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Warum das wichtig ist
Polio gehört zu den unheilbaren Infektionskrankheiten. Vor allem Kinder unter fünf Jahren sind gefährdet – für sie kann eine Infektion tödlich enden. Präventive Impfungen sind möglich und lebenswichtig. Ein Zusammenschluss von Organisationen setzt sich mit der Globalen-Polio-Eradikations-Initiative (GPEI) dafür ein, dass Polio ein für alle Mal der Vergangenheit angehört. Werde hier mit uns aktiv, damit dieses Ziel Wirklichkeit wird.

*Anmerkung der Redaktion: Im Jahr 2019 haben sich insgesamt 28 Menschen in Afghanistan mit dem Poliovirus infiziert. 

In Afghanistan haben Gesundheitsbehörden kürzlich die zehnte Polio-Infektion dieses Jahres bestätigt. Der jüngste Fall betreffe ein zweijähriges Mädchen aus der süd­lichen Provinz Urusgan, berichtete Merdschan Rasik, Sprecher des afghanischen Ge­sund­heits­mi­nis­teriums.

Alle zehn Neuinfektionen seien in südlichen und östlichen Regionen des Landes aufgetreten, die von radikalislamischen Taliban oder der Terrormiliz Isla­mischer Staat (IS) kontrolliert werden. Kinder, die in diesen Regionen leben, sind besonders gefährdet. Denn hier werden Impfhelfer regelmäßig an ihrer Arbeit gehindert.

Eine präventive Impfung wäre die einzige Chance gewesen, die Kinder vor der Infektion zu schützen. Denn die Krankheit, die zu lebenslangen Lähmungen führen kann, ist nicht heilbar.

Polio – auch Kinderlähmung oder Poliomyelitis genannt – ist für viele Kinder weltweit eine große Gefahr.

Auch in Deutschland war die Krankheit bis vor einigen Jahrzehnten noch eine große Bedrohung. Von 1910 bis 1961 erkrankten mehr als 120.000 Menschen in Deutschland an Kinderlähmung. Als sich 1961 rund 4.600 Menschen im Zuge eine Polio-Epidemie mit dem Virus infizierten, wurden Impfungen im großen Stil eingeführt. Mit Erfolg: Deutschland gilt seit 1990 als poliofrei.

Die Spuren dieses Polio-Ausbruchs in Deutschland lassen sich bis heute finden – zum Beispiel mit einem Blick in den eigenen Impfausweis. Denn auch in Ländern, in denen Polio offiziell als ausgerottet gilt, wird noch gegen den Virus geimpft. Diese regelmäßigen Impfungen sind essentiell, da Polio hochansteckend ist.

Die Geschichte dieser Krankheit zeigt, dass es ohne eine hohe Impfrate immer wieder zu Krankheitsausbrüchen kommen kann.

“Das Risiko einer Wiedereinschleppung ist vorhanden“, sagte Kathrin Keeren vom Robert Koch-Institut in Berlin (RKI) dem Tagesspiegel. “Wir müssen darauf achten, dass wir die Impfzahlen so hoch wie möglich halten können.“

Doch in einigen Regionen der Welt stoßen Impfhelfer auf vehementen Widerstand.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hatte großflächige Impfkampagnen gegen Polio in Afghanistan organisiert. Doch im April diesen Jahres wurden der Organisation die Schutzgarantien durch die Taliban entzogen.

Die Taliban fürchten, die Impfteams könnten Spionage für die Regierung betreiben. Diese Abschottung hat dramatische Folgen: Laut WHO hätte man dadurch seit Mai 2018 über eine Million Kinder nicht mit dem lebenswichtigen Impfstoff versorgen können.

Aber nicht nur politische Unsicherheiten erschweren den Kampf gegen Polio. Bis heute halten sich Mythen hartnäckig, Impfungen könnten zu Unfruchtbarkeit oder Tod führen. Daher ist die Aufklärung über die Sicherheit des Impfstoffes und die Relevanz von Impfungen gegen Polio wichtiger denn je.

Afghanistan und Pakistan sind die einzigen zwei Länder der Welt, die noch nicht als poliofrei gelten. In Nigeria gab es seit drei Jahren keinen neuen Poliofall mehr – ein riesiger Erfolg. Um offiziell als poliofrei zu gelten, wartet das Land derzeit auf die Zertifizierung durch die Africa Regional Certification Commission (ARCC). Ein Zusammenschluss der WHO, Rotary International, der US-amerikanischen Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention (CDC), UNICEF und der Bill & Melinda Gates Stiftung arbeiten seit 1988 daran, Polio auszurotten.

Seitdem hat die GPEI durch weltweite Impfkampagnen und Aufklärungsarbeit viel erreicht. Die Zahl der Polio-Infektionen ist seit Beginn ihrer Initiativen um 99,9 Prozent gesunken.


Die Geschichte von Polio:
Den Durchbruch im Kampf gegen Polio brachte die Entdeckung des US-Mediziners Jonas Salk (1914-1995). Er entwickelte 1955 einen hochwirksamen inaktivierten Polioimpfstoff (IPV) gegen den Virus, gefolgt von Albert Sabin, der 1960 die orale Polioimpfung (OPV) erfand. Zu Ehren Salks, dessen Erfindung das Leben von Millionen Menschen weltweit rettete und bis heute ermöglicht, wird an dessen Geburtstag – dem 28. Oktober – der Welt-Polio-Tag gefeiert.
Polio in der Welt:
Europa gilt seit 2002 als poliofrei. In Indien wurde die letzte Polio-Infektion im Jahr 2011 gemeldet. Im Nachbarland Pakistan wiederum wurden seit Jahresbeginn über 72 Polio-Fälle registriert. Und die Geschichte hat gezeigt, dass hochansteckende Krankheiten wie Polio keine Ländergrenzen kennen.
Die Lage in Deutschland:
Deutschland gilt seit 1990 Polio-frei. Doch das ist keine Garantie dafür, dass der Virus hierzulande nicht wieder ausbrechen kann. Um eine Einschleppung zu verhindern, empfielt die WHO eine Impfrate von 95 Prozent. Derzeit liegt der landesweite Durchschnitt bei 93,9 Prozent, wobei die Impfdichte zwischen den Bundesländern sehr unterschiedlich ist. “Wir sehen das schon mit Sorge“, erklärt Keeren vom Robert Koch-Institut in Berlin . “Weiter nach unten sollte es wirklich nicht gehen, wir sollten eher wieder besser werden.“

Editorial

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Ein Beitrag von Pia Gralki