Drohne fliegt Medikamente zu werdenden Müttern in Malawi

Autor:
Jana Sepehr

Eine Generation. Eine Zukunft.
Überall auf der Welt gibt es junge Aktivist*innen, die mit ihrem Handeln dazu beitragen, die Welt zu einem gerechteren Ort zu machen. Diese Aktivist*innen wollen wir in der Serie Eine Generation. Eine Zukunft. in den Mittelpunkt stellen. Mit Eugene Maseya trafen wir uns zum Interview in Berlin. Er will Drohnen nutzen, um damit das Leben von Müttern und Babies zu retten.

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Diese Geschichte beginnt mit zwei Männern, die sich im Internet kennenlernten. Sie verstanden sich auf Anhieb. Denn Thomas Lauzon, 35, aus den USA und Eugene Maseya, 26, aus Malawi haben eine Gemeinsamkeit: die Faszination für Drohnen. Und beide wollen mit ihrer Liebe zur fliegenden Technik die Welt verbessern. Monatelang schrieben sie sich E-Mails, telefonierten und tüftelten an Ideen.

“Ich mag meinen Job, aber ich verändere damit keine Leben. Ich habe immer nach etwas gesucht, mit dem ich einen Unterschied machen kann”, sagt Eugene Maseya. “Warum machen wir also nicht etwas, mit dem wir ein gesellschaftliches Problem lösen können?”

Eines Tages kam ihnen dann eine Idee, die in Eugene Maseyas Heimat Malawi Tausende Leben retten könnte: Medikamente, die auf dem Luftweg an ihr Ziel kommen.

Was klingt wie eine verrückte Idee, könnte in Wirklichkeit die Lösung für ein verbreitetes Problem in vielen afrikanischen Ländern sein. “Wir haben Internet – aber keine Straßen”, sagt Eugene Maseya. Malawi gilt als eines der ärmsten Länder in Afrika.

“Vor allem Menschen in abgelegenen Gegenden auf dem Land kommen nicht rechtzeitig an Medikamente. Krankenhäuser sind oft einfach zu weit entfernt”, erzählt Maseya. Er ist in den vergangenen Jahren viel durch Europa und die USA gereist, hat mit Hilfsorganisation, Journalisten und potenziellen Investoren gesprochen, Konferenzen besucht und an Workshops teilgenommen.

Drei Jahre hat es seit dem Kennenlernen von Maseya und Lauzon gedauert, bis sie 2018 gemeinsam bei der Republica in Berlin auf einer Bühne standen und ihre Idee namens “MamaBird” vorstellten: “Wir wollen Drohnen benutzen, um damit Schwangere, Babies und Mütter mit medizinischem Equipment zu versorgen.”

Dabei erklärten sie dem Publikum plausibel, was das Problem ist: Autos und Trucks kommen nicht überall hin und brauchen zudem sehr lange, wenn sie die schlechten Straßen bezwingen wollen. Motorräder sind schon besser, aber auch die sind auf den holprigen Sandstraßen und Trampelpfaden nicht ideal. Die Drohne scheint die logische Antwort auf das Problem zu sein.

Sie ist nicht nur schneller, sondern laut Berechnungen von Maseya und Lauzon auch eine bezahlbare Alternative: Pro Kilo, das verschickt wird, kostet die Drohne umgerechnet nur 63 Cent – bei einem Transport im Truck kommen 2,42 Euro zusammen, schickt man einen Motorradfahrer los, sind es sogar bis zu 4,50 Euro pro Kilo.  

Die Drohnen können pro Flug 10 bis 20 Kilo transportieren und rund 60 Kilometer zurücklegen. “Es bräuchte nur zehn Logistikzentren in Malawi, um 90 Prozent des Landes zu versorgen”, sagt Maseya.

Lauzon und Maseya wollen vorerst drei Typen von Hilfspaketen per Drohne verschicken. Das “Clean Birth Kit“ kostet umgerechnet rund 4,50 Euro und enthält eine Grundausstattung für die Geburt: Seife, Medikamente und Desinfektionsmittel. Ein weiteres Paket enthält eine Grundausstattung für Neugeborene und das dritte Paket enthält hochkalorische Nahrung für unterernährte Frühchen.

Mit zwei Prototypen der Drohnen haben sie bereits Testflüge gemacht. Sobald MamaBird den Betrieb aufnimmt, wollen sie vor allem Organisationen wie Save the Children und UNICEF als Kunden gewinnen. Diese Organisationen wüssten, wo Hilfe gebraucht wird und könnten die Pakete für werdende Mütter und Babies anfordern.

Parallel arbeiten die Gründer an einer App, mit der sie Spenden von Organisationen aber auch Privatpersonen einnehmen wollen. Der Clou: Man kann in der App die Flüge tracken und somit in Echtzeit beobachten, wofür das Geld eingesetzt wurde. “Wir haben mit mehr als 100 Menschen über unsere Idee gesprochen und alle waren begeistert von der Idee, Geld zu spenden und direkt zu sehen, wofür es ausgegeben wird”, sagt Maseya.

Sobald die Regenzeit in Malawi vorbei ist, stehen weitere Testflüge an. Immer wieder huscht Maseya ein Lächeln über sein Gesicht, wenn er davon spricht, was sie mit diesem Projekt erreichen könnten. “Ich glaube daran, dass viele Probleme in Afrika mit Technik gelöst werden können – wir müssen nur kreativ sein und nach Lösungen suchen.”