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Zuletzt war es ruhig geworden um die Todesopfer im Mittelmeer. Sie ertranken im Stillen. Im Januar waren es 243 Menschen. Im Februar 196. Dann 67. 109. 48.

Während die Zahlen sanken, wendeten auch die Medien ihren Blick ab. Die Bilder verschwanden und mit ihnen die Aufmerksamkeit. Doch nun, im Juni, starben wieder 629 Menschen. 12.677 kamen lebend an.

Die zwei wichtigsten Fragen müssen lauten: Wie kann das sein? Und: Ließe sich dieses Szenario verhindern?

Um die erste Frage beantworten zu können, blicken wir aufs Wetter, die Politiker und die Seenotrettung:

1. Das Wetter

Im Sommer, wenn das Wetter und die See milder sind, machen sich deutlich mehr Boote mit Flüchtlingen an Bord auf den Weg. Deshalb steigen auch die Todeszahlen in den Sommermonaten. Doch das ist nur ein Teil der Wahrheit. Denn in diesem Juni gab es deutlich mehr Tote als im gleichen Zeitraum in den Jahren zuvor.  

2. Die EU-Politiker

Was hat sich also verändert? Das politische Klima in Europa ist rauer geworden – vor allem seitdem die Regierungen in Österreich, Italien und Niederlande wechselten. Besonderen Streit gibt es um die Dublin-Verordnung, die besagt, dass das Land für einen Asylbewerber zuständig ist, auf dem er zum ersten Mal EU-Boden betreten hat. Vor allem die Mittelmeerstaaten Griechenland und Italien haben dadurch einen offensichtlichen Nachteil. Ein fester Verteilungsschlüssel für Flüchtlinge innerhalb der EU konnte bisher nicht in die Praxis umgesetzt werden.

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Am vergangenen Wochenende kamen nun die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel zusammen, um eine gemeinsame Linie für die Migrationspolitik zu finden. Nach zähen Verhandlungen einigten sie sich auf den einzig gemeinsamen Nenner und der lautet: Ein stärkerer Schutz der EU-Außengrenzen.

Auch innerhalb der deutschen Regierung wird der Umgang mit Geflüchteten heftig diskutiert. Als mögliche Folge könnte es zu stärkeren Grenzkontrollen und eine Verschärfung der Asylpolitik kommen.

3. Die zivile Seenotrettung

Als im Jahr 2016 noch besonders viele Flüchtlinge kamen, waren rund ein Dutzend zivile Rettungsboote auf dem Mittelmeer unterwegs. In den vergangenen Monaten sank die Zahl auf sechs Boote. Eigentlich sollten wieder mehr Rettungsschiffe unterwegs sein, um noch mehr Tote zu verhindern, tweetete IOM-Sprecher Flavio Di Giacomo. Doch das Gegenteil ist passiert. Defacto ist derzeit kein einziges Boot mehr draußen.

Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Doch fast alle sind politisch. So wurde das Aufklärungsflugzeug der deutschen Hilfsorganisation “Sea-Watch” zur Seenotrettung in Malta festgesetzt. Die maltesischen Behörden hätten alle Flüge in das Gebiet vor Libyen untersagt, teilte die Organisation mit.

Italien verbot einem mit Hunderten aus Seenot geretteten Bootsflüchtlingen die Einfahrt in die Häfen ihres Landes. Das zivile Rettungsschiff „Aquarius“ musste nach mehrtägiger Irrfahrt übers Meer in den spanischen Hafen von Valencia einlaufen. Mehr als 600 Menschen waren an Bord.

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Und auch das Schiff der deutschen Organisation “Mission Lifeline” sitzt fest. Gegen den Kapitän wird ermittelt. Der Vorwurf: Er sei ohne richtige Registrierung in maltesische Gewässer gefahren.

Die Antwort auf die zweite Frage könnte lauten: Ja, dieses Szenario ließe sich verhindern. Gelder für Entwicklungszusammenarbeit müssen erhöht werden. Sie müssen so eingesetzt werden, dass es die Menschen erreicht und sie in ihrer Heimat eine Perspektive haben. Denn die Menschen machen sich nur auf den Weg übers Mittelmeer wenn sie glauben, dass die lebensgefährliche Überfahrt sicherer ist, als ein Leben in ihrer Heimat.

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Ein Beitrag von Jana Sepehr