Snigdha Sahal ist Direktorin der NGO Aktion gegen den Hunger in Indien, und seit vielen Jahren Frauenrechtsaktivistin. Im Interview spricht sie über Frauenrechte, Aktivismus, die nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen – und warum wir alle etwas verändern können!

Das Wichtigste zuerst: Warum ist Armut sexistisch?  

Snigdha Sahal: Armut trifft Frauen meist härter. Frauen verdienen weniger als Männer und sie werden häufiger ausgebeutet. Viele Frauen werden aufgrund von Armut in die sexuelle Ausbeutung getrieben.

Das alles sind Indikatoren für die Überschneidung von Armut und Diskriminierung. Covid-19 hat diese Kluft weiter vertieft – und Frauen leiden darunter stärker. 

Die UN strebt im Rahmen der 17 Global Goals die Gleichstellung der Geschlechter bis 2030 an. Warum ist dieses Ziel so wichtig?  

Dieses Ziel ist eines der wichtigsten und hat unmittelbare Auswirkungen auf die meisten anderen – sei es Armut, Klimawandel oder die Beseitigung von Hunger. Ohne gleiche Chancen und Rechte für alle Menschen bleibt ein Ungleichgewicht bestehen. Die Stärkung von Frauen und Mädchen muss das Fundament sein, auf dem Gesellschaften gedeihen und widerstandsfähig werden können. 

Auch "Zero Hunger" steht auf der Agenda 2030 der UN und ist das Hauptziel von Aktion gegen den Hunger. Wie können wir dieses Ziel erreichen?

Durch geschlechtsspezifische Ungleichheiten werden viele Frauen entmündigt und ihr Zugang zu Wasser, sanitären Einrichtungen, Hygiene und guter Gesundheitsversorgung erschwert. So ist es nicht weiter verwunderlich, dass das Risiko, an Hunger zu leiden, um 30 Prozent höher als bei einem Mann ist. Obwohl das Ziel, den Hunger zu beseitigen, in allen Ländern sehr ernst genommen wird, bin ich der Meinung, dass nur die Programme, die die Gleichstellung der Geschlechter einbeziehen, wirklich erfolgreich sein können. (Anm. der Redaktion: Die Antwort wurde aus Gründen der Verständlichkeit leicht verändert).

Sie sind seit vielen Jahren Frauenrechtsaktivistin. Hatten Sie jemals ein Idol? 

Wenn ich mich entscheiden muss, ist es eine ehemalige Kollegin von mir. Sie stammt aus einem abgelegenen, sehr konservativen Dorf, in dem ich ein Projekt mit Frauen leitete. 

Als ich sie besser kennenlernte, wurde mir klar, dass sie alle klassischen geschlechtsspezifischen Probleme hatte – sie wurde gezwungen, ihre Ausbildung abzubrechen, sie kümmerte sich um einen kranken, alkoholabhängigen und misshandelnden Ehemann, um ihre Kinder und deren Kinder und um das gesellschaftliche Stigma, aus dem Haus zu gehen, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. 

Im Laufe der Jahre baute sie ein Haus für sich und ihre Kinder, schloss das College ab, wurde beruflich mehrfach befördert und hielt sogar einen Vortrag vor Indiens ehemaligen Präsidenten. Sie ist eine große Inspiration für mich und ich denke oft: Wenn sie es schafft, schaffen wir es alle! 

Dieser Artikel ist Teil einer Kooperation von Global Citizen mit dem Human Rights Film Festival Berlin (HRFFB). Zwischen dem 16.-25. September 2021 werden im Rahmen des Films Festivals 40 Dokumentarfilme gezeigt – online als Stream in Berliner Kinos sowie den Atelier Gardens @BUFA. Hier finden zudem eine Kunstausstellung sowie das Human Rights Forum statt. Bei den Filmen geht es um den Kampf für Meinungsfreiheit, den Klimawandel oder Frauenrechte. Es sind die Geschichten von mutigen Menschen, von ihren Ängsten, Freuden und Hoffnungen. Bei Global Citizen verlosen wir insgesamt 25 Tickets. Online- und Kino-Tickets kannst du auch auf der Seite des HRFFB kaufen. 

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Gerechtigkeit fordern

Frauen- und Mädchenrechte sind das Fundament, auf dem Gesellschaften gedeihen

Ein Beitrag von Jana Sepehr