Die Vielfalt in unseren Supermärkten ist enorm. Das ganze Jahr über werden Lebensmittel rund um den Globus verschifft –  Bananen aus Peru, Kakao aus Ghana und Tees aus Indien. Jeden Tag werden für den Anbau und die Ernte Millionen Menschen, darunter viel zu oft auch Kinder, ausgebeutet – für Lebensmittel, die bei uns ganz selbstverständlich im Einkaufswagen landen. 

Genau deshalb lohnt es sich auf Produkte zurückgreifen, die das Fairtrade-Siegel tragen. Aus Bequemlichkeit auf „normale“ Produkte auszuweichen kann keine Ausrede mehr sein: Zertifizierte, fair gehandelte Lebensmittel gibt es nicht mehr nur in Bioläden, sondern auch in gängigen Supermärkten und beim Discounter.

Das Ziel des Siegels ist es, durch fairen Handel den Lebensstandard der Bauern und Arbeiter zu verbessern und faire Preise zu garantieren. Kleinbauern sollen eine Chance haben, ihre Ware mit Gewinn verkaufen können – unabhängig davon, ob die Weltmarktpreise grade im Keller sind. Das ‚Fairtrade’-Siegel umfasst soziale, ökologische und ökonomische Kriterien:

Sozial: ‚Fairtrade’ unterstützt die Einführung von geregelten Arbeitsbedingungen und verbietet ausbeuterische Kinderarbeit sowie Diskriminierung.

Ökologisch: Das Siegel ist zwar nicht gleichzusetzen mit dem Bio-Siegel, fördert und unterstützt aber den ökologischen Gedanken – gefährliche Pestizide sowie gentechnisch verändertes Saatgut sind verboten. Etwa 65 Prozent der Produkte mit Fairtrade-Siegel tragen auch ein Bio-Siegel.

Ökonomisch: Fairtrade bezahlt Mindestpreise und schüttet Prämien aus, strebt transparente und langfristige Handelsbeziehungen an und finanziert Projekte schon im Voraus, damit sie überhaupt ins Leben gerufen werden können.

Auch die Siegel von GEPA, Naturland fair und Rapunzel Hand in Hand, UTZ und  Rainforest Alliance stehen für vergleichbare Standards ein.

1) Bananen

Betreten wir einen Supermarkt, steuern wir meist gradewegs auf Bananen zu, die tausende Kilometer entfernt angebaut werden. Bananen sind das meistverkaufte Frischobst der Welt. Doch die Arbeitsbedingungen der Bauern und Arbeitern auf den Plantagen sind katastrophal. Bis zu 15 Stunden täglich, schuften die Arbeiter für Gehalt weit unter dem Mindestlohn. Bei kaum einem anderen Lebensmittel werden außerdem so viele Pestizide eingesetzt, wie beim Anbau von Bananen. Viele der chemischen Schädlingsbekämpfungsmittel können enorme körperliche Schäden hervorrufen.

‚Fairtrade’ stärkt den Umweltschutz, verbessert die Arbeitsbedingungen auf den Bananenplantagen und stärkt die Kleinbauern durch den Zusammenschluss zu Kooperationen.

2) Blumen

Ein schöner Strauß Rosen sorgt meist für ein Lächeln. Doch das leider nur beim Empfänger. Hunderttausende Tonnen Schnittblumen kommen aus dem globalen Süden nach Europa – gut 80 Prozent  werden hierzulande importiert. Sie kommen aus Kenia, Kolumbien, Ecuador oder Simbabwe. Blumen sind ein äußerst beliebtes Mitbringel bei den Deutschen: Mehr als drei Milliarden Euro werden hier jährlich für Schnittblumen ausgegeben.

Dabei verdient ein Arbeiter auf einer konventionellen Blumenfarm in Kenia pro Tag weniger, als eine Rose bei uns im Laden kostet, sagte Jörg Angerstein, Vorstandssprecher des internationalen Kinderhilfswerks „Terre des Hommes“ dem BR.

Fairtrade stärkt die Position der Arbeiter, treibt die Einführung von existenzsichernden Löhnen voran und sorgen für stärkeren Umweltschutz.

3) Schokolade

Viele von uns schleichen wohl dann und wann um die Süßigkeitenregele und überlegen: Soll ich oder soll ich nicht? Der Gedanke an die schätzungsweise mehr als zwei Millionen Kinder die allein in Westafrika in der Kakaoindustrie versklavt werden kann beim nächsten Einkauf helfen, den Kalorienbomben aus dem Weg zu gehen. Die sehenswerte Dokumentation „Schmutzige Schokolade“ zeigt die bittere Seite des Geschäfts und sollte selbst Schoko-Junkies davon überzeugen, dass es sich lohnt auf fair gehandelte Schokolade umzusteigen.

Auch sind die Bauern in den Entwicklungsländern den Preisschwankungen auf dem Weltmarkt und den klimatischen Schwankungen – auch infolge des Klimawandels – ausgeliefert. Trotz wachsender Nachfrage bleibt den meisten Kleinbauern kein Einkommen, das ihre Existenz sichert. Dabei zählt Kakao nach Erdöl und Kaffee zu den wichtigsten Rohstoffen auf dem Weltmarkt.

Durch den Kauf von Fairtrade-Schokolade leistet man einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Arbeitern und Kakaobauer in Entwicklungsländern.

4) Kaffee

Schnell einen „Coffee to go“ im Morgengrauen oder einen Espresso nach dem Essen: Für uns ist Kaffee Genuss und Luxus. Für diejenigen, die Kaffee anbauen und ernten, ist er das Gegenteil. Kaffee ist ein Saisongeschäft. Die Ernte dauert meist nur einige Wochen, weshalb die Wanderarbeiter oft nur für diese Zeit samt ihrer Familien zu den Plantagen reisen. Die Kinder können selten eine Schule besuchen, die Einkommen der Eltern sind unbeständig. 

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Kaffee ist das wichtigste Agrargut, das von Süd nach Nord gehandelt wird und nach Erdöl weltweit der zweitwichtigste Exportrohstoff.

Je nach Anbau- und Bewässerungsmetode, kann der Anbau von Kakao einen immensen negativen Einfluss auf die Umwelt haben.

Fairtrade-Kaffee sorgt dafür, dass die Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kaffeebauernfamilien und ihren Arbeitern verbessert werden und der Umweltschutz gefördert wird.

5) Tee

Image: A Girl With Tea / Flickr

Ähnlich wie für den Kaffee gilt auch für Tee: Die Arbeitsbedingungen sind alles, nur nicht fair. Die Menschen auf den Teeplantagen in Kenia, Ruada, Bangladesch und vielen anderen Ländern sind dazu gezwungen, unter unmenschlichen Bedingungen zu arbeiten.

In dem indischen Bundesstaat Assam (aus dem der gleichnamige Tee stammt) leben mehr als eine Million Arbeiter mit ihren Familien auf Teeplantagen. Zwar sind die Besitzer der Plantagen dazu verpflichtet, ihren Arbeitern adäquate Unterkünfte mit sanitärer Versorgung zu bieten) – doch die Praxis ist eine andere. Sauberes Trinkwasser, Stromversorgung und vernünftige Toiletten sind meist die Ausnahme.

Obwohl der Ansatz des fairen Handels der richtige ist und ‚Fairtrade’-Siegel grundsätzlich eine Verbesserung für die Produzenten bedeuten, gibt es auch Kritik an dem Gütesiegel.

Im Juli 2011 wurde der für das Siegel notwendige Mindestanteil an fair gehandelten Zutaten, von 50 auf 20 Prozent gesenkt. Das bedeutet, dass bis zu 4/5 der Rohstoffe eines Produkts aus konventionellem Handel stammen kann. Für diese Aufweichung gab es in der Vergangenheit viel Kritik. Jedoch ist der Anteil von Mischprodukten gering und muss auf der Zutatenliste angegeben werden. Doch lediglich bei einem Prozent der Produkte mit ‚Fairtrade’-Siegel, liegt der Anteil der Fairtrade-Zutaten zwischen 20 und 50 Prozent.

Editorial

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Diese Lebensmittel sollte man UNBEDINGT 'Fairtrade' kaufen

Ein Beitrag von Jana Sepehr