Madge Thomas Laufbahn als Global Citizen begann mit dem Gewinn bei einer Greencard Lotterie für die USA.

Doch beginnen wir von vorne: Madge Thomas, heute Global Citizen Vice President of Global Policy and Government Affairs, arbeitete nach ihrem Jurastudium in Westaustralien bei einer exklusiven Anwaltskanzlei – oder wie sie es nennt: “in einem Gefängnis aus Nadelstreifen[anzügen]“. Hier machte sie unzählige Überstunden, um an millionenschweren Aufträgen für große Unternehmen zu arbeiten.

Als Anwältin vertrat Thomas Fälle, die mit Wirtschaft, Arbeitsrecht, Sport und Tourismus zutun hatten. Sie lernte viel – und dennoch erfüllte sie dieser Job nicht.

“Mir wurde schnell klar, dass ich meine Leidenschaft für soziale Gerechtigkeit dort nicht ausleben und Menschen nicht so helfen kann, wie ich es mir vorgestellt hatte“, sagt sie.

Als ihre Firma für einen Pro Bono-Fall angefragt wird, bei dem ein australischer Ureinwohner wegen Körperverletzung klagte, sieht Thomas ihre Chance, sich endlich für die Dinge einzusetzen, die ihr am Herzen liegen. Diese und viele darauffolgende Erfahrungen motivierten sie, ihr Leben den Menschenrechten und sozialer Gerechtigkeit zu widmen.

Wahrscheinlich würde sich Thomas heute noch für die Rechte der Ureinwohner*innen in Australien einsetzen, wenn ihr Ehemann nicht 2015 die Greencard Lotterie der USA gewonnen hätte. Innerhalb von sechs Monaten verlagerte sich ihr Leben nach New York.

Der abrupte Umzug war für Thomas nicht wirklich neu. Bereits in ihrer Kindheit pendelte sie zwischen Indien, Deutschland und Sydney, bis sich ihre Familie in Perth niederließ – in “der abgeschiedensten Stadt der Welt“, wie sie sagt.

Ich habe mich selbst immer als Minderheit und als ‘Fremde’ gefühlt. Später versuchte ich, mich für andere Minderheiten stark zu machen.

Das viele Reisen hat Thomas Blick auf die Welt geprägt. Sie weiß, was es heißt, sich in einer fremden Kultur und Umgebung ein neues Zuhause aufbauen zu müssen.

“Ich habe mich selbst immer als Minderheit und als ‘Fremde’ gefühlt“, sagt sie. “Später versuchte ich, mich für andere Minderheiten stark zu machen. Ich verabscheue Ungerechtigkeit und hatte immer die Hoffnung, dazu beitragen zu können, die Welt zu einem wundervollen, perfekten und geradezu traumhaften Ort zu machen.“

Bereits in ihrem ersten Jahr in New York fing Thomas als Managerin für politische Arbeit bei Global Citizen an und leitete die Kampagnen rund um Bildungsthemen. Um sich ein Bild von der Lage in Entwicklungsländern zu machen, besuchte sie mit Superstar Rihanna und der Globalen Bildungspartnerschaft (GPE) eine Grundschule in Malawi. Mit Schauspielerin Rachel Brosnahan besuchte sie ein Flüchtlingslager in Peru und mit Schauspieler Daran Criss reiste sie auf die Philippinen – die Reisen wurden mit der Kamera begleitet und in der Dokureihe ACTIVATE gezeigt.

Zudem moderiert Thomas unseren neuen Podcast Powering the Movement.

Heute arbeitet Thomas mit ihrem Team daran, Regierungen und Unternehmen in die Pflicht zu nehmen, sich für die Global Goals der Vereinten Nationen (UN) einzusetzen.

Es ist die Kraft [Global Citizen] Mischung, dank der die Aktion jedes und jeder Einzelnen etwas Großes ins Rollen bringen kann.

Gemeinsam entwickeln sie Strategien, um Unterstützung für die Erreichung dieser Ziele aus verschiedenen Bereichen bereitzustellen. Mit dem Impact Team arbeitet Thomas daran, sicherzustellen, dass die politischen Zusagen auch eingehalten werden und Menschen zugute kommen, die Hilfe benötigen.

Wir haben Thomas einige Fragen zu ihrer Arbeit gestellt und sie nach ihren Plänen für 2020 und der Global Goal Live: The Possible Dream Kampagne gefragt.

Warum ist das Global Citizen Modell so erfolgreich?

Wir begegnen Herausforderungen, gegen die eine Person alleine nicht viel bewirken kann, mit einem großartigen Mix aus “Pop meets Policy” – so kreieren wir eine globale Bewegung, den Zusammenschluss vieler Stimmen und bringen die Themen auf eine globale Bühne. Es ist die Kraft dieser Mischung, dank der die Aktion jedes und jeder Einzelnen etwas Großes ins Rollen bringen kann.

Ich glaube, der Erfolg unseres Modells liegt auch daran, dass wir uns bei allem stets auf darauf fokussieren, welche Wirkung unsere Arbeit hat – von dem Moment an, an dem wir unsere politischen Forderungen definieren, bis zu dem Punkt, an dem wir unsere Arbeit auswerten. Wir führen keine Kampagnen aus Selbstzweck durch oder um in unserer eigenen Blase zu bleiben – wir orientieren uns daran, welchen Einfluss dies auf Systemebene hat, auf globaler Ebene, auf einer messbaren Ebene.

Zudem ist es inspirierend, wenn Menschen mit unterschiedlichsten Hintergründen zusammenkommen, um gemeinsam globale Themen zu unterstützen und ihre Regierungen zum Handeln aufzufordern.

Auf welche deiner Erfolge bei Global Citizen bist du besonders stolz?

Wahrscheinlich auf meine Arbeit im Rahmen der Bildungskampagne. In dem Zeitraum, in dem ich daran beteiligt war, haben wir Zusagen in Höhe von 2 Milliarden US-Dollar zusammengetragen. Diese kommen Kindern weltweit – vor allem Mädchen und Kindern in Krisengebieten – zugute und bieten ihnen kostenlosen Zugang zu hochwertiger, sicherer Bildung, unabhängig davon, wo sie leben. Ich habe miterlebt, wie der Education Cannot Wait Fonds beim World Humanitarian Summit [zu deutsch: Weltgipfel für Humanitäre Hilfe der UN] gegründet wurde, zum Teil wegen unserer politischen Vorarbeit. Seitdem konnten wir über 300 Millionen US-Dollar für den Fonds bereitstellen.

Es macht mich stolz, dass die von mir initiierten Kampagnen, die Partnerschaften, die ich aufgebaut habe, die Aktivist*innen, die ich mit ins Boot geholt habe und die Global Citizens, mit denen ich zusammenarbeiten durfte, es ermöglicht haben, diesen Einsatz zu realer Veränderung werden zu lassen. Und ich bin froh, dass ich einige der Kinder, die davon profitieren konnten, persönlich kennenlernen durfte.

Kinder wie Wongani [Nyirenda] – erleben zu können, wie diese Investitionen ihm dabei geholfen haben, sein volles Potenzial zu entfalten. Seine Schule wird von GPE finanziert. Er ist eines von den Kindern, die sonst leicht durch das Netz fallen würden, aber dank der Arbeit von GPE in Malawi und dem dortigen Bildungsministerium steht seiner Schule neues Lernmaterial und ein verbesserter Lehrplan zur Verfügung.

Aus persönlicher Sicht bin ich unglaublich stolz auf mein Global Policy and Government Affairs Team, den unermüdlichen Mitstreiter*innen, mit denen ich jeden Tag arbeiten darf. Wir arbeiten als Team und erreichen unsere Ziele als Team. Der enorme Erfolg, den Global Citizen für seine Partner und für die Welt erreicht und validiert hat,  wäre ohne sie nicht möglich. Sie sind einige der großartigsten und leidenschaftlichsten Menschen, mit denen ich je zusammengearbeitet habe.

Was möchtest du 2020 erreichen?

Ich wünsche mir, dass Unternehmen aufrichtige Zusagen machen, um die Global Goals zu erreichen. Ich möchte, dass Unternehmen aufhören mit “Business-as-usual“ und darüber nachdenken, wie jeder einzelne Dollar dafür eingesetzt werden kann, das System zu verändern. Das ist es, was Arbeitnehmer*innen und Verbraucher*innen fordern und woran Unternehmen gemessen werden, wenn es um "Leadership" geht.

Ich würde gerne erleben, wie sich das nächste große Event rund um die Global Goals im Stil von Live-Aid zu einer globalen Bewegung entwickelt – und ich möchte gerne [die Sängerin] Lizzo sehen!

Hinsichtlich der globalen Verantwortung wünsche ich mir einen historischen Wandel, was den Klimawandel betrifft. Ich war peinlicherweise nie besonders umweltbewusst, obwohl ich in einem Land aufgewachsen bin, das von Dürren, Überschwemmungen und Großbränden geplagt ist und direkt unter dem Ozonloch liegt. Ich weiß selbst nicht, wie mir das entgehen konnte. Aber jetzt, als Mutter eines Zweijährigen, bin ich sehr besorgt über das Erbe, das ich meinem Kind hinterlassen werde. Der Planet ist außer sich, die Welt ist wütend. Dagegen müssen wir etwas tun. Und das muss historisch sein, denn uns und unserer Zukunft läuft die Zeit davon.


"People of Global Citizen“ ist eine neue Serie, in der wir euch unsere Mitarbeiter*innen vorstellen und einen Blick hinter die Kulissen von Global Citizen werfen. Werde Teil von Global Citizen und setze dich hier mit uns dafür ein, extreme Armut bis 2030 weltweit zu beenden.

Profiles

Gerechtigkeit fordern

Global Citizen Madge Thomas setzt sich ihr Leben lang für Andere ein

Ein Beitrag von Joe McCarthy  und  Pia Gralki