Warum das wichtig ist
Jedes Jahr sterben in 50 Ländern mehr als fünf Millionen Frauen, Kinder und Jugendliche an vermeindbaren Krankheiten. Um dem ein Ende zu setzen, wurde 2015 die Global Financing Facility (GFF) gegründet. Am 6. November fand in Norwegen die Auffüllungskonferenz der GFF statt. Insgesamt kam eine Milliarde US-Dollar zusammen. Tausende Global Citizens haben dazu beitragen, dass dies erreicht werden konnte. Danke für eure Unterstützung!

Im Osloer Rathaus prangen riesige Wandmalereien mit bildhaften Darstellungen der Ursprünge Norwegens an den Wänden. Jeder Raum zeigt die lebendige Geschichte des Landes. Gleichzeitig bietet der Ort, an dem die alljährliche Verleihung der Nobelpreise stattfindet, jedes Jahr Raum für die erhebendsten Zukunftsvisionen.

Insofern ist es äußerst passend, dass sich Anfang November die führenden Politiker der Welt hier versammelten, um der Global Financing Facility (GFF) Mittel in historischer Höhe zuzusagen.

Das macht die GFF

Die 2015 gegründete GFF ist eine Organisation, die mit einem Treuhandfonds, dessen Mittel schwerpunktmäßig für die Gesundheit und Ernährung von Müttern, Kindern und Heranwachsenden vorgesehen sind, jährlich bis zu 35 Millionen Leben retten will. Dazu arbeitet sie eng mit Regierungen und verschiedenen Initiativen in Entwicklungsländern zusammen, um in den GGF-Empfängerländern spezifische Gesundheitsprobleme zu ermitteln und zu priorisieren. Und sie hilft bei der Verteilung von Mitteln an neue und bestehende Initiativen, die in kostengünstigen und nachhaltigen Lösungen für die Gesundheit münden.

Unter den beeindruckenden Wandmalereien schilderte die norwegische Ministerpräsidentin Erna Solberg Global Citizen eifrig, was für die nahe Zukunft zu erwarten ist und warum der Schutz der kommenden Generation so wichtig ist.

Jedes Jahr sterben fünf Millionen Frauen und Kinder aus vermeidbaren Gründen

"Es gibt zu viele, völlig unnötige Todesfälle", so Solberg. "Jedes Jahr sterben fünf Millionen Frauen und Kinder aus vermeidbaren Gründen, die mit der Schwangerschaft in Zusammenhang stehen. Und dagegen lässt sich definitiv etwas tun."

Deshalb hat Norwegen beschlossen, zusammen mit Burkina Faso, der World Bank Group sowie der Bill & Melinda Gates Foundation Gastgeber der Wiederauffüllungskonferenz für die GFF zu sein.

Bis dato ist die GFF in 27 Ländern aktiv, wo sie sich für effektivere Gesundheitssysteme einsetzt. Sie hofft, ihre Arbeit auf 50 Länder ausdehnen zu können. Sie will sich mit Problemen befassen, die von der Selbstbestimmung in sexuellen Fragen über Familienplanung bis hin zu komplikationsfreien Geburten für Mütter und Kinder reichen.

"Aus meiner Sicht ist der entscheidende Punkt, dass … diese elementaren Gesundheitsausgaben [nicht] in erster Linie als Ausgaben, sondern als Investition in unser Land [gesehen werden sollten]“, so Solberg.

Und Norwegen spielte diesbezüglich im laufenden Jahr wirklich eine Vorreiterrolle. Am 29. September gab Nikolai Astrup, norwegischer Minister für internationale Entwicklung, auf dem Global Citizen Festival in New York bekannt, dass Norwegen der GFF 360 Millionen Dollar bis 2020 zusichert.

Dies setzte eine Kette weiterer Zusagen von Großbritannien, Kanada, Deutschland und anderen in Gang. So kamen an einem Morgen bei Kaffee, Häppchen und Reden eine Milliarde Dollar zusammen.

Ziel der Konferenz war es, eine Milliarde Dollar einzuwerben, die GFF strebt für den Zeitraum von 2018 bis 2023 jedoch insgesamt zwei Milliarden Dollar an.

"Ich halte es für sehr wichtig, dass Länder wie Norwegen die Bereitschaft zeigen, sich in dieser Hinsicht finanziell zu engagieren. Hoffentlich spornen wir damit andere zu eigenen Beiträgen an“, erklärte Astrup kurz nach Bekanntgabe der norwegischen Verpflichtung gegenüber Global Citizen. „Wir dürfen uns heute über ein fantastisches Ergebnis freuen – bei zehn neuen Gebern gelang es uns, eine Milliarde Dollar einzusammeln. Unsere frühe Zusage auf dem Global Citizen Festival hat also hoffentlich andere motiviert."

Besonders hob Astrup die Bill & Melinda Gates Foundation hervor, die bei dieser Auffüllungsrunde 200 Millionen Dollar beisteuerte, nachdem sie die GFF schon 2015 mit einer Anschubfinanzierung von 75 Millionen Dollar unterstützt hatte. Nach den Unterstützungsaktionen von mehr als 432.000 Global Citizens im letzten halben Jahr stießen noch einige der reichsten Länder der Welt zum Geberkreis hinzu. Astrup ist den jungen Aktivisten zutiefst dankbar dafür, dass sie dafür Druck auf ihre Regierungen gemacht haben.

"All jenen, die mit ihren Aktionen die GFF unterstützt haben, bin ich zu tiefem Dank verpflichtet", so Astrup. "Ohne sie wäre das heutige Ergebnis wohl nicht so gut ausgefallen. Wir brauchen Menschen, die sich für diese wichtigen Fragen engagieren – und ihre Regierungen zum Handeln drängen – damit es bis 2030 gelingt, [die extreme Armut zu beseitigen]."

Deutschland sagt erstmals Gelder zu 

Nach tausenden Petitionsunterschriften und zahlreichen E-Mails und Tweets von Global Citizens, beteiligte sich Deutschland mit 50 Millionen Euro – allerdings unter Vorbehalt. Denn die Zusage muss noch vom Bundestag final freigegeben werden. 

Sollte es so kommen, wäre dies ein historisches Ergebnis. Denn dies war das erste Mal, dass Deutschland der GFF finanzielle Unterstützung zusagte. 

Auch in anderen Ländern, in denen Global Citizen aktiv ist, konnten Erfolge gefeiert werden: Die Regierung von Großbritannien sagte der GFF 50 Millionen Pfund bis 2020 zu. Kanada versprach 50 Millionen kanadische Dollar allein für 2019.

Spenden in Millionenhöhe kamen auch aus Dänemark, Japan, Katar, den Niederlanden sowie von der Europäischen Kommission. Länder wie Nigeria verpflichteten sich gleichzeitig, mehr in die landeseigenen Gesundheitshaushalte zu investieren. Burkina Faso und die Elfenbeinküste taten beides, und es gab sogar eine Spende in Höhe von 75 Millionen Dollar von einem mysteriösen anonymen Spender.

Neben großer Politik und Podiumsdiskussionen gab es aber noch viel mehr. Einige der leidenschaftlichsten Verfechter der GFF waren die Jugendbotschafter aus Nigeria, Tansania, Malawi, Sierra Leone – und sogar eine erst 18-jährige Norwegerin aus Oslo mit 515.000 YouTube-Abonnenten, die sich der Bewegung anschloss, nachdem sie gelesen hatten, dass jedes Jahr fünf Millionen Frauen und Kinder aus völlig unnötigen Gründen sterben.

"Diese Zahl machte mich wirklich betroffen, weil sie in etwa der Einwohnerzahl meines Landes entspricht“, erklärte Madeleine Hoen, bei YouTube als Macerly bekannt, gegenüber Global Citizen. "Besonders wichtig für die Millennials und die Generation Z ist, dass uns klar geworden ist, wie viel auf der Welt noch im Argen liegt… Wir sind bereit, einen Beitrag zu leisten, dass sich das ändert.“

Alusine Bangura, Landeskoordinatorin für die Jugendarbeit in Sierra Leone, pflichtet dem bei: Junge Menschen wollen Teil des Fortschritts sein.

"Wir wollen nicht erst morgen Verantwortung übernehmen, sondern schon heute“, erklärt sie gegenüber Global Citizen. "Wenn eine Regierung Erfolg haben will, sollte die Einbeziehung der Jugend eine ihrer Prioritäten sein.“

So arbeitet die GFF ein Entwicklungsländern

Izundu Kosi – ein Jugendbotschafter, der sich in zahlreichen Bündnissen und Arbeitsgruppen engagiert, die von der nigerianischen Regierung Rechenschaft über die Einhaltung der Entwicklungsziele fordern – sieht ebenfalls eine eindeutige Verbindung zwischen der Einbeziehung der Jugend und der Wirksamkeit des Einsatzes der GFF-Mittel.

"Nigeria hat versucht, junge Menschen auf nationaler Ebene stärker einzubeziehen, aber die Stimme einer Person kann nicht repräsentativ für eine ganze Nation sein", so Kosi. "Wir brauchen mehr Stimmen, damit junge Leute an der Basis – die zu den benachteiligten Bevölkerungsgruppen gehen müssen – sagen können, wie ihren Bedürfnissen am besten Rechnung getragen werden kann; anders als der schnieke Typ in der Hauptstadt, der wahrscheinlich keine Ahnung von den Realitäten vor Ort hat."

Die Verbindung zwischen Jung und Alt veranschaulicht, wobei es bei der GFF eigentlich geht. Der GFF-Treuhandfonds schüttet die Probleme nicht einfach mit Geld zu; er setzt die Mittel so ein, dass die Geberländer befähigt werden, ihre bestehenden Systeme auszubauen. Es geht darum, in die Gesundheit und Ernährung von Müttern und Kindern zu investieren, damit die nächste Generation eines Landes die bestmöglichen Startbedingungen hat.

"Du kannst kein Programm für Jugendliche entwickeln, ohne sie dabei einzubeziehen", erklärt Mariam Claeson, Leiterin der GFF, gegenüber Global Citizen. "Für uns ist das kein bloßes Mantra – du arbeitest mit jungen Menschen, also werden sie konsultiert, aber auch in die Ausgestaltung einbezogen … sie sind unverzichtbarer Bestandteil des Prozesses."

Und in diesem zyklischen Prozess – von der Kampagnenarbeit von Global Citizens bis zu Unterstützung der GFF durch junge Menschen bei der Umsetzung der Programme – wird es die heutige Jugend sein, die letztlich den Laden schmeißt.

"Am meisten spornt es dich an, wenn dir deine Kinder knifflige Fragen stellen“, erklärt Solberg. „Wenn sie lange über etwas nachgedacht haben, über das du dir selbst noch nie richtig Gedanken gemacht hast – wenn ihnen etwas auffällt und sie dich fragen: Ist das gerecht?"

"Nein, wahrscheinlich ist das nicht gerecht", fährt sie fort. "Und wenn dir Kinder mit ihren strahlenden Augen sagen, dass etwas nicht gerecht ist, dann müssen wir etwas dagegen tun."

Advocacy

Armut beenden

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Ein Beitrag von James Hitchings-HalesJana Sepehr  und  Erica Sánchez