In Deutschland werden 70 Apfelsorten angebaut und doch finden wir im Sortiment von Supermärkten nur etwa 20 im Angebot, die oftmals mit anderen aus Südafrika, Argentinien, Australien, Chile oder Neuseeland konkurrieren müssen. Denn diese sind oftmals günstiger und so lagern die Händler*innen unsere lokalen Äpfel, bis die Früchte von der Südhalbkugel aufgebraucht sind. Der Markt ist international ausgerichtet und gleichzeitig wollen Supermärkte ganzjährig die leckere Frucht anbieten und exportieren somit aus dem Ausland.

Das Lebensmittelsystem ist dadurch stark verzweigt – die Früchte, das Gemüse und die Körner, die wir in unsere Einkaufskörbe legen, wurden oft Tausende von Kilometern entfernt angebaut und verarbeitet.

Tatsächlich ist dieses System für etwa ein Drittel der Treibhausgasemissionen verantwortlich, die die Erdatmosphäre aufheizen – mit weitreichenden Konsequenzen für die Produktion unserer Nahrungsmittel: Umso mehr sich der Planet erwärmt, umso schwieriger wird es, bestimmte Pflanzen anzubauen.

Auch hat der Einsatz von Maschinen, Monokulturen und Chemikalien in der industriellen Landwirtschaft weltweit zu einer Verschlechterung der Böden, massiver Abholzung der Wälder und zur Verschmutzung der Wasserquellen geführt. Gleichzeitig können sich viele Gemeinden, die Lebensmittel für das globale System anbauen, nicht genug zu essen leisten

Bei allem geht etwas Entscheidendes verloren: unsere Verbindung zur Natur und zur Tierwelt, die unsere Ernährung erst möglich machen. Wenn du im Supermarkt deine Tomaten raussuchst, denkst du dann an die monatelange Arbeit, die es gekostet hat, diese anzubauen? Unser von der Natur losgelöster Konsum macht es zudem schwerer auf natürliche Weise, neue Nahrungsmittel zu erzeugen

Zum Glück wachsen die Bewegungen für Lebensmittel- und Klimagerechtigkeit weltweit. Kleinbäuer*innen, Umweltaktivist*innen und indigene Organisationen decken die Gefahren des globalen Ernährungssystems auf. Sie setzen sich für ein alternatives Modell der Lebensmittelproduktion ein, die das Wohl der Umwelt und der lokalen Gemeinschaften in den Vordergrund stellt.

Inzwischen weisen uns viele Hobbygärtner*innen darauf hin, dass es möglich ist, in Vorstädten und Städten Nahrungsmittel anzubauen und zu ernten, um sich selbst zu versorgen. Zudem zeigt der südafrikanische Landwirt Gugulethu Mahlangu, wie genügend Lebensmittel angebaut werden können, um alle Menschen auf der Welt zu ernähren und gleichzeitig die Gesundheit des Bodens zu erhalten. 

Am Ende liegt es an uns allen als Verbraucher*innen. Um das globale Lebensmittelsystem zu verändern, müssen wir unsere Ernährungsgewohnheiten hinterfragen und uns für Lebensmittel entscheiden, die der Ernährungs- und Klimagerechtigkeit dienen. Hier erfährst du, wie du die Umwelt mit sechs einfachen Schritten unterstützen und das Lebensmittelsystem umdenken kannst. 

1. Beteilige dich an einem Gemeinschaftsgarten oder schließe dich einer Landwirtschaftsgemeinschaft an

Mit der weltweiten Zunahme industrieller Landwirtschaft waren viele Kleinbäuer*innen gezwungen, ihr Land zu verkaufen, weil sie mit den Preisen der Großbetriebe nicht konkurrieren konnten. Einige Landwirt*innen leisteten jedoch Widerstand und entwickelten alternative Produktionsmodelle, um im Geschäft zu bleiben. 

Ein Beispiel ist die Landwirtschaftsgemeinschaft, oder solidarische Landwirtschaft. Bei dieser wird eine symbiotische Beziehung zwischen Gemeinden und Landwirt*innen geschaffen. Wie funktioniert das? Du kaufst einfach einen Anteil an der Ernte eines Bauernhofs zu einem bestimmten Preis und erhälst dann regelmäßige Lieferungen von Gemüse, Obst und anderen Lebensmitteln. Dieses System hilft den Landwirt*innen, ihre Rechnungen zu bezahlen und genügend Einkommen zu erzielen, um Jahr für Jahr weiterzumachen. Bei der Landwirtschaftsgemeinschaft wird in der Regel ökologischer Landbau betrieben. Wenn du sie unterstützt, trägst du also auch zur Sanierung von Land und Wasserwegen bei.

Gemeinschaftsgärten stellen eine andere Art dar, in Städten Nutzpflanzen anzubauen. Gemeinschaftsgärten, die den Anwohner*innen offen stehen, nutzen ein genossenschaftliches Modell, um Lebensmittel anzubauen, lokale Ökosysteme wiederzubeleben und eine grüne Oase auf Flächen zu schaffen, die sonst von Beton und Asphalt dominiert werden. 

Image: Frank Eßers

2. Kaufe saisonales Obst und Gemüse

Ich weiß, auf Avocados zu verzichten, ist schmerzhaft. Die industrielle Landwirtschaft ermöglicht es uns, sie das ganze Jahr über zu kaufen – ein moderner Komfort, der hauptsächlich in westlichen Ländern zum Tragen kommt. Das ist aber keineswegs nachhaltig, denn dafür werden große Landflächen in Monokulturen umgewandelt, die Böden geschädigt und der Anbau von Nutzpflanzen für die kommenden Jahre stark erschwert. Und dazu zählt nun mal auch dieses Superfood.

Wenn wir saisonales Gemüse, Obst und Getreide einkaufen, können wir dieses künstlich geschaffene Modell ablehnen und uns dem Zyklus der Erde anpassen. Am besten druckst du dir einen der vielen Saisonkalender für dein Zuhause aus, damit du weißt, welche Lebensmittel zu welchen Jahreszeiten natürlich verfügbar sind. Jetzt kommt der spaßige Teil: damit kannst du ganz neue Rezepte ausprobieren und in deinen nachhaltigen wöchentlichen Speiseplan einbauen.

Wenn du nicht ganz auf Avocados verzichten kannst, gibt es inzwischen Projekte wie von Crowdfarming, bei denen du einen Avocadobaum in Spanien adoptierst und dessen Erträge nachhaltig geliefert bekommst.

3. Unterstütze die regenerative Landwirtschaft

Die regenerative Landwirtschaft ist das Gegengift zur von Pestiziden und mit Chemikalien vollgepumpten industriellen Landwirtschaft. Anstatt den künstlichen Anforderungen des Marktes gerecht zu werden, geht es bei der regenerativen Landwirtschaft darum, im Einklang mit den Jahreszeiten zu arbeiten. Damit sich der Boden erholen kann, wird auf Fruchtfolge und auf eine nachhaltige Bewässerung geachtet sowie und saisonale Ruhepausen in den Produktionsprozess integriert.

Die Umstellung auf regenerative Landwirtschaft ist nicht billig und es dauert oft ein paar Jahre, bis sich die Erträge einstellen. Organisationen und Bündnisse wir die Regenerative Organic Alliance (ROA) unterstützen die Landwirt*innen dabei. Du kannst deinen Teil dazu beitragen, indem du zum Beispiel bei solchen gekennzeichneten Betrieben einkaufst. 

4. Lege deinen eigenen kleinen Garten an

Nicht umsonst heißt es “die Früchte der Arbeit ernten”: Wenn du einen Garten, einen Platz im Freien oder auch einfach nur eine leere Fensterbank hast, kannst du starten und einen kleinen Garten mit Kräutern und anderen leicht zu ziehenden Pflanzen anlegen. Wenn du deinen Mini-Garten anlegst, wirst du ein tieferes Verständnis für die Art und Weise entwickeln, wie Lebensmittel angebaut werden und dich gleichzeitig mit köstlichem, frischem Gemüse versorgen. 

5. Werde aktiv für eine nachhaltige Wasserwirtschaft

Die industrielle Landwirtschaft missbraucht die natürlichen Gewässer in hohem Maße, indem sie sie übermäßig entwässert und verschmutzt. Du kannst dich für den Schutz lokaler Gewässer einsetzen, indem du zum Beispiel der Waterkeeper Alliance beitrittst und lernst, wie du für eine saubere und bessere Bewirtschaftung der Wassersysteme aktiv wirst. 

6. Unterstütze Bienen und Schmetterlinge

Insekten bestäuben viele der Pflanzen, die wir essen. Sie sind jedoch durch den übermäßigen Einsatz von Pestiziden, den Verlust von Lebensräumen und den Klimawandel immer mehr bedroht. Du kannst diese Tiere aber ganz einfach unterstützen, indem du eigene Blumen pflanzt. Einfach solche, die du magst. Solltest du also nicht gerade ganz oben im Hochhaus leben, wirst du den einen oder anderen Brummer begrüßen können und zum Erhalt eines nachhaltigen Ernährungssystems beitragen. 

Du kannst dich der unserer Kampagne anschließen, indem du hier aktiv wirst, um extreme Armut zu besiegen und die Umwelt zu beschützen. Werde Teil einer Bewegung, die von Global Citizens auf der ganzen Welt vorangetrieben wird. Gemeinsam mit Regierungen, Unternehmen und Philanthrop*innen verändern wir die Welt.

Global Citizen Life

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Ein Beitrag von Joe McCarthy