Ignace Van Doorselaere ist Chef einer belgischen Unterwäschefirma - und ganz offensichtlich auch ein Mensch mit cleveren Idee, gepaart mit einer guten Prise Humor. 

Van Doorselaeres Firma stellt Dessous und Bademoden für Frauen her und hat sich dabei vor allem auf große BH-Körbchengrößen spezialisiert.
Kleiner Schwenk in die BH-Welt: Körbchengrößen werden in Buchstaben angegeben und fangen bei A (oder auch AA) an und werden mit den darauf folgenden Buchstaben entsprechend größer (also B, C, D und so weiter für immer größere Brüste).

Und auch wenn natürlich jede Frau anders gebaut ist und entsprechend nach Bequemlichkeit und Sitz ihren BH wählt, kann man im Schnitt davon ausgehen, dass zum Beispiel die Körbchengröße E einem Brustgewicht von rund 1 bis 1,5kg entspricht. 

Was die Frage aufwirft: wie entwerfen Männer eigentlich Produkte wie BHs? Sich so einen BH mal überzustreifen ist ja das eine, aber zu wissen, wie sich die eigene Körperhaltung und das Empfinden ändert, wenn man Brüste von bis 1,5 kg vor sich herträgt und welche Anforderungen man in so einer Situation an einen guten BH stellt- tricky one.  

Van Doorselaere hat daher den E-CUP Day eingeführt - und zwar für seine männlichen Mitarbeiter. Oder wie er selber sagt: „Es gibt nur einen Weg für Männer zu erfahren, wie es ist, einen E-Cup zu tragen - und der ist, einen E-Cup zu tragen."

Image: Quelle: Screenshot Youtube Video


Was nach einem lustigen Stunt aussieht, hat durchaus einen cleveren 'A-HA'-Effekt bei den Männer ausgelöst. Denn die Aktion hat sie etwas besser verstehen lassen, wie es sich anfühlt, wenn man 1,5 kg zusätzliches Körpergewicht vor sich trägt - von Rückenschmerzen über hin zu roten Streifen auf den Schultern von den Trägern.  

Image: Quelle: Screenshot Youtube Video

Natürlich können Gewichte nicht wirklich wiedergeben, wie es sich anfühlt, echte Frauenbrüste zu haben (und diese auch für länger als nur einen Tag zu tragen). Darum geht es aber auch nicht.

Es geht darum, dass der Chef und die ganze Firma sich darüber Gedanken machen, wie sie sich besser in die Lage von Frauen versetzen können, um gezielt Anforderungen besser zu verstehen. Die Bereitschaft also, über den Tellerrand hinaus zu denken und sich aktiv in eine andere Lage versetzen zu wollen, statt nur bis zur eigenen Nasenspitze zu gucken. Das alles sind enorm mächtige Werkzeuge im Umgang miteinander und in der Art, wie wir uns gegenseitig behandeln und sehen. Und ein enorm wichtiger Schritt, wie Frauen in unserer Gesellschaft wahrgenommen werden.    

Bis noch vor ein paar Jahren gab es zum Beispiel nur künstliche Kniegelenke, die ausschließlich dem eines männliches Knies ähnelten. Dabei ist ein Frauenknie viel flacher, trapezförmig und weniger breit gebaut als bei einem Mann. All das wurde jedoch bei bisherigen Prothesen nie wirklich berücksichtigt und Frauen bekamen einfach 'Männerknie' eingesetzt.
Okay, zugegeben, der Umstand hat sich so ergeben, weil zur Zeit der Erfindung des künstlichen Kniegelenks lediglich bei Rekruten der amerikanischen Streitkräfte Maß genommen wurde - und das waren halt alles nur Männer. Es hat trotzdem eine ganze Weile gedauert, bis die Medizin auf den Gedanken kam, solche Gelenke auch für Frauen maßzuschneidern. 

Echte Gleichberechtigung hat viele Facetten. Dazu gehört, jeden Menschen als einzigartiges Individuum zu sehen und zu respektieren. Unabhängig vom Geschlecht, von einer Nationalität oder wo jemand aufgewachsen ist. 

Hier ist das großartige Video der Firma PrimaDonna in voller Länge: 

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Für mehr Verständnis: Chef einer BH-Firma verpasst männlichen Mitarbeitern 'Brüste'

Ein Beitrag von Aileen Elsner