"Ich habe diesen Artikel, den Sie kaufen wollen, hergestellt, aber ich wurde dafür nicht bezahlt" – diese Worte waren auf den Etiketten mehrerer Kleidungsstücke zu lesen, die Kund*innen in einer Zara-Filiale in Istanbul fanden. Wie die Nachrichtenagentur AP berichtete, hatten Angestellte eines ehemaligen Zara-Zulieferers die Botschaften heimlich in der Kleidung angebracht.

Diese Meldung ist fast zwei Jahre her. Doch noch immer sind die Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie vielerorts dramatisch. Menschen- und Arbeitsrechte werden missachtet, Arbeiter*innen nicht bezahlt oder zu Überstunden genötigt. 

Zara hat sich rund um den Globus einen Namen gemacht. Trendige Mode, aber vor allem die günstigen Preise haben dem spanischen Label an die Spitze der Fast-Fashion-Modeindustrie verholfen – und seinen Gründer, Amancio Ortega, zu einem der reichsten Männer der Welt gemacht.

Die Gewinne von Zara und dem Mutterkonzern Inditex sollten also reichen, um auch die Näherinnen zu bezahlen. Dies schien allerdings nicht der Fall zu sein. In einem Fall gingen Näherinnen in der Türkei sogar komplett leer aus.

Konkret ging es um die ehemaligen Angestellten der Firma Bravo Tekstil, die in der Türkei ansässig war und etwa für Zara und Mango produzierte. Bereits im Juli 2016 habe der Betrieb geschlossen, die Chefs seien mit den Einnahmen abgehauen – ohne die letzten drei Monatsgehälter oder eine Abfindungen an die Angestellten zu zahlen.

Die Botschaften sind demnach Teil einer Kampagne, um darauf aufmerksam zu machen, dass die Arbeiterinnen noch immer auf ihre Bezahlung warten.

140 ehemalige Mitarbeiter*innen hatten kurz nach ihrer Entlassung, eine Petition gestartet, mit der sie die Auszahlung ihrer ausstehenden Gehälter fordern.

Inzwischen gibt es offizielle Stellungnahmen der Konzerne. Das Textilunternehmen Inditex erklärte gegenüber dem Mode- und Beauty-Portal "Refinery 29":

"Inditex hat all seine vertraglichen Verpflichtungen mit Bravo Textil [sic] eingehalten und arbeitet derzeit gemeinsam mit der IndustriAll Schwestergesellschaft, Mango und Next daran, einen Hilfsfond für die betroffenen Mitarbeiter einzurichten, die von dem betrügerischen Verschwinden des Besitzers der Produktionsstätte betroffen sind.“

Im Unklaren lässt Inditex jedoch, wie viel Geld in dem Hilfsfond stecken wird. Selbst wenn Zara oder Mango ihre Verpflichtungen gesetzlich eingehalten haben, ist das Verhalten moralisch bisher mehr als bedenklich.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Kund*innen finden versteckte Botschaften in Kleidung von Zara

Ein Beitrag von Jana Sepehr