Warum das wichtig ist
Menschen, die nicht heterosexuell lieben, werden weltweit diskriminiert – ob durch Gesetze, am Arbeitsmarkt oder abschätzige Blicke auf offener Straße. Deshalb ist es so wichtig, die Rechte der LGBTQIA+ Community zu schützen und zu stärken. Mit den 17 nachhaltigen Entwicklungszielen wollen die Vereinten Nationen (UN) eine nachhaltigere, gerechte Welt für alle Menschen schaffen und auch den Schutz von Minderheiten gewährleisten. Fordere hier mit uns Staats- und Regierungschef*innen dazu auf, den LGBTI-Inklusionsindex zu unterstützen.

Es ist nicht das erste Mal, dass Fußball von politischen Ereignissen überschattet wird. In diesem Jahr geht es um die Rechte der LGBTQIA+ Community. 

Das Thema ist in den Fokus gerückt, nachdem Ungarns Parlament kürzlich ein Gesetz billigte, das Kindern und Jugendlichen den Zugang zu Büchern, Filmen und anderen Inhalten verbieten soll, in denen Sexualität dargestellt wird, die von der heterosexuellen abweicht. Auch Werbung, in der Homosexuelle oder Transsexuelle als Teil einer Normalität erscheinen, soll verboten werden. 

Das Gesetz gilt als besonderes Anliegen des rechtsnationalen Ministerpräsidenten Viktor Orbán. Schwule, Lesben, Transsexuelle, Bisexuelle und queere Menschen aus den Schulen und von der öffentlichen Bühne sollen verschwinden, damit Kinder nicht mit diesem Thema in Berührung kommen. 

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17 EU-Staaten – einschließlich Deutschland – hatten die EU-Kommission aufgefordert, umgehend gegen das umstrittene ungarische Gesetz vorzugehen. Bisher stellt sich Orbán quer und schließt aus, das Gesetz zurückzunehmen. EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen nennt das ungarische Homosexuellengesetz "eine Schande". 

Es ist nicht das erste Mal, dass Orbán für seine Politik von Seiten der EU und westlichen Ländern kritisiert wurde. Mit seiner Politik gegen Geflüchtete und die Minderheit der Roma schürte er ebenfalls Hass, Ausgrenzung und Diskriminierung. 

Der erste, der mit einem subtilen, aber eindeutigen Zeichen für Toleranz und Vielfalt Stellung beziehen wollte, war Deutschlands Nationaltorwart Manuel Neuer. Passend zum "Pride Month" Juni wollte er sich mit der LGBTQIA+ Community solidarisieren. Neuer trage die Kapitänsbinde als Zeichen und "klares Bekenntnis der gesamten Mannschaft für Diversität, Offenheit, Toleranz und gegen Hass und Ausgrenzung", hatte DFB-Pressesprecher Jens Grittner mitgeteilt. "Die Botschaft lautet: wir sind bunt!"

Von dieser Botschaft hielt die UEFA allerdings nicht all zu viel:  Der europäische Fußballbund leitete am 20. Juni eine Untersuchung ein, ob die Binde überhaupt zulässig sei – ließen Neuer dann aber doch gewähren. 

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Weniger tolerant und offen zeigte sich sie die UEFA allerdings, als der Münchner Stadtrat vorschlug, die Allianz Arena für das Spiel Deutschland gegen Ungarn in den Regenbogenfarben auszuleuchten. Die UEFA sprach ein klares Nein aus – und brachte damit den Stein erst so richtig ins Rollen. 

In den klassischen und sozialen Medien erntete der Fußballverband laute Kritik. Auch Fußballer*innen, Unternehmen und Prominente sprachen sich klar für Vielfalt und gegen Diskriminierung aus. Beim Spiel in München erschienen zahlreiche Fans mit Regenbogen-Flagge, auch Bayerns Ministerpräsident Söder kam mit Maske in Regenbogenfarben. Deutschlandweit wurden bedeutende Gebäude, wie etwa die Elbphilharmonie in Hamburg, in Regenbogenfarben angestrahlt. 

Ähnlich wie bei Black Lives Matter und #metoo erleben wir gerade ein Momentum der Solidarität. Wir sehen Menschen, die gemeinsam laut werden, ihre Stimme erheben und ihren politischen und moralischen Willen Ausdruck verleihen. Diese Bilder erzeugen ein Gefühl von Zusammenhalt und Stärke. 

Doch so schön dieses Gefühl ist: Es kann nur der Anfang sein. Im nächsten Schritt müssen wir unsere Stimme bei der anstehenden Bundestagswahl nutzen und politische Vertreter*innen wählen, die unsere Vorstellung einer offenen Gesellschaft, in der wir leben wollen, mittragen. Wir müssen uns informieren, aktiv werden und unser alltägliches Handeln hinterfragen – nicht nur jetzt, sondern jeden Tag. Damit mehr bleibt als nur Symbolbilder und Gänsehaut. 

"Zwar haben wir eine überwiegend tolerante Gesellschaft, aber wir haben es noch immer mit zu vielen Menschen zu tun, die vorurteilsmotiviert Menschen im Kontext von LGBTQIA+ Feindlichkeit angreifen", sagt Bastian Finke, Leiter des schwulen Anti-Gewalt-Projekts Maneo in Berlin. Wir haben in den vergangenen Jahrzehnten in Deutschland viele Fortschritte gemacht, doch wir sind weder am Ziel noch sind diese Fortschritte unumstößlich. Das Beispiel Ungarn zeigt eindrücklich, dass Rückschritte jederzeit möglich sind. Deshalb müssen wir wachsam bleiben und in allen Bereichen unserer Gesellschaft für Gleichberechtigung und Toleranz kämpfen. 

Wenn auch du dich für eine weltoffene, tolerante und gerechte Welt einsetzen willst, dann werde hier aktiv. 

Opinion

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Ein Beitrag von Jana Sepehr