Der derzeit gefragteste Junggeselle der Welt braucht unsere Hilfe.

Sudan, ein Nördliches Breitmaulnashorn, ist der letzte männliche Überlebende seiner Art. Das Überleben seiner gesamten Spezies hängt also alleine von ihm ab. Aber hey, bloß kein Druck!  

Wagen wir einen Blick auf den Junggesellen: Laut britischem Marktforschungsinstitut YouGov ist der ideale Mann für eine Frau 1,80 Meter groß - und Sudan ist nur um gut 2 Zentimenter größer. Okay, vielleicht sollte er ein- zweimal die Woche ins Fitnessstudio - das Gewicht von mehr als 2.000 Kilogramm macht sich einfach nicht so gut auf der Tanzfläche. Aber Sudan ist spritzig (Nashörner können bis zu 40 km/h schnell rennen) und mit 43 Jahren kennt er sich bestens mit Beziehungen aus.

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Toller Typ. Woran scheitert es also? Nun ja. Wir schreiben das Jahr2017. Und Naturschutzgebiete sind einfach nicht mehr der Ort, wo man noch die wahre Liebe finden kann. Aus diesem Grund schreitet das Nashorn neue Wege: Sudan hat sein eigenes Tinder-Profil.

Sudan hat kein Problem damit, aufzufallen. Auf Gruppenfotos seiner Art ist er immer der Hahn im Korb. Und wie wärs mit einem exotischen Urlaubsfoto? Das ist leicht - Sudan liebt es, sich draußen aufzuhalten. Sudan kann auch gut mit Veganern - denn alle Nashörner sind Pflanzenfresser. Aber wenn man sich für Sudan entscheidet, muss man sich Zeit nehmen: häufig brauchen Nashörner zwischen 5-20 Tage, um ihren ersten Schritt zu wagen.

Ich bin absolut einzigartig. Nein wirklich, ich bin das letzte Nördliche Breitmaulnashorn der Welt“, heißt es auf Sudans Tinder-Profil. „Ich will nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen, aber das Überleben meiner Art hängt davon ab. Ich weiß gut wie man mit Leistungsdruck umgeht. Ich esse gerne Gras und chille gern im Matsch. Ich bin 1,82 Meter groß und wiege 2.267 Kilogramm, wenn es interessiert.”

Okay okay. Wer jetzt loslaufen und nach Breitmaulnashörnern Ausschau halten will, dem sei gesagt: ganz so ist die Situation dann nicht. 

Sudan lebt unter ständiger Bewachung, weil er so wichtig für das Überleben seiner Art ist. In seiner Begleitung befinden sich allerdings bereits zwei Damen: Satu, 17 Jahre, und Najin, 27 Jahre alt. Sudan hat also zwei potentielle Partnerinnen an seiner Seite. Leider schafft er es jedoch nicht, seine beiden Frauen zu schwängern, weil er ein klein bisschen alt ist. Nicht, dass sie es nicht versucht hätten.

„In Menschenjahren ist Sudan wahrscheinlich um die 95 Jahre alt”, sagt Richard Vigne, CEO von Kenias Naturschutzgebiet Ol Pejeta gegenüber NPR. „Ein normales Fortpflanzen ist für Sudan also so gut wie unmöglich.”

Aus diesem Grund soll jetzt nachgeholfen werden - und zwar mit künstlicher Befruchtung. Geplant ist, dass innerhalb der nächsten fünf Jahre eine ganze Herde Nashörner gezüchtet werden soll. Insgesamt soll es zehnmal Nachwuchs geben. Leider ist das Vorhaben enorm kostspielig: die künstliche Befruchtung soll umgerechnet knapp 10 Millionen Euro kosten. Deshalb werden nun Wege gesucht, um auf Sudan aufmerksam zu machen und Spenden zu sammeln. Ein Idee: ein Tinderprofil für Sudan.

„Ich mache mir Tag und Nacht Gedanken um Sudan. Er ist doch schon so alt”, sagt Vigne. „Und so lange die Nachfrage nach Elfenbein in Asien weiterhin so hoch bleibt wie bisher, besteht immer die Gefahr vor Wilderern.”

Laut Reuters Afrika handeln Wilderer schon ein Kilo Horn eines Breitmaulnashorns für über 45.000 Euro - „damit sind die Hörner mehr wert als Gold oder Kokain”. Viele Menschen in Ländern wie zum Beispiel Vietnam glauben, dass das Trinken des Hornpulvers vor Krebs schützen würde. Von manchen wird es sogar als Partydroge benutzt - eine Newssite nennt Hornpulver sogar “den alkoholischen Drink der Millionäre”. Weltweit sind die Nashörner deshalb in Gefahr. Auch in Europa. Im März zum Beispiel wurde ein Nashorn im Pariser Zoo erschossen und das Horn einfach abgesägt.

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Sudan, Satu und Najin sind also in ständiger Gefahr vor Wilderern und müssen nebenbei ihre Art retten. Kein leichtes Unterfangen. Doch nachdem Sudans Tinder Profil in 190 Ländern und in über 40 verschiedenen Sprachen angezeigt wurde, interessierten sich immer mehr Menschen für den gehörnten Er. Sudans Profil bekam sogar soviel Aufmerksamkeit, dass innerhalb von 24 Stunden die Kampagnen-Seite überlastet war und abstürtzte (Spenden für Sudan gingen trotzdem weiter ein).

Dank diesem cleveren Stunt ist Sudan jetzt wohl das bekannteste Nashorn der Welt. Bleibt zu hoffen, dass der Aufruf Wirkung zeigt und dem Nashorn-Kinderwunsch bald nichts mehr im Wege steht.

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Ein Beitrag von James Hitchings-Hales