Die schlimmste Befürchtung ist eingetreten: Die seit Monaten wütende Heuschreckenplage in Ostafrika breitet sich von Somalia, Äthiopien und Kenia weiter aus und ist mittlerweile bereits in Uganda angekommen. Da die Heuschrecken in Windeseile ganze Ernten vernichten, warnen die Vereinten Nationen (UN) bereits vor einer Hungersnot, berichtet die ZEIT.
Nachdem die Wüstenheuschrecken in Kenia eingefallen waren, hatte der kenianische Landwirtschaftsminister Mwangi Kiunjuri bereits vor Wochen Alarm geschlagen: “Die Invasion der Schädlinge könnte sich schnell auf andere Landkreise ausbreiten und bedroht die Nahrungsmittelsicherheit und Lebensgrundlage Kenias”, sagte Kiunjuri dem Nachrichtenportal Reuters.
Leider hat Kiunjuri Recht behalten. Denn mittlerweile sind die Heuschreckenschwärme nach Uganda und in den Südsudan weitergezogen. Gerade im Südsudan führen die Nachwirkungen des Bürgerkriegs dazu, dass die Hälfte der Bevölkerung ohnehin schon zu wenig Nahrung hat.
“Ein Heuschreckenschwarm kann am Morgen in das Feld eines Bauerns einfallen. Mittags ist das Feld dann verschwunden”, sagte Keith Cressman, Hauptverantwortlicher für die Vorhersage von Heuschreckenplagen der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN (FAO) laut Nachrichtenseite NPR. “Wenn wir nichts unternehmen, können diese Kreaturen eine eh schon von Hungersnöten geplagte Region in ernsthafte Schwierigkeiten bringen.”
Bessere Brutbedingungen durch Klimawandel
Wissenschaftler*innen gehen davon aus, dass der Klimawandel Wetterextreme begünstigt, die den Wüstenheuschrecken eine längere Brutzeit ermöglichen. Denn die Heuschrecken vermehren sich blitzschnell bei starken Regenfällen. Davon gab es in den vergangenen Jahren ungewöhnlich viele in Ostafrika. Ausgelöst durch starke Wirbelstürme sind diese Regenzeiten nicht nur intensiver, sondern halten auch länger an. Das ermöglicht es den Schädlingen, sich öfter und in viel größeren Ausmaß zu vermehren – und das in einer sonst von lang anhaltenden Dürren geplagten Region.
Abubakr Salih Babiker, Klimaexperte bei der ostafrikanischen Organisation IGAD, macht laut TAZ die Erwärmung im Indischen Ozean für diese Entwicklung verantwortlich. “Die Erwärmung der Gewässer entlang der ostafrikanischen Küste im vergangenen Jahr führte zu ungewöhnlichen tropischen Wirbelstürmen in der Region. Der darauf folgende Starkregen hat den Wüstenheuschrecken hervorragende Brutbedingungen verschafft”, so Babiker gegenüber der TAZ.
Allesfresser verursachen Hungersnot
Seit Beginn der Invasion haben die gefräßigen Heuschrecken bereits zehntausende Hektar Ackerland in Ostafrika zerstört. Laut IGAD kann ein durchschnittlicher Schwarm aus bis zu 150 Millionen Tieren pro Quadratkilometer bestehen. In dieser Größenordnung können die Heuschrecken an einem Tag eine Ernte zunichte machen, die sonst etwa 2.500 Menschen ernähren könnte.
Diese Vernichtung von Hirse, Reis, Gras, Zuckerrohr- und Maisflächen – und sonst noch allem, was den Allesfressern unterkommt – wird für die Menschen vor Ort zur großen Gefahr. Laut FAO haben in Ostafrika jetzt schon 11,9 Millionen Menschen zu wenig zu essen.
Kleinbäuer*innen müssen besser geschützt werden
Das Dramatische ist: Der Großteil der Bevölkerung in den betroffenen Regionen ist von der Landwirtschaft abhängig. Viele Kleinbäuer*innen fürchten nun um ihre Existenz. Damit sind sie nicht allein – weltweit bekommen immer mehr Landwirt*innen die Auswirkungen von klimabedingten Katastrophen zu spüren. Deshalb setzen sich Initiativen wie der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) dafür ein, Kleinbäuer*innen weltweit zu stärken.
Staats- und Regierungschefs der 🌏müssen @IFAD unterstützen, um:
— Global Citizen (@GlblCtznDe) February 11, 2020
🌽Hunger zu bekämpfen
💪100 Mio. Menschen aus der #Armut zu helfen
🌱Landwirtschaftliche Entwicklung zu stärken
Werde jetzt aktiv für eine 🌏ohne #Hunger ⭕👉https://t.co/8aUrU7Q0v8#GlobalGoals#StepUpFor#SDG2https://t.co/2zU3BJzPtL
Der IFAD kämpft bereits seit 1978 unter anderem dafür, Kleinbäuer*innen klimaresistenter zu machen. Mittlerweile ist der Fonds in 92 Ländern aktiv und hat etwa 512 Millionen Menschen in Entwicklungsländern unterstützt, ihre Erträge nachhaltiger zu gewinnen und zukunftsfähiger zu werden.
Es sind Initiativen wie diese, die für die Zukunft der weltweiten Ernährungssicherheit entscheidend sein werden – vor allem angesichts von Katastrophen wie der aktuellen Heuschreckenplage, die durch den Klimawandel verstärkt werden.