mit sich brachte.. 

Mit dem Aufruf an die brasilianischen Gouverneure soll der Schutz von fast 60 Prozent des Amazonas-Regenwaldes gefordert werden. Da die Regierung von Präsident Jair Bolsonaro keinerlei Maßnahmen ergreift, liegt es zunehmend an den Regierungen der Bundesstaaten und Kommunen, Initiativen zu ergreifen, die ökologisch und sozial verantwortlich sind.  

Zum Schutz des Amazonas, des Nordosten Brasiliens und seiner Bewohner*innen braucht es Zusammenarbeit und Aktivismus

Als zweitgrößter brasilianischer Bundesstaat und größter CO2-Emittent ist der Staat Pará die Heimat der Xingu- und Kayapo-Stämme. Doch die jahrelange illegale Abholzung und die Zunahme von Kautschukplantagen haben zu landesweiten gewalttätigen Zusammenstößen zwischen den Stammesgemeinschaften und den lokalen Behörden geführt. Geringe Beschäftigung und hohe Armutsraten haben ebenfalls zur Abholzung in der Region geführt. 

Die Abholzung der Wälder ist ein großer Faktor in der Klimakrise. Das ist besonders dramatisch, da der Amazonas in besonderem Ausmaß zum Ausgleich der globalen Kohlenstoffdioxidemissionen beiträgt, indem er fast 200 Gigatonnen Kohlenstoffdioxid speichert. Diese wertvolle globale Ressource ist eines der besten Mittel der Welt, um das wärmespeichernde CO2 aus der Atmosphäre herauszuhalten. Da jedoch immer mehr geschützte Flächen in Privatbesitz, Rinder- und Sojafarmen umgewandelt werden, stößt der Amazonas nun mehr CO2 aus, als er aufnehmen kann.

Mauro O'de Almeida, Umweltminister des Bundesstaates Pará, gab bei Global Citizen Live in New York City vier Zusagen bekannt, darunter das Versprechen, das Flusseinzugsgebiet des Iriri bis Ende 2022 zu schützen. Diese Zusagen zeigen deutlich, wie wichtig es ist, gewählte Beamte für Veränderungen zur Verantwortung zu ziehen. 

"Wenn es um die Klimakrise, die Klimapolitik und andere Themen geht, sind die Zentralregierungen und die Bundesregierungen wichtig, aber auch die Regierungen der Bundesstaaten und der Städte", sagte Rubén Escalante Hasbún, politischer Referent und Repräsentant in Genf für Global Citizen. 

"Wir hatten das Glück, brasilianische Expert*innen und Aktivist*innen vor Ort zu haben, die uns aus Brasilien unterstützten und es ist wichtig, dass wir diese sechs Staaten, die bereit und in der Lage sind, sich zu engagieren, sichtbar machen", fügte er hinzu.  

Während der Kampagne arbeiteten Global Citizen und Coldplay zusammen mit Re:wild, einer Organisation, die mehr als 35 Partner*innen in ganz Brasilien unterstützt. Gemeinsam setzen sie sich für den Erhalt von mehr als 99,8 Millionen Hektar geschützter Gebiete und Landtitel von 120 indigenen Communities ein. 

"Die starke Partnerschaft zwischen Re:wild, Global Citizen und CEPB (Anm. der Redaktion: Center for Environmental Peacebuilding) war wirklich eine katalytische Kraft im brasilianischen Amazonasgebiet, wo der Umweltschutz seit Jahren nur langsam vorankommt", sagte Rodrigo Medeiros, Re:wild Senior Brazil Associate.

"Kurzfristig bieten diese Zusagen die Möglichkeit, die verheerende Umweltzerstörung im Land umzukehren, die sich nicht nur auf die Tierwelt, die Wildnis und das Klima auswirkt, sondern auch auf das Leben der Menschen und ihre Chancen auf eine menschenwürdige Zukunft, insbesondere derjenigen, deren Überleben unmittelbar vom Amazonasgebiet abhängt", so Rodrigo weiter. 

"Langfristig bedeutet dies für uns alle als Global Citizens die ultimative Chance, auf einem gesunden und nachhaltigen Planeten zu leben."

Global Citizen arbeitet zudem mit dem Center for Environmental Peacebuilding zusammen, einer Organisation, die sich für Umwelt- und Klimagerechtigkeit einsetzt, um die am meisten gefährdeten Regionen und Communities der Welt zu schützen.

"Die Rolle von Global Citizen in Zusammenarbeit mit Re:wild war entscheidend, um die Dringlichkeit der Klimaproblematik in Brasilien zu verdeutlichen. Die Zusagen der brasilianischen Staaten während Global Citizen Live waren entscheidend, um erneut die notwendige Aufmerksamkeit auf dieses ernste Thema zu lenken. Die Erfüllung dieser Zusagen ist keine Alternative mehr, sondern eine dringende Notwendigkeit" –  Max Almeida, Projektleiter beim CEPB

Als Ergebnis dieser und anderer Partnerschaften wurden beim 24-stündigen Global Citizen Live am 25. September 2021 finanzielle Zusagen in Höhe von mehr als 1,1 Milliarden US-Dollar zum Schutz der Umwelt und zum Beenden extremer Armut bekannt gegeben, zusätzlich zu den Zusagen, 157 Millionen Bäume zu pflanzen, wiederherzustellen und zu schützen.

Brasilianische Zusagen zeigen Fortschritte – und Auswirkungen – auf die Klimakrise

Derzeit arbeitet das Global Citizen Impact Team hinter den Kulissen an der Umsetzung eben dieser und weitergehender Zusagen, indem es die Verantwortlichen zur Rechenschaft zieht – und bisher zeigen die sechs brasilianischen Staaten vielversprechende Fortschritte. 

"Der Bundesstaat Amazonas hat alle notwendigen Bemühungen unternommen, um die mit Global Citizen vereinbarten Zusagen und Ziele umzusetzen", sagte Eduardo Costa Taveira, Staatssekretär für Umwelt im Bundesstaat Amazonas. 

Der Staat ist bei Global Citizen Livevier Umweltzusagen eingegangen, die darauf abzielen, die Schutz- und Erhaltungspläne zu stärken und illegale Aktivitäten in von Indigenen bewohnten Gebieten zu beenden. 

"Die Operation Tamoiotatá ist eine Task Force zur Bekämpfung der illegalen Abholzung und es gibt die Initiative zur Verringerung der Emissionen und der Zahlungen für Umweltleistungen durch die Einführung des Programms Bolsa Floresta", fügte Taveira hinzu. 

Die Tamoiotatá Task Force ist für den Schutz der Waldgebiete vor illegaler Abholzung, vorsätzlichen Bränden und anderen Umweltverbrechen zuständig. Bolsa Floresta, ein von Freiwilligen geführtes Programm zum Schutz und zur Zusammenarbeit mit den traditionellen Communities des "tiefen Amazonas", fördert die Erhaltung der Wälder, indem es Arbeitsplätze und Einkommen für sie schafft.

Artur Bruno, der Umweltminister des Bundesstaates Ceará, berichtete Global Citizen, wie die Einführung des Programms für leitende Wissenschaftler*innen und die Erstellung eines landesweiten Treibhausgasinventars dem nordöstlichen Bundesstaat hilft, seine Anpassungs- und Schutzpläne zu erfüllen. 

"Dies sind wichtige Instrumente, denen wir in den kommenden Monaten Priorität einräumen wollen, damit Ceará einen Plan für die Klimakrise hat und wir uns an dieser internationalen Bewegung zur Reduzierung der Treibhausgase beteiligen können, indem wir sauberen und erneuerbaren Energien den Vorrang geben", so Bruno.  

Der Bundesstaat Ceará im trockenen Nordosten Brasiliens kündigte bei Global Citizen Live drei Zusagen an, die darauf abzielen, Klimaanpassungsprogramme, Netto-Null-Emissionen und die Ausweitung geschützter Waldgebiete zu priorisieren. Der Bundesstaat ist einer der drei oben genannten, die  mit einer zunehmenden Wüstenbildung konfrontiert sind, da die Klimakrise wichtige Grundwasserreserven austrocknet.

Wichtige und richtige Ansätze also. Doch da die Klimakrise mit zunehmender Geschwindigkeit voranschreitet, drängt die Zeit für den größten Regenwald der Welt und den Rest der brasilianischen Umwelt! Es liegt an uns als Global Citizens, die führenden Politiker*innen der Welt zu drängen, unsere Umwelt zu schützen, dringende Maßnahmen gegen die Klimakrise zu fordern, die globale Erwärmung zu begrenzen und vor allem die Gefährdetsten vor den Auswirkungen zu schützen. Unsere Zukunft hängt von uns ab

Global Citizens setzen sich seit mehr als einem Jahrzehnt dafür ein, extreme Armut zu beenden. Jetzt sind die Stimmen der Global Citizens wichtiger denn je und wir brauchen internationale Zusammenarbeit, Solidarität und ein gemeinsames Verständnis, um die Systeme und Überzeugungen zu überwinden, die sie verursachen. 

Schließe dich uns an, um JETZT extreme Armut zu beenden und JETZT die Klimakrise zu bekämpfen. Werde mit anderen Global Citizens weltweit aktiv und handle gemeinsam mit Regierungen, Unternehmen und Philanthrop*innen, um die Welt zu verändern.