Es ist nicht das erste Mal, dass dieses kleine Land in Nordeuropa positive Schlagzeilen macht, wenn es um politische Entscheidungen geht. Im Jahr 2014 schlug die Einführung der sogenannten "Digital Citizenship“ Wellen - ein Online-Modell, das Bürgern das Mitspracherecht und die Kommunikation mit dem Staat erleichtern soll.

Jetzt verbessert Estland auch offline die Lebensqualität seiner Bürger. Bereits seit fünf Jahren können die Estländer in der Hauptstadt Tallinn den Nahverkehr kostenlos nutzen. Nun soll die Idee auf das ganze Land ausgeweitet werden.

So kann dann jeder, der in Estland gemeldet ist, Busse, Bahnen und Fähren kostenlos nutzen - wann immer er möchte. Für Touristen gilt das Angebot leider nicht.

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Mit dieser Ankündigung ist Estland das erste Land der Welt, das all seinen Bürgern kostenfreien Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln ermöglicht.

Laut Allan Alaküla, Leiter des Büros der Europäischen Union in Tallinn, hat die Hauptstadt bereits von dem kostenlosen öffentlichen Verkehrsnetz profitiert, sagte sie der Plattform Pop-Up City.

Mehr Menschen seien in die Stadt gezogen und kurbeln die Wirtschaft an, was der Stadt deutlich mehr Einnahmen bescheren.

„Es gibt keinen Zweifel daran, dass wir so die Kosten decken – wir verdienen sogar daran“, sagt Alaküla.
„Die gute Sache ist natürlich, dass vor allem Menschen mit einem niedrigeren bis mittleren Einkommen davon profitieren“, fügte Alaküla hinzu. „Aber der kostenfreie öffentliche Verkehr fördert auch die Mobilität von Menschen mit höherem Einkommen. Sie gehen einfach öfter zu Veranstaltungen, in Restaurants, Bars oder ins Kino. Indem Sie lokale Angebote und Dienstleistungen wahrnehmen, geben sie auch häufiger mehr Geld aus. Am Ende belebt es das Geschäft lokaler Unternehmen. Es haucht der Stadt neues Leben ein.“

Andere Städte in Europa wie Paris, Barcelona und Berlin seien durch diese Ergebnisse offener dafür geworden, über ähnliche Pläne nachzudenken, um die Luftqualität zu verbessern.

Auch für die Umwelt ist das Projekt von Vorteil. Laut Alaküla hätten die freien öffentlichen Verkehrsmittel die Straßen der Stadt, die früher mit Autos überfüllt waren, geräumt. Dadurch sei die Luft sauberer geworden – und die Lebensqualität der Menschen besser.  

Starke Luftverschmutzung verursacht jedes Jahr 400.000 vorzeitige Todesfälle in Europa und kostet die Gesundheitssysteme 21,15 Milliarden Euro.

Auch in Deutschland überlegt man seit Jahren, wie man die Luftqualität in Städten verbessern könnte. Kostenlose Bus- und Bahntickets wären eine Möglichkeit.

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Wegen der hohen Stickoxid- und Feinstaubbelastung in Ballungsräumen droht Deutschland eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof. „Wir erkennen an, dass die Zeit drängt und dringend wirksame Maßnahmen ergriffen werden müssen“, heißt es in einem gemeinsamen Brief der Bundesminister Barbara Hendricks (SPD, Umwelt), Peter Altmaier (CDU, Kanzleramt) und Christian Schmidt (CSU, Verkehr) an den EU-Umweltkommissar Karmenu Vella. Eine effektive Bekämpfung der Luftverschmutzung ohne unnötige Verzögerungen habe für Deutschland höchste Priorität, fügten sie hinzu.

Global Citizen setzt sich mit seinen Kampagnen auch für Nachhaltigkeit und Umweltschutz ein. Hier kannst auch du aktiv werden und dich für lebenswerte Welt für alle stark machen.

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Ein Beitrag von Joe McCarthy  und  Jana Sepehr