Entschuldigung, aber ist in dem Lippenstift Erdöl? Wurde dieser Nagellack an Tieren getestet? Und sagen Sie mal: Was bedeuten eigentlich Siegel mit dem hüpfenden Kaninchen auf dem Make-Up?

Keine Sorge, diese Fragen kannst du dir in Zukunft sparen. Denn wir erklären jetzt, worauf man als umweltbewusster und tierliebender Global Citizen bei Kosmetik-Produkten achten sollte.

1. Tierversuche

Fakt 1: In der EU dürfen seit 2013 keine Kosmetikprodukte mehr verkauft werden, die an Tieren getestet wurden.

Fakt 2: In der EU werden Kosmetikprodukte verkauft, deren Inhaltsstoffe an Tieren getestet wurden.

Klingt widersprüchlich? Trotzdem ist beides wahr. Der Grund: Natürlich werden in Kosmetikprodukten noch immer Inhaltsstoffe verwendet, die einst an Tieren getestet wurden.

Doch seit 2013 dürfen EU-weit keine Kosmetika mehr verkauft oder importiert werden, die zuvor an Tieren getestet wurden. 2016 wurde die Bestimmung noch verschärft: Nun dürfen auch keine Daten von Tierversuchen für Kosmetika mehr verwendet werden, die außerhalb der EU durchgeführt wurden – ein großer Fortschritt.

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Trotzdem stehen einige Hersteller noch immer in der Kritik. Der Grund: In China etwa sind Tierversuche für die Zulassung von Kosmetika Pflicht. Deshalb werden Produkte von Herstellern, die diesen Markt bedienen, logischerweise an Tieren getestet.

Außerdem gibt es eine Lücke im EU-Recht: Die Tierversuchs-Verbote beziehen sich nur auf Inhaltsstoffe, die ausschließlich für kosmetische Zwecke eingesetzt werden. Andersrum bedeutet das: Inhaltsstoffe, die auch in anderen Produkten (etwa Reinigungsmitteln, Wandfarbe oder Medikamenten) vorkommen, dürfen nach wie vor an Tieren getestet werden.

Das einzige international gültige Siegel, das Kosmetik ohne Tierversuche auszeichnet, ist das „Leaping Bunny“.  Es wird von der Coalition for Consumer Information on Cosmetics (CCIC) vergeben, einem Zusammenschluss von acht Tierschutzorganisationen aus mehreren Ländern.

Unternehmen, die das Siegel verwenden, verpflichten sich, keine Tierversuche durchzuführen, in Auftrag zu geben oder sich daran zu beteiligen; das betrifft ausnahmslos alle Inhaltsstoffe und Endprodukte.

Beim Einkauf hilft auch die App „Animals’ Liberty“, die Auskunft über viele Produkte gibt.

2. Mikroplastik

Man kann es nicht oft genug sagen: Auch wenn man die bis zu 5 Millimeter großen Plastikteilchen kaum sieht, sind sie eine enorme Belastung für unsere Umwelt. Denn wenn das Mikroplastik erst einmal in Meere und Seen gelangt ist, wars das. Es lässt sich nicht wieder einfangen oder rausfiltern. Das Plastik bleiben in den Ökosystemen und landet am Ende bei uns auf dem Teller.

Ganz egal, ob Peeling, Shampoo oder Lippenstift: In vielen Kosmetikprodukten stecken die winzige Plastikteilchen drin. Ein guter Grund also, auf Naturkosmetik umzusteigen oder sich zu vergewissern, dass das Produkt der Wahl kein Mikroplastik enthält.

3. Zertifikate

Herzlich Willkommen im Label-Dschungel. Nun hat man gerade verinnerlicht, dass das EU-Bio-Siegel auf Lebensmitteln gut ist und Naturland, Demeter und Co. noch ein bisschen mehr zu bieten haben, da kommt die Kosmetikindustrie mit einem riesigen Sortiment an Zertifikaten und Versprechen um die Ecke. Es lohnt sich, auf Siegel zu achten – denn Floskeln wie „natürlich schön“ und „rein pflanzlich“ sind Werbesprüche, auf die man sich lieber nicht verlassen sollte.

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Damit es nicht zu kompliziert wird, beschränken wir uns hier auf drei Siegel, auf die man achten sollte.

Das bekannteste ist BDIH. Produkte mit diesem Siegel sind frei von:

  • Silikon
  • Paraffin
  • Erdöl
  • Tierversuchen
  • Gentechnik

Eingeführt wurde das Siegel 2001, vergeben wird es von dem Bundesverband Deutscher Industrie- und Handelsunternehmen (BDIH) für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel.

Das Siegel verspricht die Mindeststandards in der Naturkosmetik und ist schon für vergleichsweise wenig Geld zu haben. Achtung: BDIH-Produkte sind nicht automatisch vegan – Milch, Honig oder andere tierische Produkte können theoretisch enthalten sein.

Vergleichbar gute Siegel sind NaTrue und Ecocert. Es lohnt sich, diese drei Siegel im Kopf zu haben.

4. Vegane Produkte

Wer Kosmetik verwenden möchte, die vollkommen frei von tierischen Rohstoffen ist, sollte auf die „Vegan-Blume“ auf der Verpackung achten. Das Siegel der „UK Vegan Society“ verspricht, dass keine tierischen Rohstoffe im Produkt enthalten sind.

Eingesetzt werden nur pflanzliche, nachwachsende Rohstoffe.

5. Weniger ist mehr

Es klingt so simpel, doch bevor man sich ein neues Pflege- oder Kosmetikprodukt ins Badezimmer stellt, sollte man sich noch einmal fragen: Brauche ich das wirklich?

Denn sowohl für Haut und Haare als auch für die Umwelt gilt: Weniger Chemie, Seife und Creme ist häufig mehr.

Global Citizen ist eine Gemeinschaft aus jungen, engagierten Menschen, die sich den größten Herausforderungen unserer Zeit gemeinsam stellen und daran glauben, die Welt verändern zu können. Schließ dich uns an und werde hier aktiv. 

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Tierversuche? Mikroplastik? Worauf du bei Kosmetik achten solltest

Ein Beitrag von Jana Sepehr