Warum das wichtig ist 
Polio gehört zu den unheilbaren Infektionskrankheiten. Doch eine präventive Impfung gibt es – und sie ist lebenswichtig. Auch dank der Globalen Initiative zur Ausrottung von Polio (GPEI) konnte das Virus weltweit zu 99,9 Prozent eliminiert werden. Doch die Coronapandemie könnte diesen unglaublichen Fortschritt kaputtmachen. Werde hier mit uns aktiv, damit die Staats- und Regierungschef*innen auf der ganzen Welt dafür sorgen, dass kein Mensch mehr an Polio erkranken muss. 

Über 50 Millionen Kinder auf der ganzen Welt haben alleine in diesem Jahr ihre lebenswichtige Polio-Impfung nicht bekommen. Denn wegen der Coronapandemie mussten Tür-zu-Tür-Impfkampagnen aufgrund der Kontakt- und Ausgangsbeschränkungen in Ländern wie den Philippinen oder Malaysia eingestellt werden. Zudem wurde das medizinische Personal, wie beispielsweise in Papua Neuguinea, oftmals andernorts gebraucht. 

Expert*innen gehen davon aus, dass das Aussetzen der Polio-Impfungen in den Monaten März bis Mai besonders drastische Auswirkungen auf die Pazifikstaaten und auf Südostasien haben könnte. Denn dort sind die Impfraten ohnehin niedrig und die Gesundheitssysteme sehr schwach. Die Wahrscheinlichkeit, dass dort künftig wieder mehr Menschen an Polio erkranken, ist hoch. 

“Wenn sich Impfkampagnen verzögern, wird es schwieriger, eine hohe Immunität gegen Polio aufrechtzuerhalten. Dadurch werden Kinder anfälliger für Infektionen und schwere Krankheiten”, erklärt Luo Dapeng, der Repräsentant der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Papua-Neuguinea, gegenüber Global Citizen. 

2018 gab es in Papua-Neuguinea die erste Polio-Erkrankung seit 18 Jahren. Dabei handelte es sich um einen Fall, der auf den Impfstoff zurückgeht. Zur Immunisierung wird häufig oral ein Lebendimpfstoff verabreicht. In ihm stecken abgeschwächte Viren, die zwar nicht krank machen, auf die das Immunsystem aber reagiert. In sehr seltenen Fällen können frisch Geimpfte andere Menschen durch ihre Ausscheidungen anstecken. Dies passiert laut WHO vor allem dann, wenn viele Menschen nicht geimpft sind und das Virus von Mensch zu Mensch übertragen wird. Dabei kann es mutieren und wieder zum Krankheitserreger werden. In der betroffenen Region hatten nur 61 Prozent der Kinder vollen Impfschutz.  

Erstmals seit Jahrzehnten meldeten auch Malaysia, Indonesien und die Philippinen im Jahr 2019 ähnliche Polio-Fälle. In Malaysia waren 23 von 199 Kindern, die engen Kontakt mit dem ersten dort infizierten Kind hatten, nicht geimpft. Auf den Philippinen sind nur etwa 40 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren gegen Polio geimpft. In Indonesien haben durchschnittlich etwa 80 Prozent der Menschen eine Polio-Impfung erhalten. Um die auch als Kinderlähmung bekannte Krankheit ausrotten zu können, müssten mindestens 95 Prozent aller Kinder unter fünf Jahren geimpft sein. 

Seit einigen Monaten wird wieder gegen Polio geimpft. Denn trotz der andauernden Pandemie müsse man so schnell wie möglich alle Impfprogramme starten, so die GPEI. Hamid Jafari, der bei der GPEI für die Ausrottung von Polio zuständig ist, erklärte, dass deshalb diverse Präventionsmaßnahmen im Umgang mit Covid-19 ergriffen worden seien. 

“Wir müssen nun sicherstellen, dass wir mit den Gemeinden zusammenarbeiten. Nur so können wir Kinder mit dem Impfstoff schützen und gleichzeitig strenge Sicherheits- und Hygienemaßnahmen gewährleisten sowie eine Ausbreitung der Coronapandemie verhindern”, so Hamid Jafari in einer Erklärung von GPEI. 

Aktivist*innen und Gesundheitsorganisationen setzen sich dafür ein, dass sowohl Polio als auch die Coronapandemie bekämpft werden. Dazu müssen die Länder Maßnahmen ergreifen und die Industriestaaten dem GPEI weitere Mittel zusagen. Nur so kann die lebensnotwendige Arbeit zur Ausrottung von Polio fortgesetzt werden. 

Luo Dapeng von der WHO ist der Meinung, dass Länder und Organisationen zusammenarbeiten müssen. So bestehe die beste Möglichkeit,die Ausbreitung beider Krankheiten zu stoppen. “Bei beiden Krankheiten kann die Übertragung des Virus gestoppt werden, wenn alle gemeinsam handeln und Maßnahmen ergreifen, die nachweislich vor einer Ansteckung und Verbreitung schützen”, sagt er Global Citizen. “Politiker*innen und Gesundheitseinrichtungen können ein besseres Bewusstsein für die Bedeutung von Impfungen für die Krankheitsprävention schaffen.” 

Werde hier mit uns aktiv und wende dich an die führenden Politiker*innen der Welt, damit kein Mensch auf der Welt mehr an Polio erkranken muss.

Editorial

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Expert*innen warnen: Auch während der Coronapandemie muss weiter gegen Polio geimpft werden

Ein Beitrag von Madeleine Keck