Frankreichs Minister für Umweltschutz und Energie hat Pläne verkündet, dass in den nächsten 5 Jahren in Frankreich über 1000 km Straße zu Solarstraßen umgerüstet werden sollen. Diese Solarstraßen haben die Kraft, genug Elektrizität für 8% der französischen Bevölkerung zu generieren. Das sind 5 Millionen Menschen (oder bildlich zusammengefasst: mehr als alle Einwohner Berlins und Münchens zusammengenommen). Plus, Straßenbeleuchtung und Elektro-Autos sollen ebenfalls davon profitieren können. 

Das Projekt trägt den Namen 'Wattway' und ist aus der Zusammenarbeit zwischen den 'Institut für Solarenergie' und Colas, einem französischen Bauunternehmen entstanden. Für die Idee der Solarstraßen hatte Colas im Rahmen der Pariser Klimakonferenz letzte Jahr den 'Climate Solutions Award' gewonnen. 

Wie können Straßen saubere und umweltfreundliche Energie produzieren?

So geht's:
Die etwa 7 Millimeter dünnen Solarplatten sind robust genug, um schlechte Wetterlagen und starken Verkehr auszuhalten, und werden auf bereits vorhandene Straßen aufgeklebt. Logischerweise können die Platten keine Energie produzieren, wenn Autos die Straßen verstopfen und kaum Sonnenlicht auf die Platten fällt. Allerdings hat Colas im Vorfeld Tests durchgeführt und festgestellt, dass die Straßen im Land pro Tag im Durchschnitt zu 10% von Autos 'verdeckt' werden. Heißt, es bleiben 90% des Tages übrig, an denen die Platten Sonnenlicht tanken und in Energie umwandeln können (wohlgemerkt, hier wird von Straßen aus dem ganzen Land gesprochen und nicht Paris). 

Frankreich ist allerdings nicht das erste Land, das mit dieser Idee punkten kann.  

Letztes Jahr haben die Niederlande bereits ein ähnliches Projekt testweise umgesetzt und einen 70 Meter langen Fahrradweg mit Solarplatten ausgestattet. In nur 6 Monaten wurden auf 'diesem Weg' über 3.000 Kilowattstunden Strom erzeugt.

Und auch in den USA, genau genommen in Idaho, arbeitet ein Start-Up derzeit an einer ähnlichen Idee. Aber keines dieser Projekte hat das Ausmaß, das Frankreich mit seinen 1000km umsetzen will.

Solarstraßen haben das Potential, Treibhausgasemissionen drastisch zu senken. Wären beispielsweise alle Straßen in den USA mit Solarplatten ausgestattet, könnte das Land seinen Treibhausausstoß um sage und schreibe 75% senken.

Zahlreiche Umweltaktivisten haben Frankreichs Initiative für saubere Energie bereits gelobt. Kritiker hingegen weisen auf viele ungeklärte Fragen hin. Beispielsweise ist noch kein Urteil darüber gefallen, ob Solarstraßen genauso effektiv und kosten-effizient sind wie die bekannten Solardächer. Zudem plant Frankreich, die Kosten für den Bau durch eine entsprechende Steuererhöhung auf fossile Brennstoffe zu decken und begründet dies mit dem niedrigen Ölpreis.

Unabhängig von diesen noch offenen Fragen plant Frankreich dennoch, noch in diesem Frühjahr mit den Bauarbeiten zu beginnen. Hut ab also für Frankreich, das sich mit diesem Projekt keine leichte Aufgabe gestellt hat, dafür umso mehr der Welt beweisen kann, dass es durchaus Lösungen für nachhaltige Energie gibt.
Sollte Wattway den Erfolg bringen, den sich alle erhoffen, könnte das die Karten in der weltweiten Debatte um nachhaltige Energiequellen im großen Maße neu mischen. 

Editorial

Umwelt schützen

Vive la France: Frankreich plant Bau von Solarstraßen im großen Stil

Ein Beitrag von Megha Cherian