Pakistans Regierung hat nach dem Tod des Social Media-Stars Qandeel Baloch ein Gesetz erlassen, das Ehrenmorde im Land verbietet.


Ein Beitrag von Waqar Mustafa

LAHORE, Pakistan (Thomson Reuters Foundation) - am 16. Januar 2017 hat ein Gericht in Lahore eine Mutter zum Tode verurteilt, weil sie ihre Tochter bei lebendigem Leib verbrannt hatte. Die Tochter hatte ohne das Einverständnis ihrer Familie geheiratet.

Parveen Bibi hat vor dem Gericht den Mord an ihrer Tochter, der bereits im Juni 2016 begangen wurde, gestanden. In ihren eigenen Worten hat die Tochter „Schande über die Familie gebracht“.

Die Polizei berichtete, dass die 18-jährige Zeenat Rafiq eine Woche zuvor Hassan Khan heiratete und dann mit ihm ‚durchbrannte‘, um mit seiner Familie zu leben.

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Rafiq’s Bruder Anees wurde vom Gericht zu lebenslanger Haftstrafe verurteilt, nachdem bewiesen werden konnte, dass er Rafiq - zusammen mit seiner Mutter - zuerst geschlagen hatte und die Mutter dann Kerosin über Rafiq schüttete und sie anzündete.

Der Mord an Rafiq wurde in einem ärmlichen Teil von Lahore begangen. Nachdem die Familie von Rafiq laut Polizeiaussagen sich nicht um das Begräbnis kümmern wollten, begrub die Familie des Ehemanns die verkohlte Leiche nachts auf einem Friedhof in der Nähe der Stadt.

Laut Menschenrechtskommission in Pakistan ist die Gewalt gegen Frauen in Pakistan nichts ungewöhnliches. Medienberichten zufolge sollen allein im Jahr 2015 mehr als 1.100 Ehrenmorde begangen worden sein.

Die Regierung Pakistans versucht, dagegen vorzugehen und hat bereits letzten Oktober ein Gesetz verabschiedet, das Ehrenmorde verbietet. Das neue Gesetz wurde drei Monate nach dem Tod des Social Media-Stars Qandeel Baloch erlassen. Auch in ihrem Fall waren es nahe stehende Verwandte, die Qandeel erdrosselten.

Für viele Familien in Pakistan ist die Ehre das höchste Gut. Wenn diese beschmutzt wird, wenn z.B. der Nachwuchs durchbrennt, homosexuelle Neigungen zeigt oder auf andere Weise die Familienehre beschädigt, wird das betroffene Familienmitglied häufig entweder verstoßen oder getötet.

In den meisten Fällen handelt es sich dabei um ein weibliches Familienmitglied. Der Mörder ist meist ein Verwandter, der einer längeren Strafe entgehen kann, in dem er für seine Tat um Vergebung bei der Familie bittet. Sobald diese erteilt ist, ist er wieder auf freiem Fuß.

Das neue Gesetz sieht vor, dass die Verwandten dem Mörder zwar vergeben und ihn so von einer Todesstrafe freisprechen können, aber ihn nicht von einer lebenslangen Haftstrafe bewahren können.

(Ein Beitrag von Ros Russell; Bitte die Thomson Reuters Foundation entsprechend angeben, wenn dieser Artikel geteilt wird. Die Thomas Reuters Foundation liefert Beiträge über humanitäre Hilfe, Frauenrechte, Menschenhandel, Klimawandel und vieles mehr auf news.trust.org.)

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