Ein neuer Wolkenkratzer mag auf den ersten Blick nicht nach der Lösung der weltweiten Hungerkrise aussehen, aber in der Vergangenheit hat es häufig eine Weile gedauert, bis sich eine bahnbrechende Erfindung durchsetzen konnte.

70 Prozent der afrikanischen Bevölkerung lebt in ländlichen Gegenden, in denen überwiegend landwirtschaftliche Subsistenzwirtschaft - also ein Bewirtschaften des umliegendes Landes für den Eigenbedarf - betrieben wird. Bei so einer Vorgehensweise sind die Einnahmen natürlich sehr gering – in Afrika liegen sie gerade einmal durchschnittlich bei zwei US-Dollar pro Tag.

Was wäre aber, wenn der technische und wissenschaftliche Fortschritt neue, moderne Methoden für die Landwirtschaft einführen könnte, die es den Menschen in Afrika erlaubt, mehr Nahrungsmittel anzubauen und so extreme Armut zu beenden? Genau hier kommt der neue Wolkenkratzer ins Spiel.

Der geniale Einfall stammt von den polnischen Architekten Pawel Lipiński und Mateusz Frankowski, die gemeinsam den „Mashambas-Wolkenkratzer“ entworfen haben. Damit wollen sie die „Grüne Revolution zu den Ärmsten der Armen bringen” - ein Konzept, dass sich auf die wissenschaftliche Weiterentwicklung von Feldfrüchten bezog, die es erlaubte, die Getreideproduktion durch ertragreiches Saatgut zwischen den Jahren 1960 und 2000 zu verdoppeln.

In Afrika könnte durch den Mashambas-Wolkenkratzer die Grüne Revolution erneuten Schwung bekommen und so bei der Bekämpfung der Hungerkrisen helfen.

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Das neue Hochhaus ist so entworfen, dass es als Farm und gleichzeitig als Bildungs- und Lernort und sogar als Gemeindezentrum dienen kann. Das Hauptziel ist es, den Bauern aus der Umgebung dabei zu helfen, moderne Methoden beim Bestellen ihres Landes einzusetzen, damit sie ihre Ernte verbessern und sich so selbst aus der Armutsspirale befreien können.

skyscraper-sub-saharan-africa.jpgImage: Pawel Lipinski/Mateusz Frankowski

Beim jährlichen eVolo Skyscarper-Wettbewerb, der die neuesten und innovativsten Hochhaus-Projekte auszeichnet, konnte das polnische Design bereits überzeugen. Es setzte sich gegen 400 andere Bewerbungen durch, von denen eine atemberaubender war als die andere: ein Hochhaus sollte zum Beispiel in einen Berg im amerikanischen Yosemite-Nationalpark gebaut werden, ein weiteres Design sollte in der Antarktis gebaut werden und CO2 zurück in Sauerstoff verwandeln, um die Folgen des Klimawandels zu verlangsamen.

Eines der einzigartigen Merkmale des Mashambas-Wolkenkratzers ist, dass er beweglich ist. Ja, richtig gehört. Das Hochhaus kann an einem Ort gebaut werden, dort für ein paar Monate oder Jahre bleiben (oder wie die Architekten schreiben: so lange, bis die Gemeinschaft sich selbst versorgen kann) und dann an einem neuen Ort wieder aufgestellt werden. Ein Clou: Während der Wolkenkratzer von einem Ort zum anderen transportiert wird, bleibt das offene, unterste Stockwerk an Ort und Stelle - dies kann fortan zum Beispiel als Marktplatz für die Dorfbewohner dienen.

In den oberen Stockwerken befinden sich Felder, die genügend Platz für Feldfrüchte bieten, um ein ganzes Dorf damit zu versorgen. Darunter befindet sich das Bildungs- und Lernzentrum, in welchem die ortsansässigen Bauern über verschiedene Anbautechniken lernen können. Die polnischen Architekten haben sogar an einen Landeplatz für Drohnen gedacht, die zum Beispiel Saatgut in weit entlegene Teile des Landes liefern können. Im Erdgeschoss befinden sich ein Kindergarten, eine Arztpraxis und ein Informationszentrum.

„Es stellt eine große Möglichkeit dar, die ansässigen Bauern über verschiedene Anbaumethoden aufzuklären, sie mit gutem Dünger auszustatten und ihnen gutes Saatgut zur Verfügung zu stellen. So können sie auf ihrem Land so viel produzieren wie große moderne Höfe“, schreiben die Architekten.

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Zwischen 1996 und 2012 konnte die Armut in den ländlichen Gebieten Afrikas um 23 Prozent gesenkt werden. Doch jetzt steht der Kontinent vor einer neuen Krise. Vier Länder standen 2017 vor einer Hungersnot. Die Dürre führte in vielen Ländern zu extremer Knappheit der Lebensmittel. 

Innovationen wie der Mashambas-Wolkenkratzer oder neuartige Apps, die den Bauern bei einem Befall ihrer Ernte helfen können, haben das Potential, langanhaltende und vor allem nachhaltige Lösungen zu bieten und so Hungerkrisen zu stoppen.

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Armut beenden

Mit diesem genialen Hochhaus lässt sich ein ganzes Dorf ernähren

Ein Beitrag von Phineas Rueckert  und  Erica Sánchez