Global Citizens sind Menschen, die verstanden haben, wie man die größten Herausforderungen auf der Welt löst: sie wissen, dass man neue Wege beschreiten und vor allem mit anderen zusammenarbeiten muss.

Bevor wir aber nun lange und breit erklären, was ein Global Citizen ist, ist es besser es jedem zu zeigen. Diese sechs Menschen verbessern die Welt für sich und ihre Mitmenschen jeden Tag. Stück für Stück.

Irmela Mensah-Schramm: Die „Sprayer-Oma“ von Berlin

Wer bei der 70-jährigen Irmela Mensah-Schramm glaubt, dass sie das Leben langsamer angeht, der irrt gewaltig. Irmela ist jeden Tag auf den Straßen von Berlin und Brandenburg unterwegs. Denn vor über 30 Jahren hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, rassistische, judenfeindliche und frauenfeindliche Hass-Parolen zu übersprühen, übermalen, abzukratzen oder sonst wie zu entfernen. Denn jeder soll in Deutschland gleichberechtigt sein. Mittlerweile hat Irmela 75.000 Aufkleber entfernt und zahlreiche „Nazi-Schmierereien“ übersprüht.

Die meisten Menschen unterstützen Irmela bei ihrem Einsatz, für den sie bereits mehrfach ausgezeichnet wurde. Nichtsdestotrotz stand die Rentnerin in Berlin vor Gericht. Der Grund: Sachbeschädigung. Sie wurde vorerst verwarnt. Sollte Irmela jedoch wieder zur Spraydose greifen, droht ihr eine Geldstrafe von 1.800 Euro. Aber Irmela denkt überhaupt nicht daran, aufzuhören und sagt: „Ich gehe dafür ins Gefängnis, wenn es sein muss.”

Auf die Frage, warum sich Irmela in ihrem Alter so dafür einsetzt, dass in Deutschland keine Hass-Parolen mehr zu sehen sind, antwortete sie: „Weil damals in Hitlerdeutschland zu wenige Menschen was getan haben. Das können wir heute nicht wiedergutmachen. Aber wir können, nein – wir müssen aufpassen, dass so etwas nie wieder passiert. Und etwas gegen den Hass, der immer stärker wird, tun.”

Mehr Lesen: „Sprayer-Oma” Irmela kämpft gegen Rassismus - und wird dafür bestraft?

Zeenat, Shah, MJ & Muhammad: Who Is Hussain

Zeenat, Shah, MJ und Muhammad leiten gemeinsam in London „Who is Hussain“ - eine Organisation, die ihren Namen Hussain ibn Ali, einem Revolutionsführer aus dem 7. Jahrhundert und Enkel des Propheten Mohammed, verdanken. 14 Jahrhunderte später kämpfen die vier unter seinem Namen für soziale Gerechtigkeit, in dem sie jeden Samstag warme Mahlzeiten an die Obdachlosen in London ausgeben und sich für sie Zeit nehmen.

Mittlerweile hat die Organisation mehr als 250 Freiwillige und bietet den Obdachlosen mehr als nur warme Mahlzeiten an: häufig begleitet sie ein Friseur, der den Obdachlosen auf der Straße kostenlos die Haare schneidet. Manchmal kommen auch Freiwillige mit, die den Obdachlosen beim Verfassen eines neuen Lebenslaufs behilflich sind. „Wir wollen Hoffnung, Menschlichkeit und Liebe verbreiten“, sagt die 27-jährige Shah - Wörter, die die Welt immer wieder hören sollte.

Amani Al-Khatahtbeh: Gründerin von MuslimGirl.com

Amani Al-Khatahtbeh war neun Jahre alt, als am 11. September 2001 zwei Flugzeuge ins World Trade Center flogen. Von der Hasswelle gegenüber Muslimen, die danach über das ganze Land hinweg schwappte, wurde auch sie erfasst: rassistisch beleidigt wurde sie bereits in der 4. Klasse. An vielen Tagen schämte sie sich, Muslimin zu sein. Kurze Zeit später flog sie mit ihren Eltern allerdings in den Jemen. Hier traf sie auf eine Gemeinschaft, in der der Islam als Quelle der Liebe und Gastfreundschaft angesehen wird und nicht als Quelle der Angst. Als Teenager gründete Amani dann die Plattform muslimgirl.com. Denn immer wieder sind muslimische Frauen Gegenstand vieler Unterhaltungen, die auch auf politischer Ebene stattfinden. Auf der Website soll jedem muslimischen Mädchen die Möglichkeit gegeben werden, ihre eigene Geschichte zu erzählen.

Amani lässt alle Kommentare auf der Website zu, auch die, die augenscheinlich rassistisch sind. Damit will sie einen wichtigen Austausch zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen anregen.

Sie hat zudem ein Buch mit dem Titel „Muslim Girl: A Coming of Age“ veröffentlicht. Darin geht es darum, wie es ist, als muslimisches Mädchen in einem Amerika nach 9/11 aufzuwachsen. „Ich glaube fest an die Kraft des Storytelling: jeder sollte seine Geschichte und allgemeine Erfahrungen mit anderen teilen. Gerade diese machen uns so menschlich, vor allem jetzt, wo Muslime von vielen als Menschen zweiter Klasse angesehen werden und über sie in solcher Art und Weise geredet wird.“

Image: Artolution / Joel Bergner, courtesy of Max Frieder

Max Frieder: Frieden durch Kunst

Max Frieder ist Künstler und Lehrer und gründete „Artolution“, eine internationale Organisation, die mit Kindern und Jugendlichen zusammenarbeitet und sie Gemälde an graue Wände in verschiedenen Gemeinden malen lässt. Frieder ist mit seinem Projekt überall auf der Welt unterwegs: in Slums in Indien, in Kenia und in Peru, in Aboriginal-Gemeinden in Australien und Neuseeland, bis hin zu syrischen Flüchtlingscamps in Jordanien. Damit will er ein Gefühl der Gemeinschaft und Zugehörigkeit in Gemeinden rund um den Globus schaffen, die an den Rand der Gesellschaft gerückt wurden.

Frieder liegt das Thema Nachhaltigkeit ebenfalls sehr am Herzen. In Indien half er Kindern dabei, ein interaktives Percussion-Instrument an einer Wand anzubringen. Das recycelte Material für das Instrument fanden Frieder und die Kinder auf der Müllhalde. „Auch wenn man kein Künstler ist - und die meisten Kinder würden sich selbst nie so bezeichnen - gibt die Kunst den Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, sich und das, was ihnen wichtig ist, auszudrücken. Durch die Kunst können Kinder und Jugendliche ihre Ängste und Sorgen ausdrücken und Licht auf die Probleme ihrer Gemeinden werfen.“

Michel Arriens: Jeder von uns ist ein Mensch. Und #KeinZwerg

Weil die Süddeutsche Zeitung letztes Jahr nach dem Tod des Alf-Darstellers Michu Meszaros einen Nachruf veröffentlichte, der verachtend gegenüber Kleinwüchsigen war, hat der 26-jährige Michel Arriens aus Hamburg gemeinsam mit anderen Aktivisten die Kampagne #keinZwerg ins Leben gerufen. Mit Erfolg!

Adam Smith: Food Waste Warrior

Als Koch reiste Adam Smith durch die ganze Welt und hat so aus erster Hand erfahren, wie auf der ganzen Welt ein Drittel aller Lebensmittel verschwendet werden. Jahre später kehrte er nach England zurück und entschloss sich dazu, der Lebensmittelverschwendung den Kampf anzusagen. Als erstes eröffnete er deshalb ein „Pay-as-you-feel“-Café (‘Zahl soviel du willst’) und kochte nur mit Lebensmitteln, die sonst im Müll gelandet wären.

Sein Konzept kam gut an und so konnte Smith weitere Cafés in England, Australien und sogar Israel eröffnen. Als nächstes eröffnete Smith Englands ersten Supermarkt, der nur Lebensmittel’abfälle’ verkauft. Täglich erhält der Supermarkt zwischen zwei und zehn Tonnen Lebensmittel. Diese Lebensmittel sind für jeden erhältlich, der sie braucht - kostenlos natürlich. Smith hofft mit seinem Supermarkt auch in anderen Ländern, erfolgreich zu sein. „Ich bin dieser Typ aus Leeds, der sich dazu entschlossen hat, etwas gegen den Hunger auf der Welt zu tun und es dann einfach gemacht hat“, sagt er in einem Interview mit Global Citizen.

Mehr Lesen: Super! 1. Supermarkt in Großbritannien, der nur „Lebensmittelabfälle” verkauft

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Gerechtigkeit fordern

Jeder kann ein Global Citizen sein. Diese 6 machen’s vor

Ein Beitrag von James Hitchings-HalesKatrin Kausche  und  James O'Hare