In vielerlei Hinsicht gehört Island zu den Ländern, in denen man als Frau besonders gut leben kann. Das liegt zum Beispiel daran, dass in Island bereits Vorschulkinder Gleichberechtigung lernen. Außerdem gibt es in Island nicht nur ein sondern gleich drei Gesetze, die die Stellung der Frau am Arbeitsplatz gesetzlich sichert.

Auch die Nase voll von all der Werbung, in denen Frauen wie reine Sexobjekte portraitiert werden? Dann dürfte Island auch hier genau das Richtige sein, denn in dem Land ist frauenfeindliche Werbung tabu. Der kleine Inselstaat im Norden Europas war auch das erste Land, das Striplokale verboten hat.

Alles in allem schneidet Island nahezu perfekt ab, wenn es um die Gleichberechtigung von Männern und Frauen geht. Seit acht Jahren führt Island deshalb auch die Liste aller Länder an, die am meisten daran arbeiten, die Kluft zwischen Männern und Frauen zu schließen. So war Island 2009 zum Beispiel auch der erste Staat, der die Ungleichheit zwischen Männern und Frauen im Bereich Bildung schließen konnte. 

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Island hat also einen ziemlich guten Fahrplan in Sachen Gleichberechtigung umsetzen - und dazu gehören auch Gesetzen und Regeln, die dem Land nicht umsonst den ersten Platz auf der Liste des World Economic Forums eingebracht hat! 

Welche Gesetze das sind? Und was andere Länder weltweit noch von Island lernen können? Here we go: 


1. Gleichberechtigung von Frauen wird per Gesetz eingefordert & geschützt

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Das Gesetz, das die Gleichberechtigung von Männern und Frauen regelt, ist genau der Grund, warum jedes andere Land so sein sollte wie Island. Das Gesetz wurde zu Beginn des neuen Jahrtausends eingeführt und 2008 noch einmal aufgepeppt, damit Gleichberechtigung in allen Bereichen des sozialen Zusammenlebens funktionieren kann - und damit ist auch die Arbeitswelt angesprochen.

Innerhalb des Gesetzes gibt es neun definierte Bereiche, die die Diskriminierung von Frauen genau unter die Lupe nehmen. Somit sollen Unterschiede zwischen direkter und indirekter geschlechtsspezifischer Diskriminierung wie zum Beispiel Lohnungleichheit besser erkannt werden.

Das Gesetz dient als Fahrplan, um zu zeigen, wie die Gleichstellung aller Geschlechter erreicht werden kann - es umfasst sogar frauenfeindliche bzw. negative Sprache, die geändert werden soll. Das Gesetz umfasst 35 Artikel, die alle spezifische Bereiche  wie zum Beispiel die geschlechtsspezifische Diskriminierung in Schulbüchern und am Arbeitsplatz ansprechen.

2. ‘Gleicher Lohn für gleiche Arbeit’ ist gesetzlich vorgeschrieben...naja fast

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Als Isländer herausfanden, dass es unter derzeitigen Umständen weitere 122 Jahre dauern würde, bis das Land eine völlige Lohngleichheit erreichen würde, waren die Bewohner schockiert. Gesetzgeber wurden deshalb aktiv und gaben am internationalen Frauentag bekannt, dass Island ein neues Gesetz plant, welches Nachweise über die gleiche Bezahlung von Unternehmen einfordern will.

Es ist zu erwarten, dass das Parlament dem Gesetzesentwurf zustimmen wird. Damit wäre Island das erste Land, in dem es offiziell verboten ist, einer Frau weniger als einem Mann zu zahlen. Nach der - hoffentlich positiven - Abstimmung soll das Gesetz 2020 in Kraft treten. Derzeit verdienen Frauen im Durchschnitt 14-18 Prozent weniger als Männer.

„Wir wollen die letzten Hürden zur völligen Lohngleichheit endlich aus dem Weg schaffen“, sagt Thorsteinn Viglundsson, Islands Minister für Gleichstellung und Soziales. „Die Geschichte hat gezeigt, dass Fortschritt nicht von alleine kommt.”

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3. Führungspositionen müssen mindestens zu 40 Prozent mit Frauen besetzt werden

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Nach dem Korruptionsskandal und der Finanzkrise von 2009, hat es sich die isländische Regierung zur Aufgabe gemacht, mehr Spitzenpositionen mit Frauen zu besetzen, um Korruptionsversuche drastisch zu senken. Außerdem hat das Land die Verantwortlichen der Finanzkrise zur Rechenschaft gezwungen - etwas, was in vielen anderen Ländern nicht der Fall war.

Artikel 15 des Gesetzes zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen schreibt vor, dass mindestens 40 Prozent aller Führungspositionen in Unternehmen mit Frauen besetzt werden müssen.

Im Gesetz steht auch, dass jedes Unternehmen mit 25 oder mehr Mitarbeitern ein Programm zur geschlechtlichen Gleichberechtigung einführen muss und die Punkte alle drei Jahre überprüft werden müssen.

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4. Bestes Gesetz zur Regelung der Elternzeit weltweit

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Auf der ganzen Welt gibt es kein anderes Land, in welchem die Elternzeit so gut geregelt ist wie in Island. Das offizielle Gesetz ist bereits 2000 in Kraft getreten. 2006 wurde das Gesetz noch einmal überarbeitet und räumt Müttern und Vätern jetzt Elternurlaub von neun statt den vorherigen sechs Monaten ein. Für diese Zeit übernimmt die Regierung die Kosten - das gilt auch für Selbstständige, die in der Zeit 80% ihres Gehalts erhalten. Außerdem schließt das Gesetz sowohl die Geburt des eigenen Kindes, als auch Adoption oder die Aufnahme von Pflegekindern mit ein. Eltern teilen die Elternzeit zu gleichen Teilen unter sich auf, so dass das Kind die Zuneigung von Vater und Mutter gleichermaßen erhalten kann und der Druck auf beiden Elternteilen ausgewogen ist. Besser kann Elternzeit wohl nicht geregelt sein.

5. Von der Vorschule bis zur Uni lernen Kinder, dass Gleichberechtigung wichtig ist

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Nachdem die Kinder in Island aufgewachsen und sowohl Vater als auch Mutter gleich lang zu Hause bei sich haben konnten, hört es natürlich nicht auf mit der Gleichberechtigung für die Kinder. Artikel 23 des Gesetzes zur Gleichberechtigung von Männern und Frauen fordert, dass das Thema Gleichberechtigung fest im Lehrplan aller Schulen verankert wird. Und zwar in allen Klassenstufen.

Das heißt, dass alle Sportveranstaltungen, Schulstunden und sonstigen schulischen Veranstaltungen von der Vorschule bis hin zur Universität Gleichberechtigung unterrichten und anbieten müssen. Island verschwendet zum Beispiel keine Zeit auf sexistische Bücher oder Aufgaben.

Im Gesetz heißt es: „Textbücher und anderes Lehrmaterial müssen so gestaltet sein, dass sie kein Geschlecht diskriminieren“. Man würde also niemals eine Aufgabe wie in Utah, USA, sehen, in der Mädchen dazu aufgefordert wurden, auf Dates mit Jungs zu gehen und sich dabei ‘ladylike’ zu verhalten.

6. Für Sex zu bezahlen ist illegal. Striplokale sind illegal. Prostituierte sind Opfer.

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In Island ist es verboten, für Sex Geld zu zahlen. Und das bereits seit Jahrzehnten. 2007 wurde das Gesetz dann noch einmal geändert: seitdem gelten Menschen, die Sex gegen Geld anbieten, als Opfer, weil sie meist keine andere Option haben oder zur Prostitution gezwungen werden.

Anstatt also diejenigen, die überwiegend aus ärmlichen Verhältnissen kommen und gar nicht anders können, als sich zu prostituieren, zu bestrafen, beschützt das Gesetz die Menschen. Stattdessen bestraft der Staat die Nachfrager, diejenigen also, die für Sex bezahlen wollen.

2009 verbot Island dann auch Striplokale im ganzen Land. Der Grund: kein Unternehmen sollte Profit durch das Nacktsein seiner Mitarbeiter erzielen dürfen. Das Gesetz wurde im Parlament mit absoluter Mehrheit durchgesetzt.

„Es ist inakzeptabel, dass Menschen egal welchen Geschlechts als Produkt angesehen werden, das man kaufen kann”, sagt Kolbrún Halldórsdóttir, die das Verbot von Striplokalen vorschlug.

7. Island hat ein eigenes Ministerium für Gleichberechtigung

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Ironischerweise wird Gleichberechtigung heute in vielen Ländern für selbstverständlich gehalten. Gleichberechtigung kommt schon von ganz allein und man muss nichts weiter dafür tun.

„Unsere größte Herausforderung ist, dass wir die Gleichberechtigung von Frauen als gegeben voraussetzen. Wir relaxen viel zu sehr. Wir glauben, dass es keinen mehr Anlass gibt, etwas zu tun. Das beunruhigt mich ein wenig”, sagt Gro Bruntland, Norwegens erste weibliche Premierministerin.

In Island kann das nicht passieren. Denn hier gibt es tatsächlich ein eigenes Ministerium, das sich für die Gleichberechtigung von Frauen einsetzt.

Das Ministerium, das in drei Abteilungen unterteilt ist, forscht und unterstützt alles rund um das Thema Gleichberechtigung und prüft neue Gesetze, damit diese kein Geschlecht mehr diskriminieren.

Global Citizen setzt sich gemeinsam mit CHIME FOR CHANGE dafür ein, dass weltweit Gesetze umgesetzt werden, damit Frauen und Mädchen gleichberechtigt werden. Island geht mit großen Schritten voran und zeigt der Welt, dass eine Änderung der Gesetze funktionieren kann.

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Ein Beitrag von Meghan Werft