Warum das wichtig ist:
Menschen auf der Flucht stehen der Ausbreitung des Coronavirus besonders schutzlos gegenüber. Sie haben oft weder ein Dach über dem Kopf noch Zugang zu Gesundheitsversorgung. Um das Coronavirus einzudämmen und die Menschenrechte zu wahren, müssen Geflüchtete weiterhin humanitäre Hilfe erhalten. Fordere hier mit uns europäische Entscheidungsträger*innen dazu auf, Menschen auf der Flucht zu schützen.

Die Migrationsdebatte, wir kennen sie alle. Denn selten wurde ein Thema in Deutschland so langwierig und kontrovers diskutiert, wie dieses. Dabei dominieren oft gefährliches Halbwissen und gefühlte Wahrheiten die Debatten. Dabei ist nichts wichtiger als fundiertes Wissen. Deshalb wollen wir hier mit ein paar Fakten Klarheit schaffen.

Fakt 1: Im Schnitt wird alle zwei Sekunden ein Mensch auf der Welt zur Flucht gezwungen.

Die Zahl der Menschen, die vor Krieg, Konflikten und Verfolgung fliehen, war noch nie so hoch wie heute. Am Ende des Jahres 2018 waren 70,8 Millionen Menschen auf der Flucht – das ist die höchste Zahl, die je von UNHCR, dem Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen, aufgezeichnet wurde. Ende 2017 waren es noch 68,5 Millionen Menschen, vor zehn Jahren 37,5 Millionen.

Mehr als die Hälfte der Flüchtlinge sind Kinder unter 18 Jahren.

Etwa 25,9 Millionen Menschen fliehen vor Konflikten, Verfolgung oder schweren Menschenrechtsverletzungen aus ihrer Heimat, berichtet UNHCR. Doch auch Dürren, Klimawandel und Hunger zwingt viele Menschen zur Flucht.

Fakt 2: Neun von zehn Flüchtlingen leben in einem Entwicklungsland.

Die meisten Flüchtlinge kommen nach Europa? Fehlanzeige! Viele Flüchtlinge wollen dies gar nicht oder können sich die teure Fahrt übers Mittelmeer oder andere Schlepperrouten schlichtweg nicht leisten. Zudem fehlt es sowohl in Europa als auch international an einem Konsens, wenn es um die Aufnahme von Flüchtlingen geht.

Die meisten Vertriebenen – genauer 80 Prozent – leben in Nachbarstaaten ihres Heimatlandes. Insgesamt 85 Prozent, also die deutliche Mehrheit der Flüchtlinge, lebte 2017 in Staaten mit niedrigen oder mittleren Einkommen.

Länder wie Bangladesch, die Türkei und der Libanon stehen unter hohem Druck. In einigen Regionen dieser Länder leben mehr Geflüchtete als Einheimische.

In manchen Ländern gibt es Flüchtlingslager, die mittlerweile eher Städten gleichen und in denen mehrere Hunderttausend Menschen leben.

Das Flüchtlingslager Dadaab im Nordosten Kenias ist mit rund 400.000 Bewohner*innen eines der größten Lager der Welt. Wo so viele Menschen auf engstem Raum in Zelten zusammenleben und auf Hilfe angewiesen sind, gibt es Kriminalität, Gewalt und Krankheiten.

Ein relativ junges Flüchtlingslager mit ähnlichem Ausmaß steht im Süden von Bangladesch, wo rund 700.000 Rohingya aus Myanmar leben. Cholera verbreitet sich, Wälder müssen gerodet werden und in einigen Dörfern sind die Einheimischen mittlerweile in der Minderheit. Deshalb fürchtet die Regierung, dass es bald zu Konflikten mit den Einheimischen kommen könnte und sucht nach anderen Lösungen. Dies könnte etwa bedeuten, dass die Rohingya auf eine abgelegene Insel umsiedeln müssen, auf der sie sozial isoliert wären.

Die fünf größten Herkunftsländer von Flüchtlingen
Syrien - 6,7 Millionen
Afghanistan - 2,7 Millionen
Südsudan - 2,3 Millionen
Myanmar - ca. 1,2 Millionen
Somalia - ca. 986.400

Fakt 3: Migration und Flucht sind keine neuen Phänomene.

Laut den Vereinten Nationen (UN) gab es 2015 weltweit rund 244 Millionen Migrant*innen. Dazu zählen laut UN alle Menschen, die außerhalb des Landes leben, in dem sie geboren wurden. Auch wenn es schon immer Migration gab, hat sich das Ausmaß verstärkt. In den letzten Jahrzehnten ist die weltweite Zahl der Migranten deutlich gestiegen: 1990 lag sie noch bei rund 153 Millionen. Im Jahr 2015 kamen die meisten Migrant*innen aus Indien, Mexiko und Russland.

Fakt 4: Deutschland ist schon lange ein Einwanderungsland.

Und das nicht erst seit der Flüchtlingskrise 2015! Blickt man auf die deutsche Geschichte, zeigt sich: Egal, ob im Deutschen Reich, in der Weimarer Republik und der Bundesrepublik Deutschland – es hat immer Migration gegeben. Deutschland liegt hinter den USA und Russland auf Platz Drei, was die Zahl der Migrant*innen angeht.

Von 19,3 Millionen Menschen “mit Migrationshintergrund", die in Deutschland leben, stammen die meisten aus der Türkei (14 Prozent), Polen (11 Prozent) und der Russischen Föderation (rund 7 Prozent).

Die fünf größten Aufnahmeländer von Flüchtlingen
Türkei - 3 ,7 Millionen
Pakistan - 1,4 Millionen
Uganda - 1,2 Millionen
Deutschland - 1,1 Millionen
Sudan 1,1 Millionen

Fakt 5: Die meisten Menschen, die auf der Flucht sind, befinden sich in Afrika.  

Laut UNHCR sind von allen Flüchtlingen weltweit 30 Prozent in Afrika auf der Flucht, 26 Prozent im Nahen Osten und Nordafrika, 17 Prozent in Europa, 16 Prozent in Amerika und 11 Prozent in Asien.

Dennoch fliehen aus dem Kriegsland Syrien seit Jahren die meisten Menschen. Rund 6,7 Millionen haben das Land schon verlassen und leben in den angrenzenden Staaten Libanon, Jordanien, Türkei und Ägypten.

Editorial

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Ein Beitrag von Jana Sepehr