Warum das wichtig ist 
Polio gehört zu den unheilbaren Infektionskrankheiten. Doch eine präventive Impfung gibt es – und sie ist lebenswichtig. Dank der Globalen Initiative zur Ausrottung von Polio (GPEI) konnte das Virus weltweit zu 99,9 Prozent eliminiert werden. Werde hier mit uns aktiv, damit kein Mensch auf der Welt mehr an Polio erkranken muss.

Colin Powell wurde im Mai 1949 geboren. Nur wenige Monate später, im November, bekam er Fieber. Ein hinzu gerufener Arzt sagte, man müsse sich keine Sorgen machen. Das Baby würde nur zahnen. Am darauffolgenden Tag bemerkte seine Mutter, dass ihr Kind nicht mehr wie gewohnt mit den Beinen strampelte. Sie rief den Arzt erneut an. Der kam und hob die Beine von Powell in die Luft, doch die plumpsten sofort zurück auf die Matratze seines Babybettchens.  

An diesem Tag änderte der Arzt seine Diagnose: Polio.

Vor allem für Kinder unter fünf Jahren gilt Polio als Gefahr. Deshalb ist die Krankheit auch unter dem Namen “Kinderlähmung” bekannt. Sie greift das Nervensystem an und kann innerhalb von nur wenigen Stunden zur Lähmung führen. Das Poliovirus wird von Mensch zu Mensch übertragen. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) enden bis zu zehn Prozent der Fälle tödlich, weil die Atemmuskulatur der Menschen gelähmt werden kann. 

Die letzte schwere Polio-Epidemie in Deutschland gab es vor rund 60 Jahren, im Jahr 1961. Mit der Einführung des Impfstoffes kam es zu einer schnellen Abnahme der Erkrankungs- und Todesfälle. Der letzte Polio-Patient, der sich in Deutschland infizierte, wurde im Jahr 1990 registriert. 

In den 80er-Jahren lähmte das Virus jährlich rund 350.000 Kinder weltweit. Im vergangenen Jahr wurden weltweit nur noch rund 550 Fälle verzeichnet! Aktuell gibt es noch zwei Länder, in denen der sogenannte Wildtyp der Krankheit auftritt: Afghanistan und Pakistan. In Afrika gilt dieser seit Kurzem als ausgerottet, nachdem Nigeria im Sommer 2020 von der WHO als letztes afrikanisches Land als wildpoliofrei erklärt wurde.

Die Zahlen zeigen, dass in den vergangenen 30 Jahren viel erreicht wurde. Doch ganz ausgerottet werden konnte Polio nicht. Deshalb setzt sich Colin Powell zusammen mit Global Citizen für eine Welt ein, in der es die Infektionskrankheit, deren Folgen sein ganzes Leben beeinflussten, nicht mehr gibt. Eine Welt, in der das Virus weltweit nicht zu 99,9 Prozent, sondern zu 100 Prozent ausgelöscht ist. 

Im vergangenen Jahr reichte er deshalb zusammen mit Global Citizen eine von rund 28.000 Menschen unterschriebene Petition in London ein. Darin wird die britische Regierung dazu aufgefordert, weiterhin in Impfstoffe zu investieren. So soll sichergestellt werden, dass Polio keine weiteren Menschenleben kostet. 

Warum die Bekämpfung der letzten 0,1 Prozent so wichtig ist, unterstreichen auch persönliche Nachrichten von rund 500 Global Citizens: “Ich weiß aus meiner eigenen Erfahrung, wie verheerend diese lähmende Krankheit sein kann”, heißt es in einem Schreiben. “Sie muss jetzt ausgerottet werden, solange wir noch die Chance dazu haben. Wir sind so kurz davor, das zu erreichen, aber wir müssen noch ein bisschen härter arbeiten, um diese Hürde zu überwinden.” 

“Diese furchtbare Krankheit ist beinahe ausgelöscht. Aber solange sie es nur ‘beinahe’ ist, ist sie immer noch eine Gefahr für den Rest der Welt”, steht in einer anderen Nachricht. “Bekämpft sie weiter und das solange, bis sie vollständig ausgerottet ist.” 

In einem dritten Brief steht: “Wir können das Geschenk unserer Gesundheit nicht als selbstverständlich ansehen. Und wir können so viel tun, um sicherzustellen, dass jedes Kind die Chance hat, das Geschenk des Lebens zu bekommen und zu genießen. Bitte werden Sie nicht müde, in Gesundheitsfragen gute Entscheidungen zu treffen und auf die richtigen Strategien zu setzen, insbesondere dann, wenn es um Kinder geht.”

Im Rahmen der Übergabe hielt auch Powell eine Rede und teilte seine drei Herzenswünsche mit den Menschen. Und wie das Leben des Mannes von den Folgen seiner Polio-Erkrankung geprägt ist, so sind auch seine Wünsche davon beeinflusst. 

  1. Der Wunsch, tanzen zu können 

“Ich wünschte, ich könnte tanzen”, sagt Powell. “Ich wünschte, ich könnte die Emotionen der Musik und der Bewegung zusammen erleben. Aber das habe und werde ich niemals können.” 

  1. Der Wunsch, ein öffentliches Verkehrsmittel in letzter Minute erreichen zu können 

“Ich wünschte, ich könnte in einen Bus springen oder einem Zug hinterherlaufen”, fährt er fort. “Ich wünschte, ich müsste nicht jede Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln planen, als wäre sie eine militärische Operation. Ich wünschte, ich müsste nicht jedes Mal sichergehen, dass es dort keine Stufen gibt, dafür aber Rampen, wenn ich sie benötige. Das war nie so und wird auch niemals so sein.” 

  1. Der Wunsch, die eigenen Schuhe binden zu können 

“Schließlich wünschte ich mir, ich könnte die scheinbar leichte Aufgabe meistern, mich einfach herunter zu beugen und meine eigenen Schuhe zu binden. Dass ich dafür als Kind niemals meine Mutter gebraucht hätte und mir heute nicht eine Betreuerin dabei helfen müsste. Ich werde das niemals tun können. Der Grund dafür ist Polio.” 

Ein Leben ohne Polio ist für Powell nicht mehr möglich. Trotzdem kann es sich vorstellen, wie sich das für ihn anfühlen würde. “Ich würde Freudentränen vergießen. Es wäre eine Erleichterung zu wissen, dass sich all die harte Arbeit ausgezahlt hat. Die harte Arbeit, die Tausende von Menschen in diese Kampagne gesteckt haben und die Mediziner*innen und Politiker*innen und all die Menschen, die sonst an unserer Seite stehen und die ich treffe.”

Advocacy

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Ein Beitrag von James Hitchings-Hales  und  Imogen Calderwood