Für die einen ist das Kopftuch ein Symbol ihres Glaubens, für andere ein Symbol der Unterdrückung. Im Iran haben die Frauen keine Wahl. Seit der islamischen Revolution 1979 sind alle Frauen im Iran dazu gezwungen, ein Kopftuch zu tragen, wenn sie am öffentlichen und gesellschaftlichen Leben teilnehmen.

Die niederländische Fotografin Marinka Masséus fotografierte Iranerinnen in einem Apartment in Teheran. Die Protagonistinnen spielten mit ihren Schleiern, warfen sie in die Höhe, zeigten ihr – zum Teil gefärbtes – Haar. Zwar verbarden die meisten ihr Gesicht hinter den bunten Tüchern und doch erkennt man ihre Botschaft: Ein Plädoyer für die Freiheit und Selbstbestimmtheit. Das Projekt mit dem Namen „My Stealthy Freedom Iran“ ist eine kunstvoll inszenierte Rebellion.

"Ich hoffe, dass ich eines Tages meine Stimme erheben und mein Land frei und stolz machen kann."

Zitat einer Fotografierten (anonym)


Schon in der Schule werden Mädchen dafür gerügt, wenn sie sich die Nägel lackieren oder „aufreizende“ Kleidung tragen. Dennoch sieht man auf den Straßen Teherans Frauen mit locker gebundenen Kopftüchern in knalligen Farben, mit High-Heels und engen Hosen. Einige reizen ihre Freiheit aus – so weit es eben geht.

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"Ich darf meine Individualität nicht ausdrücken. Ich wünschte, ich könnte ausbrechen."

Zitat einer Fotografierten (anonym)


Auch in Deutschland war die Kopftuch-Pflicht im Iran vor kurzem ein Thema. Wegen der jüngsten Proteste im Iran sah man die Leiterin des ARD-Auslandbüros in Teheran, Natalie Amiri, einige Male im deutschen Fernsehen – mit Kopftuch. Es folgte eine Welle der Empörung. Nicht jeder wollte akzeptieren, dass Amiri mit Kopftuch vor die Kamera tritt. Doch Amiri erklärte: „Dies ist keine Frage der eigenen Entscheidung. Im Iran gilt das Gesetz für alle Frauen.“

"Als Mädchen wollte ich keiner Regel folgen, die mir aufgezwungen wurde. Aber ich hatte keine Wahl, denn wenn du hier etwas nicht befolgst, wird es Konsequenzen haben. Ich wollte mich und meine Familie auf keinen Fall in Schwierigkeiten bringen, also habe ich die Regeln befolgt, aber das hat mich nicht zu einer Gläubigen gemacht."

Zitat einer Fotografierten (anonym)

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Nicht zum ersten Mal beschäftigt sich die Fotografin mit Menschenrechten und setzt sich mit ihren Bildern gegen Unterdrückung ein. In einem anderen Projekt, porträtierte Masséus Albino-Kindern in Tansania.

"Ich wollte den Wind in meinen Haaren und die Sonne auf meiner Haut spüren. Ich fühlte mich wie ein Vogel, eingesperrt in einen Käfig. Ich möchte anders leben, als es mir die Regierung aufzwingt. Ich fühle mich in dem Schleier und dem Hidschab wirklich gefangen.“

Zitat einer Fotografierten (anonym)

"Ich begrüße das Recht, dass jede Frau ein Kopftuch tragen kann, wenn sie möchte", sagt Masséus. "Aber viele iranische Frauen hassen das obligatorische Kopftuch - sie sehen es als Symbol der Unterdrückung an", sagte Masséus im Guardian. Masséus sei beeindruckt gewesen von dem Kontrast zwischen dem unterdrückendem Regime und den unabhängigen, modernen Frauen, die sie dort traf. "Sie haben mir alle das Gleiche gesagt: Wir haben zwei Gesichter, eins für die Außenwelt, um sicher zu sein und eins für das Innere."

Editorial

Gerechtigkeit fordern

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Ein Beitrag von Jana Sepehr