Viele Nationen weltweit haben ein legales Mindestalter festgelegt, um Kinder vor der Kinderehe zu beschützen. Dennoch erlauben 117 Länder auf der Welt - bis vor Kurzem übrigens auch noch Deutschland - noch immer die Kinderehe, wie das Pew Research Center herausgefunden hat. Allerdings hat der Bundesrat Anfang Juli ein Gesetz verabschiedet, welches Kinderehen in Deutschland künftig nur noch in Härtefällen erlaubt. 

Kinderehen gefährden das physische und emotionale Wohlbefinden von Kindern, berichtet Girls Not Brides, eine globale Partnerschaft, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Kinderehen auf der ganzen Welt zu beenden.

Kinderbräute sind zudem erhöhten Risiken ausgesetzt: bei ihnen treten viel häufiger Komplikationen bei der Geburt auf, sie ziehen sich sexuell übertragbare Krankheiten zu und sind häufiger häuslicher Gewalt ausgesetzt. Außerdem haben Kinderbräute nur begrenzte Möglichkeiten,  eine Ausbildung abzuschließen oder wirtschaftlich unabhängig zu sein.

Kinderehen sind eine internationale Epidemie, gegen die jeder auf der Welt kämpfen sollte. Kinderehen endlich zu beenden, würde der Welt auch dabei helfen, die 17 Nachhaltigen Entwicklungsziele zu erreichen, um extreme Armut bis 2030 zu beenden.

5. Äthiopien

A life free from violence

Zahl der Kinderehen: 1.974.000

Anteil an Mädchen, die mit 18 Jahren bereits verheiratet sind: 41%

Legales Heiratsalter von Jungen und Mädchen: 18 Jahre

Kinderheirat durch Entführung oder Zwangsehen innerhalb der eigenen Familie - zwischen Cousins und Cousinen zum Beispiel - sind tief verwurzelte kulturelle Praktiken in Äthiopien. Das Resultat ist, dass jedes fünfte Mädchen verheiratet ist, bevor sie 18 Jahre alt wird.

Laut Girls Not Brides besuchen nur 12 Prozent aller verheirateten Mädchen im Alter von 15 - 19 Jahren die Schule. Im Vergleich dazu sind es 60 Prozent aller unverheirateter Mädchen im selben Alter, die zur Schule gehen.

Obwohl das gesetzlich vorgeschriebene Alter für eine Heirat bei 18 Jahren liegt, wird das Gesetz nicht konsequent durchgeführt. Und ohne nationales Register, in welchem Geburten, Ehen und Todesfälle aufgeführt werden, ist es für die Verantwortlichen schwer zu überprüfen, ob ein Mädchen minderjährig ist oder nicht.

Bei dem so genannten „Girl Summit“ (‘Mädchengipfel’) im Jahr 2014 hat die Regierung von Äthiopien zugestimmt, die Kinderehe bis 2025 zu beenden.

4. Brasilien

Zahl der Kinderehen: 2.928.000

Anteil an Mädchen, die mit 18 Jahren bereits verheiratet sind: 36%

Legales Heiratsalter von Jungen und Mädchen: 18 Jahre; 16 Jahre mit Erlaubnis der Eltern

Obwohl das Mindestalter für eine Heirat bei 16 Jahren - mit dem Einverständnis der Eltern - liegt, gibt es ein paar Ausnahmefälle, die Minderjährigen unter 16 Jahren die Ehe erlauben. So etwa im Falle einer Schwangerschaft oder laut dem World Policy Center um einer strafrechtlichen Verfolgung wegen Vergewaltigung zu entgehen.

Die hohe Rate von Teenager-Schwangerschaften in Brasilien ist Grund für die ebenfalls hohe Rate an Kinderehen. Heirat wird als Möglichkeit gesehen, wirtschaftliche Sicherheit zu erreichen und um sicherzustellen, dass die Männer ihre Verantwortung als Familienväter übernehmen.

Die begrenzten wirtschaftlichen und schulischen Möglichkeiten tragen ebenfalls zu solchen Ehen bei und stellen für Teenager, die nach Stabilität im Leben suchen, eine attraktive Alternative dar.

Obwohl Kinderehen ein bekanntes Problem des Landes sind, hat Brasiliens Federal University in Para herausgefunden, dass bisher nur geringe Untersuchungen über diese Thematik angestellt wurden und selbst die Regierung kaum einschreitet.

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3. Nigeria

Zahl der Kinderehen: 3.306.000

Anteil an Mädchen, die mit 18 Jahren bereits verheiratet sind: 43%

Legales Heiratsalter von Jungen und Mädchen: 18 Jahre

Nigerias Verfassung hat kein vorgeschriebenes Mindestalter für die Eheschließung, aber das Kinderschutzgesetz hat im Jahr 2003 das Mindestalter auf 18 Jahre festgelegt. Dennoch setzen nur 23 der insgesamt 36 nigerianischen Staaten diese Bestimmung durch.

Viele nigerianische Eltern sagen, dass es ein großes Defizit an Bildungsmöglichkeiten im Land gibt und daher ihre Töchter nicht sicher sein könnten, eine vernünftige Alternative zur Ehe zu haben.

Dennoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein junges Mädchen, das zumindest die Grundschule besuchen durfte, vor ihrem 18. Geburtstag heiraten wird, bedeutend geringer: Mehr als 80 Prozent der Mädchen ohne schulische Bildung heiraten, bevor sie 18 sind. Die Zahl fällt auf 13 Prozent, wenn ein Mädchen eine weiterführende Schule besucht hat.

2016 hat das nigerianische Ministerium für Frauenangelegenheiten und soziale Entwicklung eine Strategie entwickelt, um die Kinderehe noch vor 2020 um 40 Prozent zu senken und sie bis 2030 endgültig zu beenden.

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2. Bangladesch

Zahl der Kinderehen: 3.931.000

Anteil an Mädchen, die mit 18 Jahren bereits verheiratet sind: 52%

Legales Heiratsalter von Jungen und Mädchen: Jungen 21, Mädchen 18

Bangladesch hat in den letzten Jahren einiges dafür getan, um die Raten der Kinderehen zu verbessern, indem sie Bußgelder und Gefängnisstrafen für Erwachsene einführten, die Kinder heiraten.

Dennoch erlauben Schlupflöcher im Rechtssystem immer noch die Kinderehe unter speziellen Umständen. Aber es ist nicht klar, welche speziellen Umstände damit gemeint sind, berichtet der Nachrichtensender Al-Jazeera.

Religiöse Überzeugungen und Armut bedingen die hohe Rate von Kinderehen in Bangladesch. Häufige Überschwemmungen in den ländlichen Regionen hinterlassen Familien, die dringend finanzielle Mittel benötigen. Die finanziellen Mittel können mit einer Zwangsheirat - und der damit verbundenen Mitgift - erreicht werden.

Auf dem Mädchengipfel im Jahr 2014 hat Bangladesch versprochen, Schritte für ein Ende der Kinderehe innerhalb des Landes bis 2041 zu unternehmen.

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1. Indien

Zahl der Kinderehen: 26.610.000

Anteil an Mädchen, die mit 18 Jahren bereits verheiratet sind: 47%

Legales Heiratsalter von Jungen und Mädchen: Männer 21, Frauen 18

Obwohl Indiens Anzahl an Kinderbräuten unter 15 Jahren sinkt, geht die Rate der Mädchen, die zwischen 15 und 18 heiraten, nach oben.

Eine neue Analyse des Zensus hat außerdem gezeigt, dass in den Ballungsräumen Indiens ein scharfer Anstieg an Kinderehen zu verzeichnen ist, während sie in den ländlichen Gegenden sinkt.

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21 Prozent der Kinderehen treten in den 70 ‘Brennpunktbezirken’ auf, in denen die Heirat von minderjährigen Jungen und Mädchen starken Zuwachs hat, berichtet Hindustan Times.

Indiens Familienministerium hat 2013 den landesweiten Aktionsplan entworfen, um Kinderehen zu verhindern. Allerdings ist es bisher nur bei dem Entwurf geblieben.

Indien gehört außerdem zu den 12 Ländern, die von UNICEF ausgewählt wurden, um an ihrem weltweiten Programm zum schnellerem Abbau von Kinderehen (‘Global Programme to Accelerate Actions to End Child Marriage’) teilzunehmen.


Es bleibt zu hoffen, dass in den nächsten Jahren weitere Länder von der Liste der 117 Länder, die Kinderehen noch immer erlauben, gestrichen werden können. Sie sollten auf ihre Versprechen auch Taten folgen lassen.

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Ein Beitrag von Madison Feser