Der Virunga National Park ist der älteste Nationalpark Afrikas. Auf über 7000 km² Fläche lassen sich Vulkane, Wälder, Seen und Gebirgsgletscher finden. Elefanten, Löwen und ein Viertel der letzten weltweit lebenden Berggorillas streichen durch die üppigen Gebiete im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo, an der Grenze zu Ruanda und Uganda.

Doch schon seit Jahren schleicht sich die Ölindustrie auf der Suche nach Bodenschätzen nach und nach in den Park ein und brachte eine Welle an Korruption und Umweltverschmutzung mit sich.

Und das ist nicht das einzige Problem, mit dem der Park zu kämpfen hat.

Der 41-jährige Parkaufseher, Rodrigue Mugaruka Katembo, wurde die letzten 20 Jahre von Wilderern und Rebellen geschlagen, bedroht und sogar gefangen genommen. Und das alles, weil er die Tierwelt des Parks beschützen will. Das macht seinen Job zu einem der gefährlichsten in dieser Gegend.

Und Katembo weiß, wovon er spricht, wenn er von den Gefahren seines Jobs berichtet: Katembo ist ein ehemaliger Kindersoldat.

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Laut CNN, wurden bereits mehr als 160 Kollegen von Katembo von rebellischen Gruppen getötet. Die Rebellen sind den Park-Aufsehern zahlenmäßig weit überlegen. 

Doch trotz der enormen Gefahren weigert sich Katembo, seinen Job als Parkranger aufzugeben. Er will solange weitermachen, bis die Rebellen und Wilderer, die die Tierwelt des Parks zerstören wollen, „für ihre Handlungen verantwortlich gemacht werden“.

2010 hat die kongolesische Regierung der „SOCO International“, einer Britischen Ölgesellschaft, die Rechte für Ölbohrungen im sogenannten Block V verkauft - ein Stück Land, das auch in den Park hineinreicht. Da der Park den Status eines „UNESCO Weltkulturerbe“ trägt, halten Umweltschützer diesen Schritt allerdings für stark illegal.

Katembos gefährliche Arbeit beinhaltet daher auch Undercover-Einsätze, um Beweise für Korruption und Wilderei zu finden. 2013 wurde der Parkaufseher rechtswidrig verhaftet und für 17 Tage gefangen gehalten. Katembo glaubt, dass die Gründe dafür in seinen Bemühungen lagen, die Konstruktion einer „Kommunikations-Struktur“ der Ölindustrie im Park zu verhindern.

Katembos Einsatz wurde nach und nach so bekannt, dass er selbst Netflix dazu inspirierte, eine Doku-Serie mit dem Namen „Virunga” zu drehen. Die Serie wurde von keinem Geringeren als Leonardo DiCaprio produziert. Dank dieser Aufmerksamkeit geriet das britische Unternehmen so sehr unter Druck, dass sie sich 2014 aus dem Projekt zurückziehen mussten.

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So großartig dieser Erfolg ist, Katembo selbst kämpft weiterhin mit den Gefahren seines Jobs. In der Vergangenheit erhielt er sogar schon Telefonanrufe mit der Drohung: „Du hast dein Land verraten…Du verdienst den Tod.“

Wieder andere haben versucht, ihn zu bestechen - darunter ansässige Dorfälteste, die ihm eine Summe vorgeschlagen haben, die fast fünfmal so hoch wie sein reguläres Jahreseinkommen war.

Katembos Hingabe und Liebe zur Tierwelt fing schon in frühen Jahren an, erzählte er CNN.

1989, als er 14 Jahre alt war, wurde Katembo während des Bürgerkriegs in der Demokratischen Republik Kongo als Kindersoldat eingesetzt. Acht lange Jahre musste Katembo in verschiedenen Rebellengruppen als Soldat dienen.

2003, während eines kurzen Moments des Friedens, hat er mit seiner Arbeit in Virunga begonnen, mit der Absicht, die Tierwelt zu schützen und der Gesellschaft etwas zurückzugeben.

„Der Park hat viele verschiedene Arten von Dienstleistungen hervorgebracht, die der Allgemeinheit helfen“, erzählte er CNN. „Zum Beispiel haben wir die Fischfanggebiete vor Ausbeutung geschützt. Dadurch sind viele Fischer wieder in der Lage, ihre Familie zu ernähren und Einkommen zu generieren.“

Das Naturschutzgebiet hat 3.500 Mitarbeitern einen Job ermöglicht. Außerdem konnte der Ökotourismus weiter ausgebaut werden. Gleichzeitig gibt es im Park ein kleines Wasserkraftwerk. Der Park versorgt die umliegenden Dörfer zusätzlich mit Lebensmitteln und Wasser.

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2015 wurde Katembo zum Direktor ves „Upemba National Park“ in der südlichen Region des Kongos ernannt. Hier sieht er sich dem gleichen Kampf gegen bewaffnete Wilderer und gegen Ausbeutung der Gold- und Edelsteinminen gegenüber - wieder wird die Artenvielfalt des Landes bedroht.

Doch sein Einsatz ist einzigartig: „Dank seiner Führung sind dutzende Elefanten in den Park zurückgekehrt“, gaben die Direktoren des ‘Goldmann Environmental Prize’ in einem Statement auf ihrer Webseite an. „Die Zahl der Zebras steigt an, während die Waldrodung zurückgeht.“

Letztes Jahr hat Katembo acht Steinbrüche geschlossen, in denen illegal Coltan abgebaut wurde - ein Metall, dass oft für Smartphones benutzt wird.

„Auch wenn ich oder andere es nicht schaffen (die Menschen für ihre Taten zur Verantwortung zu ziehen)“, sagt er, „so wird die zukünftige Generation diese Informationen haben und es dann tun“.

Für seinen Einsatz hat Katembo den diesjährigen „Goldman Environmental Prize“ gewonnen, der Personen auszeichnet, die sich für die Umwelt stark machen.

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Ein Beitrag von Gabriella Canal