Auch wir kennen sie, die Ungerechtigkeit zwischen Frauen und Männern: Wir diskutieren über Frauenquoten in Spitzenpositionen und die ungleiche Bezahlung im Job.
Doch in Ländern mit geringem Einkommen sind die Unterschiede viel tiefgreifender und die Benachteiligung beginnt oft schon in der Kindheit.
Grund dafür ist fast immer extreme Armut – und die ist ungerecht. Am stärksten leiden darunter Mädchen. Geboren in einem armen Land, haben sie weitaus schlechtere Chancen als Jungs – sei es der Zugang zur Gesundheitsversorgung, ausreichende Ernährung oder das Mitspracherecht bei der Familienplanung.
Und diese Ungerechtigkeit macht auch vor dem Thema Bildung nicht Halt.
Wusstest du, dass doppelt so viele Mädchen wie Jungen nie eine Schule besucht haben? Oder dass rund 75 Prozent der Mädchen in Subsahara-Afrika die Grundschule besuchen, aber nur acht Prozent die Sekundarschule beenden? Dies ist ein Problem, das es zu lösen gilt. Aber was genau sind die Barrieren, die Mädchen davon abhalten, in die Schule zu gehen? Hier sind fünf Hürden, die die Welt überwinden muss.
1) Ausbildungskosten
Wenn Eltern kaum genug verdienen, um ihre Kinder zu ernähren, ihnen Kleidung zu kaufen, dann steht die schulische Ausbildung hinten an. Oft müssen Eltern sich entscheiden, welches ihrer Kinder zur Schule gehen darf und dann sind es meist die Jungen, die Priorität haben. In vielen Ländern gilt die Zukunft und Entwicklung eines Jungen für wichtiger als die eines Mädchen. Somit wird der Bildung von Mädchen traditionell eine geringere Bedeutung beigemessen.
Um dieses Problem zu lösen, müssen Familien es sich leisten können, all ihre Kinder zur Schule zu schicken. Denn für die Mädchen geht es dabei nicht nur um die Ausbildung: Wird ihnen der Zugang zu Bildung verwehrt, haben sie weitaus schlechtere Chancen einen gutbezahlten Beruf zu erlernen und ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
2) Soziale und kulturelle Faktoren
Irgendwann in der Vergangenheit haben die meistern Kulturen auf unserer Erde den Mann als Familienernährer und Oberhaupt bestimmt. Blickt man in die Geschichte der Menschheit, findet man durchaus Indizien, warum das einmal naheliegend war, dass nur der Mann die Familie ernährt. Doch heute sollte diese Rollenaufteilung keine Bedeutung mehr haben.
Kochen, sauber machen, sich um Geschwister kümmern oder Wasser holen – diese Arbeiten erledigen Mädchen im Alter von zehn bis 14 in Ländern mit geringem Einkommen noch immer fast doppelt so häufig wie Jungen, das geht aus einer UNICEF-Studie hervor. Da bleibt nur selten Zeit, um auch noch zur Schule zu gehen.
3) Kinderehen und frühe Schwangerschaft
Rund 700 Millionen Frauen und Mädchen leben in Ehen, die vor ihrem 18. Geburtstag geschlossen wurden. Im Jahr 2050 könnten bis zu 1,2 Milliarden Frauen und Mädchen betroffen sein, warnt die Nichregierungsorganisation "Save the Children“. Nach der Hochzeit gehen die oft sehr jungen Frauen meist nicht mehr zur Schule (auch wenn sie noch im schulfähigen Alter sind), sondern müssen sich um den Haushalt kümmern – und werden früh Mutter. In den am wenigsten entwickelten Ländern bekommt rund jede vierte junge Frau ihr erstes Kind vor dem 18. Lebensjahr.
In Kamerun zum Beispiel wird jedes dritte Mädchen noch vor ihrem 18. Geburtstag verheiratet, unter anderem weil nationale Gesetze Kinderehen noch immer erlauben.
4) Zugang zu Sanitäranlagen
Es klingt simpel und weit weg von unserer Lebenswelt. Doch ein großes Problem in Ländern mit geringem Einkommen ist noch immer der Zugang zu Toiletten – insbesondere für Mädchen ist das eine große Hürde.
Oft müssen Mädchen während ihrer Periode zu Hause bleiben, weil sie sich keine Hygiene-Artikel leisten können. Derzeit sind es rund zehn Prozent der Mädchen in Afrika, die während ihrer Periode dem Unterricht fern bleiben. Das sind im Durchschnitt vier Tage im Monat und 48 Tage im Schuljahr. Das sind 20 Prozent der Schultage in nur einem Jahr. Und das nur, weil ihnen Hygiene-Artikel fehlen, es kein fließendes Wasser oder keine vernünftigen Sanitäreinrichtungen an ihrer Schule gibt.
5) Zu wenig Lehrerinnen
"Was ich in der Schule am liebsten mag, ist meine Klassenlehrerin (...) meine Klassenlehrerin gibt mir die Liebe, die meine Mutter mir nie gab."
Das Zitat kommt von Swapna, einem Mädchen aus Bangladesch, der als Waisenkind die ermutigende Stärke und Vorbildfunktion einer Frau in ihrem Leben fehlte. Insgesamt fehlt es in vielen Ländern mit geringem Einkommen an Lehrkräften. Doch Lehrerinnen gibt es besonders selten.
Dank eines Bildungsprogramms für unterprivilegierte Kindern in Bangladesch kann Swapna nun zur Schule gehen und die Unterstützung finden, die sie braucht.
Damit alle Mädchen zur Schule gehen können und die Chance auf Bildung haben, die sie verdienen, brauchen wir eine Welt ohne häusliche Gewalt. Eine Welt, in der Zwangsheirat nicht geduldet wird und in der Mädchen und Jungen, ganz gleich in welcher Kultur, die gleichen Rechte haben. Nur wenn Mädchen in die Schule gehen können, haben sie die Chance auf ein selbstbestimmtes Leben – und werden vielleicht eines Tages selbst Lehrerin.
Wenn auch du dich dafür einsetzen willst, dass Kindern die Möglichkeit gegeben wird, die Schule zu besuchen, dann werde hier aktiv.