Hast du schon einmal versucht, einem Verwandten am Familientisch zu erklären, warum er oder sie nicht mehr so viel Fleisch konsumieren sollte? Oder die Schule dazu zu bringen, mit dem Kompostieren anzufangen? Oder, eine*r Staatschef*in einen Tweet geschickt? Oder sogar einen unserer Posts in deiner Instagram-Story geteilt? 

All diese Dinge haben etwas gemeinsam: Sie sind Beispiele dafür, dass man sich für etwas einsetzt, an das man glaubt. Genau das ist es, was politische Arbeit ausmacht: Du setzt dich für deine eigenen Rechte oder die Rechte anderer ein und versuchst, die Menschen, die Entscheidungen treffen – zum Beispiel deinen Onkel, der glaubt, dass Vegetarismus etwas für Kaninchen ist – dazu zu bringen, deinen Standpunkt oder deine Perspektive anzunehmen. 

"In einer perfekten Welt", sagt Liz Agbor-Tabi, Vizepräsidentin für globale Politik bei Global Citizen, "hätten wir soziale und wirtschaftliche Systeme, die Gerechtigkeit für alle schaffen. Da wir aber nicht in einer perfekten Welt leben, brauchen wir Menschen, die ihre Stimme erheben und eine andere, bessere Welt fordern. Für mich ist dieser Einsatz die Arbeit, die so eine Welt Wirklichkeit werden lässt.” In vielerlei Hinsicht ist das die Welt, die mit den Global Goals der Vereinten Nationen (UN) erreicht werden soll. 

Politische Arbeit ist das Herzstück der Mission von Global Citizen. Wir nutzen die Stimmen von jedem einzelnen Menschen, Aktivist*innen und Künstler*innen, um Regierungen, Unternehmen und Philanthrop*innen zu ermutigen, sich den Global Goals zu verpflichten. 

Anschließend sorgen wir dafür, dass diese Versprechen auch eingehalten werden.

Im Jahr 2022 haben wir die Kampagne “Extreme Armut beenden – JETZT und ÜBERALL” gestartet. Sie ruft Menschen auf der ganzen Welt dazu auf, von führenden Politiker*innen und Wirtschaftsvertreter*innen auf der ganzen Welt sofortige Maßnahmen in drei kritischen Bereichen zu fordern: Die Stärkung der Rolle von Mädchen und jungen Frauen, die Überwindung systemischer Barrieren, die Menschen in Armut gefangen halten sowie Maßnahmen zum Klimaschutz.

Der rote Faden, der diese Themen verbindet, ist der zivilgesellschaftliche Raum. Die Art von sozialem Wandel, die wir fordern, kann nur durch offene zivilgesellschaftliche Räume herbeigeführt werden – und die sind da wo Bürger*innen und Organisationen in der Lage sind, sich zu organisieren, zu protestieren, abweichende Meinungen zu äußern und sich Gehör zu verschaffen, ohne Angst vor Repressalien oder Einschüchterung haben zu müssen.

Deshalb ist der Schutz zivilgesellschaftlicher Räume die Grundlage für Veränderungen. Ohne den Raum, in dem Veränderungen gefordert werden können, kann es keine Veränderung geben. 

Überall auf der Welt setzen sich Menschen für eine bessere Welt ein, sei es, indem sie sich gegen die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern aussprechen, sich für Klimagerechtigkeit einsetzen oder denjenigen ein Megafon in die Hand drücken, deren Stimme zum Schweigen gebracht wird. 

All das ist in einigen Ländern sicher und legal, in anderen hingegen wegen Autoritarismus, repressiven Gesetzen und Gerichtsverfahren riskant und auch lebensgefährlich. 

Jeden Tag werden Menschen schikaniert, inhaftiert und sogar getötet, weil sie sich gegen Ungerechtigkeiten aussprechen. Aber für viele von ihnen sind politische Arbeit und Aktivismus keine Wahl, sondern eine Frage von Leben und Tod.  

Politische Arbeit vs. Aktivismus: Was ist der Unterschied? 

Politische Arbeit bedeutet, Einfluss auf Entscheidungsträger*innen zu nehmen, eine bessere Politik zu fordern und seine Stimme zu erheben.

Aktivismus, wie zum Beispiel das Organisieren eines Protests, das Boykottieren eines Unternehmens, das Durchführen einer Umfrage zu einem bestimmten Thema und das Teilen der Ergebnisse werden als “direktere” Aktionen angesehen. 

Wirkt politische Arbeit?

“Macht das überhaupt einen Unterschied?” 
Diese Frage haben wir uns alle schon einmal gestellt, als wir eine Petition unterschrieben oder etwas getwittert haben, um Staats- und Regierungschef*innen ins Gewissen zu reden. Die Antwort ist “ja”, aber in der Regel nicht auf die Art und Weise und in dem Zeitrahmen, wie viele Menschen denken.

Von den Bürgerrechts- und Stonewall-Bewegungen in den USA bis zum Arabischen Frühling, von Black Lives Matter bis zu #MeToo, vom Wahlrecht bis zu den Arbeitnehmerrechten, von der Beendigung der Apartheid bis zu Fridays for Future, von Protesten gegen Shell bis zu Unternehmensboykotten –  im Laufe der Geschichte wurde der gesellschaftliche Wandel immer durch Einzelpersonen herbeigeführt, die ihre Stimme erhoben und durch Menschen, die sich zusammenschlossen, um ihre Rechte einzufordern, durchgesetzt. Diese Kraft ergibt sich, wenn politische Arbeit und Aktivismus zusammenwirken. 

Letztlich geht es sowohl bei Aktivismus als auch bei politischer Arbeit darum, die Meinung der Menschen zu ändern, ein manchmal langsamer, aber zutiefst kraftvoller und wichtiger Prozess – und einer, der im Mittelpunkt unserer Mission steht, extreme Armut in der Welt zu beenden und ihre Ursachen zu beseitigen. 

Warum muss Aktivismus geschützt werden?

Sowohl in Ländern mit starkem als auch mit schwachen Einkommen werden Aktivist*innen und das Recht, sich selbst zu organisieren, angegriffen. 

Zhang Zhan zum Beispiel – eine Journalistin, die alles riskierte, um über COVID-19 zu berichten, als das Virus erstmals in Wuhan auftrat – sitzt nun wegen ihrer Arbeit in China im Gefängnis. Die indigene Aktivistin Berta Cáceres aus Honduras wurde 2016 wegen ihres Umweltaktivismus ermordet. In Nigeria droht Imoleayo Michael eine Gefängnisstrafe, weil er sich 2020 an den #EndSARs-Protesten beteiligt hat. In Kolumbien wurde 2022 der indigene Anführer José Albeiro Camayo, einer der Gründer der Indigenen Garde, eines unbewaffneten Kollektivs von Landverteidiger*innen, ermordet. 

Zudem haben viele Regierungen die freie Meinungsäußerung stark eingeschränkt – zuletzt auch Russland und China. Neue Technologien werden dabei als Vorwand genutzt, um repressive Gesetze, die die Möglichkeiten der Menschen einschränken, ihre Meinung zu vertreten, zu erlassen. 

3 Dinge, die Global Citizen unternimmt, um zivilgesellschaftlichen Raum zu schützen

1. Stärken von Stimmen bei unseren Veranstaltungen und Festivals

Wir stärken die Stimmen der Menschen, insbesondere derer aus dem Globalen Süden und aus Jugendbewegungen. Unsere jährliche Preisverleihung, der Global Citizen Prize, wirft ein Licht auf (junge) Aktivist*innen, die sich für das Beenden extremer Armut in ihren eigenen Communities einsetzen und den sozialen Wandel auf der ganzen Welt fördern. Mehr über die bemerkenswerten Gewinner*innen des Global Citizen Prize 2022 erfährst du hier

Der Schutz zivilgesellschaftlicher Räume wird auch ein zentrales Thema auf dem Global Citizen Festival im September 2022 sein. Von dort aus werden wir Geschichten von führenden Persönlichkeiten der Zivilgesellschaft in die ganze Welt senden. 

2. Politische Arbeit für Aktivismus

Mit Hilfe der sozialen Medien und Artikeln wie den, den du gerade liest, arbeiten wir daran, das Bewusstsein für zivilgesellschaftliche Räume zu schärfen und zu erklären, was sie sind, warum sie so wichtig sind und wo sie gefährdet sind. Mehr über die Kampagne und wie du sie unterstützen kannst, erfährst du hier

3. Staats- und Regierungschef*innen dazu bringen, sich für den Schutz der zivilgesellschaftlichen Räume einzusetzen

Wir setzen uns dafür ein, dass sich Staats- und Regierungschef*innen sowie Unternehmen dazu verpflichten, die bürgerlichen Freiheiten zu respektieren und zu fördern.

Global Citizen Explains

Gerechtigkeit fordern

Warum wir JETZT zivilgesellschaftliche Räume schützen müssen

Ein Beitrag von Tess Lowery