Will man auf der Welt beeindruckende Streetart-Graffiti sehen, ist eine Reise nach New York immer lohnenswert. Hier lässt sich an jeder Straßenecke tagtäglich etwas Neues entdecken. Streetart ist eine Kunstform, die von vielen geschätzt wird.

Diese Form des künstlerischen Ausdrucks sollte aber auf gar keinen Fall mit dem Gekritzel gleichgesetzt werden, dass man leider auch überall in New York findet und das die Bezeichnung Schmiererei eher verdient hätte.   

Glücklicherweise sehen das die New Yorker auch so.

Einer der Züge der Linie 1 in New York war übersät mit antisemitischen Botschaften, Hakenkreuze und Nazi-Symbolen. Für Jared Nied hatte das wenig mit Grafitti zu tun. Das sah die fremde Frau, die neben ihm saß, auch so. Schnell wurde sich beide einig, dass etwas getan werden musste.
„Hat vielleicht jemand Handdesinfizierer dabei?“ Und mit dieser Frage setzte Nied die Menschen im Zug in Gang.

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Gegenüber der New York Times sagte Nied: „Es war ein richtig toller Moment. Ein richtiger New Yorker Moment. Wir haben uns alle zusammen getan und als wir fertig waren, haben wir uns wieder hingesetzt. Ich glaube, keiner von uns hat ein Wort gesprochen. Jeder hat nur das gemacht, was ein Mensch mit Anstand machen würde.“

„Ich habe noch nie so viele Menschen gesehen, die gleichzeitig in ihre Tasche gegriffen haben, um nach Taschentüchern und Handdesinfizierer zu suchen“, schrieb Gregory Locke, der das Zufallsevent in einem Facebookpost festhielt. „Innerhalb von zwei Minuten waren alle Nazi-Symbole verschwunden.“

Niemand der Passagiere hatte die Polizei oder die New Yorker Verkehrsbetriebe kontaktiert. Deshalb gibt es auch keinen offiziellen Bericht. Nichtsdestotrotz verbreitete sich die Geschichte in sozialen Netzwerken wie ein Lauffeuer. Letzten Montag wurde Gregory Lockes Nachricht mehr als 440.000 mal geteilt und sie rief mehr als 675.000 Reaktionen hervor.

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Wieder andere verbreiteten die Geschichte dann weiter auf Twitter:

Seit mehreren Monaten haben rassistisch-motivierte Verbrechenin den USA wieder zugenommen - auch rassistische Sprüche und Symbole lassen sich landesweit wieder häufiger in den Straßen finden. Das „Southern Poverty Law“-Zentrum berichtete, dass es zwei Wochen nach dem amerikanischen Wahltag - dem 08. November - insgesamt zu 867 rassistischen Vorfällen kam - mindestens 100 waren antisemitisch, das heißt gegen Juden gerichtet. Von diesen 100 Vorfällen, handelte es sich bei 80 um Graffiti wie Hakenkreuze und andere eindeutige Nazi-Symbole. Wieder andere Schmierereien richteten sich gegen die schwarze oder muslimische Bevölkerung als auch gegen Frauen und homo- bzw. transsexuelle Menschen.

Was also spricht dagegen, selbst aktiv zu werden, wenn man solche Schmierereien nicht ertragen kann? In der U-Bahn in New York haben sich die Menschen dazu entschieden, das ganze selbst in die Hand zu nehmen. 

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Schön zu sehen, dass Kreativität, Liebe und ein simpler Handdesinfizierer stärker sind als jeglicher Hass.

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Ein Beitrag von James O'Hare