Ein schneebedeckter Fluss in Indien? So mag es auf den ersten Blick vielleicht aussehen, aber bei Temperaturen über 43 Grad Celsius kann das ja nicht sein.

In Wirklichkeit zeigt dieses Foto den Yamuna Fluss in Indien, der mit einer unerwarteten und insgesamt sehr unerfreulichen Substanz bedeckt ist: mit giftigem Schaum.

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Der französische Fotograf Zacharie Rabehi hat die Flussverschmutzung in seiner Bilderserie „Toxic City“ festgehalten.

Die indische Regierung hat in den letzten 22 Jahren rund zwei Milliarden Rupien (knapp 300 Millionen Euro) für Bemühungen ausgegeben, den Fluss zu reinigen. Aber menschliche und tierische Exkremente, Schutt, industrielle Abfälle und verunreinigtes Abwasser haben den heiligen Fluss in eine wahre Giftmülldeponie verwandelt.

Laut 'Business Insider' ist die Verschmutzung sogar so stark, dass „der Fluss als tot angesehen wird. Das bedeutet, dass er nicht länger genügend Sauerstoff mit sich führt, so dass auch keine Fische mehr darin leben.“

Ein Grund, warum es in Indien immer wieder zu solch verschmutzten Flüssen kommt, ist der Mangel an sauberem Wasser und sanitären Anlagen für die vielen Menschen, die in Armut leben. Das führt dazu, dass die Menschen ihre Notdurft im Freien verrichten, was dann letztendlich in den Flüssen und Strömen des Landes endet. Laut einer Studie mangelt es dem halben Land an angemessenen Sanitäranlagen.

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Die Verschmutzung des Yamuna Flusses steht allerdings in einem viel größeren Umweltkontext in dem sich rasch entwickelnden Indien. Denn es sind nicht nur die Flüsse, die verdreckt sind. Delhi, die Stadt wo der giftige Schaum auf dem Fluss entstanden ist, hat Peking als dreckigste Stadt der Welt den Rang abgelaufen, wie 'Newsweek' berichtete.

Eine andere Studie hat sogar gezeigt, dass der Grad an Umweltverschmutzung in Indien so hoch ist, dass die Zahl an vorzeitigen Todesfällen im Land in den letzten 25 Jahren um 150 Prozent gestiegen ist.

Indien bemüht sich, der Wasser- und Luftverschmutzung an mehreren Fronten Herr zu werden: die Regierung hat zum Beispiel erst kürzlich die Umsetzung von Regelungen angekündigt, nach der alle Fahrzeuge bis spätestens zum Jahr 2030 mit elektrischem Strom betrieben werden müssen.

Außerdem wurden der Ganges und auch der Yamuna Fluss zu „lebendigen Lebewesen“ erklärt, in der Hoffnung, so die Wasserverschmutzung zu reduzieren. Zudem wurde die sogenannte „Swachh Bharat“-Kampagne eingeführt, die Indien über das Verrichten seiner Notdurft in der Öffentlichkeit aufklären soll.

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Allerdings scheint die 'schaumige' Umweltkatastrophe auf unterschiedliches Bewusstsein zu stoßen. Wie das Online-Magazin „Wired“ berichtet, zieht der vergiftete Yamuna Fluss immer mehr Instagrammer an, die ein sogenanntes „smog selfie“ schießen wollen.

Bleibt zu hoffen, dass alle vom Yamuna-Fluss geschossenen Bilder letztendlich dazu beitragen werden, das Bewusstsein für Umweltschutz zu stärken und Kräfte anzuregen, um Indiens Umwelt in Zukunft besser zu schützen. Denn Indien kann definitiv mehr Kulissen bieten als nur für „smog selfies“.

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Ein Beitrag von Phineas Rueckert