So haben Global Citizens & Aktivist*innen Nigeria dazu gebracht, Toiletten zu bauen

Autor: Leah Rodriguez

Photo Illustration by Raef Payne, Photo by WSSCC

In den Slums von Benue in Nigeria, einer der reichsten Staaten Afrikas, gibt es unzählige Haushalte ohne Toilette. Viele Menschen wissen gar nicht, wie wichtig sanitäre Anlagen sind. In einem dieser Slums wuchs Chioma Egbo auf.

“Viele von uns gehen einfach ins Gebüsch, wenn sie müssen, oder in das Gelände ringsum die Wohngebiete“, sagt die heute 26-jährige Egbo Global Citizen.

Viele Menschen haben keine andere Möglichkeit. Egbo erinnert sich an den Gestank, vor allem, wenn es geregnet hat. “Das war wirklich nicht schön“, sagt sie.

Nach der Schule begann Egbo ein Studium an der Universität in Awka in Anambra und absolvierte 2012 in Lagos einen einjährigen, für alle jungen Menschen verpflichtenden Zivildienst.

Egbo blieb in Lagos, nachdem sie einen Job als Managerin für Unternehmensentwicklung und Einkauf bei Petrogap Oil & Gas Limited bekam. Ihre Familie verließ den Slum, blieb aber in Benue wohnen. Egbo begann sich zu fragen, welche gesundheitlichen Risiken es hat, wenn sie und die Menschen in ihrer Nachbarschaft ihre Notdurft im Freien verrichten müssen. Im Englischen spricht man von Open Defecation.

Image: Photo by Daniel Williams

In 2017 bat sie die Gouverneure von Cross River, Benue und Ondo um Unterstützung, damit Menschen in Nigeria nicht länger ohne Toiletten leben müssen. Alle, die an der Aktion teilnahmen, hatten die Chance, Tickets für das Global Citizen Festival: Mandela 100 zu gewinnen, welches am 02. Dezember 2018 in Johannesburg stattfand.

Egbo war baff, als sie Ende des Jahres erfuhr, dass sie und tausende Global Citizens gehört wurden und die nigerianische Regierung nun entschieden gegen das Toilettenproblem im Land vorgehen wolle.

Was ist Open Defecation?

Der englische Begriff Open Defecation (kurz OD) steht für den “Toilettengang im Freien”. In Nigeria erleichtern sich mehr als 23,5 Prozent der Bevölkerung in Gräsern, Wäldern, Gebüschen und Gewässern. Weltweit haben über 892 Millionen Menschen keinen Zugang zu Toiletten.

Obwohl Nigeria die stärkste Wirtschaftskraft Afrikas ist, sind 70 Prozent der Einwohner*innen durch den fehlenden Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen gefährdet. Es drohen lebensbedrohliche Krankheiten, wodurch Kinder öfter in der Schule fehlen und Erwachsene bei der Arbeit – was wiederum zu mehr Armut führt.

Sanitäre Anlagen führen zu besserer Hygiene und Gesundheit. Haben Menschen keinen Zugang zu Toiletten, sorgt das für Verunreinigung von Nahrungs- und Wasservorräten durch Fäkalien. Das steigert die Wahrscheinlichkeit, dass sich Krankheiten ausbreiten. Diarrhoea allein führt in Nigeria jedes Jahr zum Tod von über 70.000 Kindern unter fünf Jahren. Laut der Weltbank stirbt in Nigeria jedes zehnte Kind unter fünf Jahren aufgrund fehlender Zugänge zu sauberem Wasser und sanitären Anlangen.

OD ist vor allem in Slums und ländlichen Gegenden weltweit ein Problem, in denen es keine sanitäre Anlagen gibt und die Menschen nicht wissen, wie wichtig Toilettenhygiene ist. Besonders für Mädchen und Frauen können die Folgen fatal sein.

Das Grundbedürfnis nach Sauberkeit und Hygiene muss erfüllt sein, damit Menschen ihr volles Potential entfalten und in Würde leben können.

“Eine Beendigung von OD ist unverzichtbar, um Armut zu bekämpfen, ein würdevolles Leben zu ermöglichen, die Gleichberechtigung der Geschlechter zu fördern, Gesundheit zu ermöglichen und hohe Bildungsstandards zu implementieren”, sagt Talia Fried. Fried ist Leiterin der Water, Sanitation and Hygiene (kurz: WASH, Deutsch: Wasser, sanitäre Anlagen und Hygiene) Kampagne von Global Citizen.

Allen ist klar, dass sich Nigeria dem Thema annehmen muss. Noch gibt es zwar in Indien die meisten Menschen, die im Freien ihre Notdurft verrichten, doch bereitet sich das Land gerade darauf vor, diesen Umstand zu beenden. Dann stünde Nigeria am schlechtesten dar.

Egbo engagiert sich

Vor dem Global Citizen Festival: Mandela 100 schrieb Egbo einen einseitigen Brief an neun nigerianische Gouverneure, zum Beispiel in Cross River und Ondo. Sie forderte die Politiker auf, Geld zu investieren, um den Zugang zu sauberem Wasser und sanitäre Anlagen zu ermöglichen. Auch auf Twitter wurde sie aktiv und bat Politiker darum, “den Ausbau sanitärer Anlagen zu unterstützen, um ein gesundes und bildungsstarkes Nigeria möglich zu machen.“ Sie machte deutlich, dass schnelles Handeln notwendig war.

All das war Teil einer großen Global Citizen Kampagne. Zusammen mit einer Vielzahl von lokalen Organisationen und Unterstützern soll so auf allen Ebenen der Druck auf die Politiker*innen erhöht werden, damit diese sich für den Ausbau sanitärer Anlagen einsetzen. Anstoß dafür gab im Jahr 2014 der Water Supply and Sanitation Collaborative Council (WSSCC), welcher sich mit der Bitte um Unterstützung an Global Citizen wandte. Der WSSCC hatte durch seine Arbeit bereits vielen Menschen den Zugang zu besseren Toiletten ermöglicht und einen guten Hygienestandard durchgesetzt. Im Jahr 2016 wurde im Rahmen der bis 2030 zu erreichenden Ziele für nachhaltige Entwicklung als sechstes Ziel die “Verfügbarkeit und nachhaltige Bewirtschaftung von Wasser und Sanitärversorgung für alle gewährleisten” festgelegt. Damit stimmen die Ziele der WSSCC mit den nachhaltigen Entwicklungszielen in diesem Bereich überein.


Durch den vom WSSCC geleiteten Global Sanitation Fund (GSF), werden Partner vor Ort unterstützt. Ein Beispiel ist der gemeinnützigen Verein United Purpose Nigeria, welcher durch eine nachhaltige Herangehensweise, die den Fokus auf die Menschen vor Ort legt, die “community-led total sanitation” vorantreibt. Bei der Initiative werden nicht einfach neue Toiletten gebaut. Zudem versuchen einflussreiche Personen der Öffentlichkeit ein flächendeckendes Umdenken aller, auch der am meisten marginalisierten und verletzlichsten Menschen, zu erreichen. Es ist besonders wichtig, dass auch ältere Menschen, Mitglieder der LGBTQIA+ Community, Menschen mit Behinderungen sowie Mädchen und Frauen Zugang zu angemessenen sanitären Anlagen haben. Nur so kann das Ziel erreicht werden, dass sich Menschen nicht mehr unter freiem Himmel erleichtern.

“Global Citizen ist sehr gut darin, sein Netzwerk zu mobilisieren und damit ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass OD ein wichtiges Thema ist”, sagt Emily Deschaine, die Leiterin des Bereichs für Kooperation des WSSCCs.

Die Durschlagskraft von Global Citizen verstärkte die hochqualitative Arbeit des WSSCCs und dessen Partnern, wodurch die nigerianische Regierung dazu gebracht werden konnte, auf die sanitären Bedürfnisse der Bevölkerung einzugehen.

Amina Mohammed, die ehemalige Umweltministerin Nigerias und heutige stellvertretende Generalsekretärin des Landes, stand im Jahr 2016 auf der Bühne des Global Citizen Festivals in New York und verkündete, dass die nigerianische Regierung sich dazu verpflichtet, bis spätestens 2025 dafür zu sorgen, dass die Einwohner*innen nicht mehr im Freien auf die Toilette gehen. Nur ein Jahr später betrat Suleiman Adamu, der nigerianische Minister für Wasserressourcen, die Bühne des Global Citizen Festivals 2017, um zu verkünden, dass im kommenden Jahr 5,5 Millionen Nigerianer*innen Zugang zu Toiletten haben werden.

Im November 2018 wurde deutlich, dass die nigerianische Regierung das Thema noch stärker in den Fokus ihrer Arbeit gerückt hatte. Auslöser war die Verbreitung der Infektionskrankheit Cholera, welche besonders in Ballungszentren mit schlechten Hygienestandards und wenig Toiletten verbreitet ist. Nigerias Präsident Muhammadu Buhari verkündete den Ausnahmezustand bezüglich der Wasserversorgung, sanitärer Anlagen und Hygiene.

Mit Blick auf das Global Citizen Festival: Mandela 100 sah der WSSCC die Chance, gemeinsam mit Global Citizen, die Regierung noch stärker in die Verantwortung zu nehmen. Die Gouverneure des Landes haben die politischen und finanziellen Kapazitäten, um die Ziele zu erreichen.

Egbo hatte bis dahin noch nie an sozialpolitischen Aktionen teilgenommen und ermutigte nun Freunde und Familie dazu, die Gouverneure der Provinzen dazu aufzufordern, sich für einen flächendeckenden Ausbau sanitärer Anlagen einzusetzen. Der Umzug nach Lagos war für sie ein große Glück und bedeutete, dass sie Zugang zu hygienischen Toiletten erhielt. Gleichzeitig weiß sie, dass viele Menschen in Benue sowie in großen Teilen des Landes nicht die gleiche Chance haben.

Wizkid ist ein nigerianischer Musiker und landete 2016 zusammen mit Drake und Kyla mit “One Dance” auf Platz 1 der deutschen Single Charts. Bei der Promo für das Global Citizen Festival: Mandela 100 macht sich Wizkid auf Social Media für den Ausbau von Toiletten in Nigeria stark.

Für Egbo war es unvorstellbar, dass sie mit ihrem Engagement Teil von 150.000 Menschen sein würde, die die Global Citizen Kampagne zum Ausbau sanitärer Anlagen in Nigeria unterstützen.

DIe Managerin für Politik und Advocacy im Global Citizen Büro in Südafrika, Okito Wedi, traf sich abseits der öffentlichen Kampagne persönlich mit den Gouverneuren von Cross River und Ondo. Auch Fried führte ihre Arbeit fort, indem sie fortlaufend an die Regierung plädierte, verschiedene Aktionen durchführte und Unterstützungsschreiben von einflussreichen Persönlichkeiten sammelte. Darunter waren Kevin Rudd, der ehemalige Prime Minister von Australien und heutiger Vorsitzender der Organisation Sanitation and Water For All, sowie Suleiman Adamu, und DJ Cuppy, ein nigerianischer Musiker. Mit der WSSCC zusammen formulierte Adamu Briefe an die Regierung, um eine Verpflichtungserklärung zum Ausbau sanitärer Anlagen zu erwirken.
Auf der Bühne des Mandela 100 Festivals wurde schließlich im Namen von Cross River verkündet, dass 15 Mio. US-Dollar (etwa 13.618.500 Euro) in WASH investiert werden würden.

“Sauberes Trinkwasser und sanitäre Anlagen bereitzustellen, erfordert afrikanische Lösungen”, sagt Dr. Chimaobim Betta Edu, Generaldirektorin der Behörde für medizinische Grundversorgung in Cross River. “Deshalb ist es mir eine Ehre, heute verkünden zu dürfen, dass sich Cross River verpflichtet, in den kommenden fünf Jahren je 3 Millionen US-Dollar (etwa 2.724.195 Euro) und somit insgesamt 15 Millionen US-Dollar für sanitäre Anlagen in Cross River zu investieren.”

“Es ist nicht leicht, Gouverneure darüber zum Sprechen zu bringen, dass Menschen unter freiem Himmel auf Toilette gehen müssen”, sagt Fried. “Nur dank der jahrelangen, harten Arbeit unserer Partner ist diese Entwicklung überhaupt möglich gewesen.”

A general view of the FNB Stadium during the Global Citizen Festival: Mandela 100 at FNB Stadium on Dec. 2, 2018 in Johannesburg, South Africa.
A general view of the FNB Stadium during the Global Citizen Festival: Mandela 100 at FNB Stadium on Dec. 2, 2018 in Johannesburg, South Africa.
Image: Michelly Rall/Getty Images for Global Citizen

Egbo konnte die Neuigkeiten erst gar nicht glauben. “Ich bin so glücklich und stolz auf mich selbst”, sagt sie, obwohl sie keine Tickets für das Mandela 100 Festival gewonnen hat. “Als ich angefangen habe, mich zu engagieren, hatte ich keine Ahnung, dass es so einen großen Einfluss haben würde. Ich habe das Gefühl, dass ich etwas Gutes für meine Gesellschaft, für mein Land getan habe.”

Sarah Ode hofft, dass die angekündigten Investitionen dank Menschen wie Egbo bald auch in ihrer Gemeinde Wirkung zeigen. Ode lebt in Akpabuyo, Cross River, und ist dort die Umweltbeauftragte der Regierung. Global Citizen erzählt sie, dass OD in Akpabuyo ganz normal sei und Menschen oft nicht wüssten, welche Risiken damit einhergehen.

Sie berichtet von Kindern, die Krankheiten durch verschmutztes Trinkwasser bekämen, weil die Menschen sich in den nahegelegenen Flüssen erleichtern würden. Da sich die Mütter um ihre erkrankten Kinder kümmern, könnten sie dieser Zeit ihrer Arbeit auf dem Markt nicht nachgehen. “Cross River ist für seine umweltfreundliche, grünere Politik bekannt”, sagt sie. “ Die Selbstverpflichtung der Regierung wird bestimmt dabei helfen, dass das so bleibt.”

Ode wünscht sich, dass die Regierung Toiletten baut, sauberes Wasser bereitstellt und den Menschen in Cross River klarmacht, wie wichtig Hygiene ist. Sie glaubt, dass eine bessere Infrastruktur und saubere öffentliche Plätze die Einwohner*innen gesünder und dadurch letztlich produktiver machen würden. Besonders Frauen und Kinder würden nicht mehr so viel Zeit mit der Wasserbeschaffung verbringen müssen und könnten stattdessen zur Arbeit oder in die Schule gehen.

Was tun Regierungen gegen Open Defecation?

Children participate in community meetings to discuss sanitation at Omale Bendi II village in Cross River State.
Children participate in community meetings to discuss sanitation at Omale Bendi II village in Cross River State.
Image: Photo by Jason Florio/United Purpose

Mit den beim Global Citizen Festival: Mandela 100 zugesagten Investitionen sollen in Nigeria nicht nur Toiletten gebaut werden. Die Bevölkerung soll außerdem darüber aufgeklärt werden, wie wichtig Toilettenhygiene ist. Diese Fakten- und Informationsvermittlung ist grundlegend wichtig. Die Menschen in Nigeria sollen lernen, in Krisenzeiten, zum Beispiel wenn Wasserknappheit herrscht, für sich und ihre Gesundheit zu sorgen.

Bei der Aufklärung über die notwendige Toilettenhygiene stehen kulturelle Traditionen oft im Weg. Virginia Kamowa, die technische Expertin im Bereich Menstruationshygiene bei WSSCC, sagte Global Citizen, dass es in manchen Gegenden Nigerias für Frauen verboten sei, dieselbe Toilette wie ihr Schwiegervater zu benutzen. Dadurch seien sie gezwungen, ihr Geschäft draußen zu verrichten.

Auch Menschen, die in bestimmten Regionen nur auf der Durchreise sind und dort nicht wohnen, müssten oft unter freiem Himmel auf Toilette gehen.

Nachdem beim Global Citizen Festival: Mandela 100 bekannt gemacht wurde, dass sich die Regierung von Cross River zu Investitionen in WASH verpflichtet, besuchte der Orange is the New Black Star Uzo Aduba Tudun-Wada einen ländlichen Slum im Federal Capital Territory. Die Organisation “Initiative for Education and Development” (IDEE) hatte ein paar Tage zuvor eine “Triggering” Session durchgeführt. Triggering ist eine Methode, bei der Mitglieder einer Gemeinde bestärkt werden, mehr auf geeignete Toilettenhygiene zu achten und diese durchzuführen.

Die Session wurde gestartet, indem die Einwohner*innen zum Essen und Trinken eingeladen wurden, wobei daneben menschliche Exkrementen lagen. Fliegen landeten immer wieder abwechselnd auf den Ausscheidungen, dem Wasser und Essen. Der Veranstalter fragt dann eine Teilnehmer*in, ob sie oder er noch Lust darauf hätte, das Essen oder Wasser zu sich zu nehmen.

Die Übung sollte illustrieren, dass Krankheiten verbreitet und ganze Gemeinden beeinträchtigt werden können, wenn ein Mensch im Freien auf Toilette geht. Die Gemeindemitglieder wurden dann aufgefordert, Lösungen zu entwickeln, um diesen Missstand zu beseitigen. Das Verfahren ist ergebnisoffen und kann dazu führen, dass sauber gemacht wird, Toiletten gebaut oder Informationen und Fakten weitergegeben werden. So wird geschaut, wo die Bedürfnisse der Menschen liegen.

Wie geht es weiter?

Nur 26,5 Prozent der nigerianischen Bevölkerung nutzen Toiletten und haben Zugang zu sauberem Trinkwasser. Egal ob durch Spenden anderer Länder, dem privaten Sektor oder die lokale Regierung selbst – um bis spätestens 2025 dafür zu sorgen, dass alle Menschen diesen Zugang haben, sind weitere finanzielle Mittel von Nöten.

Image: Photo by Daniel Williams

Dass das Thema nun auf Bundesebene diskutiert wird, ist daher ein gutes Zeichen. Am World Water Day 2019 verpflichtete sich die Cross River Regierung auf einem Global Citizen Event dazu, der erste OD-freie Bundesstaat zu werden. In 2016 erleichterten sich 35 Prozent der Bevölkerung von Cross River im Freien. Damit ist der Bundesstaat auf Platz 13 im Vergleich zu anderen Staaten Nigerias, so der WSSCC. Die Zusage, daran etwas zu ändern, könnte über einer Million Menschen zugutekommen. Zudem verkündete Minister Suleiman, dass das Vorhaben der Bundesregierung Nigerias, 5,5 Millionen Nigerianer*innen innerhalb eines Jahres Zugang zu Toiletten zu ermöglichen, erfolgreich umgesetzt wurde.

Die Regierung des nigerianischen Bundesstaats Ondo forderte daraufhin Cross River heraus, indem sie verkündete, dass Ondo das erste OD-freie Bundesland sein wird. In 2016 gingen 32 Prozent der Menschen in Ondo unter freiem Himmel auf Toilette, womit das Bundesland auf Platz 17 der OD-Liste landete und damit hinter Cross River lag.

Auf dem Global Citizen Live Festival in Berlin in 2019 machte Ondo ernst und ließ Yetunde Adeyanju, Vorstandsvorsitzende der Umweltschutzbehörde Ondos, im Namen des leitenden Gouverneurs, seiner Excellenz Oluwarotimi Odunayo Akeredolu, verkünden, dass Ondo bis 2022 OD-frei sein würde. Dieses Geld käme mehr als 1,1 Millionen Menschen zugute, die ihr Geschäft bisher im Freien verrichten mussten.

“Lasst Euch gesagt sein: Wir sind bereit, Ondo, wir sind bereit, das erste Bundesland der Nation zu werden, in dem keiner mehr in den Busch gehen muss”, sagt Adeyanju.

Zwischen 2020 und 2024 sollen 27,77 Mio. US-Dollar (etwa 25.115.743 Euro) für diesen Zweck investiert werden. Damit wird das seit diesem Jahr verdoppelte Budget für WASH bestätigt. Die noch übrige 1 Million US-Dollar von den beim Mandela 100 Festival freigegebenen 3 Millionen US-Dollar sollen für das Programm “Rural Sanitation and Hygiene Promotion in Nigeria” (RUSHPIN) und Förderungen von Verhaltensänderung im Bereich der Toilettenhygiene ausgegeben werden.

Auch Cross River verpflichtete sich dazu, zusätzliche 5 Millionen US-Dollar (etwa 4.522.635 Euro) in den kommenden fünf Jahren für einen sauberen und grünen Staat zu investieren. Edo verpflichtete sich als ein drittes nigerianisches Bundesland, 15 Millionen US-Dollar (etwa 13.570.365 Euro) innerhalb von drei Jahren auszugeben, um spätestens bis 2025 als OD-frei zu gelten.  

Bridget Achweng stands next to her pit toilet in the Cross River Region.
Bridget Achweng stands next to her pit toilet in the Cross River Region.
Image: Photo by Jason Florio/United Purpose

Zusammen mit Global Citizen und anderen Partnerorganisationen möchte der WSSCC Nigeria dabei unterstützen, diese Ziele zu erreichen und sicherstellen, dass die Regierungen die versprochenen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen. Die Bundesländer, die bereits Fortschritte gemacht haben, sind starke und wichtige Beispiele für andere, sagt Fried.

“Bleibt dabei, eure Forderungen an die Regierung laut und deutlich zu sagen. Es ist wichtig, dass die Regierung in die Verantwortung genommen wird”, sagt Deschaine von der WSSCC.

Global Citizens können weiterhin eine wichtige Rolle dabei spielen, meint Fried. Sie könnten weiterhin aktiv bleiben, indem sie Informationen über die Relevanz von Toilettenhygiene an Familienmitglieder und Freunde weitergeben und diese zum Handeln auffordern. Sie könnten lokale Gruppen und Organisationen unterstützen, damit sichergestellt werden kann, dass auch in Armut lebende Menschen Zugang zu sauberem Wasser und sanitären Anlagen bekommen, und die Regierung in die Verantwortung genommen wird.

“Diese Zusagen sind unglaublich ermutigend und haben das Potential, nachhaltigen Einfluss auf die in Armut lebenden Menschen Nigerias zu nehmen. Dafür müssen wir die Entscheidungsträger*innen weiterhin zur Verantwortung ziehen, bis sie ihre Versprechen eingelöst haben”, sagt Fried. “Ihr könnt euch darauf verlassen, dass wir diesen Versprechen nachgehen werden und Global Citizens sich für deren Umsetzung einsetzen werden, wenn dies notwendig wird.”

Villagers react to a question asked by a WASH educator in the Cross River Region.
Villagers react to a question asked by a WASH educator in the Cross River Region.
Image: Photo by Jason Florio/United Purpose

Egbo hat bereits Ideen, wie sie die Bewegung lokal unterstützen kann. Sie möchte weiterhin in ihrer Gemeinde Aktionen durchführen und mit Menschen in Führungspositionen sprechen, damit finanzielle Mittel für eine angemessene Abwasseranlage bereitgestellt werden.

Sie sagt: “Durch meinen kleinen Beitrag kann ich dabei helfen, dass in Nigeria keiner mehr im Freien auf Toilette gehen muss. Ich möchte Bewusstsein für die Risiken des Toilettengangs im Freien schaffen und den negativen Einfluss, den dieser auf die Gesundheit und die Umwelt hat.”