Warum das wichtig ist
Thaiyamma und Devendran hofften auf eine gut bezahlte Arbeit, um der Armut zu entkommen. Doch stattdessen wurden sie versklavt, weil sie sich die medizinische Behandlung ihrer kleinen Tochter nicht leisten konnten. Global Citizen setzt sich für ein Ende extremer Armut ein. Werde aktiv und sei Teil der Generation, die Armut ein für alle Mal beendet.

Thaiyamma und ihr Ehemann Devendran waren erst ein oder zwei Jahre verheiratet, als ihr erstes Kind, ein kleines Mädchen, zur Welt kam. Das junge Paar lebte damals in der ländlichen Region Tamil Nadu. Nach einigen Monaten erkannten sie, dass das wenige Geld, das sie als Straßenarbeiter verdienten, nicht reichen würde, um ihre kleine Familie zu versorgen.

Verwandte erzählten ihnen von besser bezahlten Jobs in einer Holzfällerei außerhalb des Dorfes. Thaiyamma und Devendran beschlossen, diese Chance zu nutzen und umzuziehen.

Schon in der ersten Woche  wurde ihnen klar, dass dies kein gut bezahlter Job war. Sie wurden gezwungen, vom Morgengrauen bis tief in die Nacht hinein, Bäume zu fällen und Lastwagen mit Holz zu beladen. Pausen gab es kaum. Und auch das Essen war knapp.

Mit 1.000 Rupien (etwa zwölf  Euro) kam das Paar gerade so über die Runden – bis ihr Baby krank wurde. Das Geld reichte nicht, um die medizinische Versorgung von Lavanya aufzubringen.  

Den jungen Eltern blieb keine andere Wahl, als ein Darlehen ihres Vorgesetzten anzunehmen – einem gewalttätigen Mann, der versucht haben soll, Thaiyamma und Arbeiterinnen sexuell zu missbrauchen.

Durch das kleine Darlehen hatte der Mann das junge Paar und ihr Baby unter Kontrolle und konnte sie jahrelang in der Sklaverei gefangen halten, berichtete die amerikanische Menschenrechtsorganisation International Justice Mission (IJM), die sich für ein Ende der modernen Sklaverei einsetzt.

Thaiyamma gelang es zwar einige Male zu fliehen, aber aus Angst vor den Folgen, die ihre Familie und Arbeitskollegen davontragen würden, kehrte sie immer wieder zurück. Als  sie erfuhr, dass sie schwanger war, wuchs ihr Bedürfnis der Situation zu entkommen.

Ein Arzt, den sie im Geheimen traf, sagte ihr, dass sie für ein gesundes Baby viel Ruhe, medizinische Versorgung und nahrhaftes Essen brauche. Doch sie hatte nichts von all dem.  

Trotz ihrer Schwangerschaft musste Thaiyamma hart arbeiten und bekam nur vergorenen Reisbrei, der aus übrig gebliebenen und über Nacht in Wasser eingeweichten Reis zubereitet wurde. Gelegentlich konnte sie sich kandierte Erdnüsse leisten, die für ein paar Rupien in der Nähe ihrer Arbeit verkauft wurden.

Besorgt um ihre Gesundheit und die ihres Babys, beschloß sie, die Menschenrechtsorganisation IJM zu kontaktieren. Sie hatte die Nummer der Organisation schon ein paar Jahre zuvor von einem Fremden erhalten. Jahrelang hat die Angst sie davon abgehalten, die Nummer zu wählen – bis zu diesem Moment.

Am 24. August 2016 kamen Regierungsvertreter an ihren Arbeitsplatz. Thaiyamma ging auf sie zu und sprach über den Missbrauch, dem sie und die Frauen jahrelang ausgesetzt waren. Sie ermutigte auch die anderen Frauen, ihrem Beispiel zu folgen.

Ihr mutiges Handeln führte schließlich zur Rettung der Arbeiter*innen und zur Festnahme des Gewalttäters.  

Image: Courtesy of the International Justice Mission.

Nur einige Wochen später brachte Thaiyamma einen gesunden kleinen Sohn zur Welt. Heute hat das junge Paar ein eigenes Zuhause und einen festen Job. Thaiyamma hofft, dass sie auch anderen Menschen helfen kann, die von der Sklaverei betroffen sind.

In Indien leben mehr als 18 Millionen Menschen als Sklaven, berichtete die gemeinnützige Organisation Walk Free Foundation. Viele werden zu Sex gezwungen oder, wie Thaiyamma und Devendran, zu harter körperlicher Arbeit.

Obwohl Zwangsarbeit in Indien offiziell verboten ist, ist sie aufgrund der extremen Armut noch immer stark verbreitet. Um moderne Sklaverei zu beenden, bedarf es einer besseren Strafverfolgung und weiterer Maßnahmen, die Armut bekämpfen.

News

Gerechtigkeit fordern

Diese Frau war im 9. Monat schwanger als sie sich aus der Sklaverei befreite

Ein Beitrag von Daniele Selby  und  Carmen Singer