Warum das wichtig ist
Das Global Goal 2 der Vereinten Nationen zielt darauf ab, Hunger und Unterernährung bis 2030 zu beenden. Dazu muss die Nahrungskette verändert werden – vor allem die Art und Weise, wie Lebensmittel produziert und verteilt werden. Es gibt genug Ressourcen auf der Erde, um alle Menschen nachhaltig zu ernähren — die Frage ist nur, wie. Wenn Menschen in wohlhabenden Ländern auf eine nachhaltige Ernährung umsteigen, können sie einen massiven Einfluss auf diesen Wandel haben. Werde hier aktiv, wenn du dabei helfen möchtest, Hunger zu beenden.

Ist Europa bereit für mehr Insekten auf dem Teller?

Es sieht ganz so aus, denn Aufsichtsbehörden haben kürzlich entschieden, dass der gelbe Mehlwurm für den menschlichen Verzehr unbedenklich ist. Damit öffnen sich möglicherweise Türen für auf Insekten basierende Lebensmittelhersteller. 

Ermolaos Ververis, wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Europäischen Agentur für Lebensmittelsicherheit (EFSA), welche die Lebensmittelstandards in der Europäischen Union (EU) reguliert, erklärt der britischen Tageszeitung Guardian: “Diese erste Risikobewertung der EFSA für Insekten als neuartige Lebensmittel kann den Weg für die erste EU-weite Zulassung ebnen.”

Sicherlich gibt es einige Menschen, denen beim Gedanken an gelbe Mehlwürmer oder andere Insekten in Supermarktregalen unwohl wird — besonders in den USA oder in Europa, wo der Verzehr von Insekten eine Seltenheit ist. Wenn es jedoch um kohlenstoffarme Nahrungsmittel geht, die benötigt werden, um die Weltbevölkerung in Zukunft ernähren zu können, stehen Insekten ganz oben auf der Liste. 

“Es gibt klare ökologische und ökonomische Vorteile, wenn traditionelle Quellen für tierische Proteine durch solche ersetzt werden, die weniger Futter benötigen, weniger Abfall produzieren und weniger Treibhausgasemissionen verursachen”, sagt Mario Mazzocchi, Wirtschaftsstatistiker und Professor an der Universität Bologna, über die Entscheidung der Lebensmittelagentur zum gelben Mehlwurm. 

Genau jetzt ist ein Lebensmittel-Check ein guter Anfang, um nachhaltiger zu leben. Ein Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2019 besagt, dass große Veränderungen der landwirtschaftlichen Methoden und eine Umstellung auf eine weitestgehend vegetarische Ernährung als Schritte gegen den Klimawandel unerlässlich sind. 

In diesem Sinne führen wir hier einige der wichtigsten Lebensmittel und Strategien auf, die eine große Rolle bei einer sicheren Zukunft für die Menschen und den Planeten spielen könnten:


1. “Schleimig, jedoch vitaminreich!”

Insekten haben einen hohen Proteinanteil und verbrauchen deutlich weniger Wasser und Land als Nutztiere. Ihre Produktion ist zudem weniger aufwendig, was aufgrund ihrer Größe nicht überrascht. Ein einziges Kilogramm Tierfutter liefert laut einem BBC-Bericht zwölfmal mehr essbares Protein aus Grillen als beispielsweise aus Rindfleisch. 

Durch die vergleichsweise hohe Effizienz der Insektenverwendung suchen Nachhaltigkeitsaktivist*innen und Hersteller*innen von Insekten als Lebensmittel nach weiteren Möglichkeiten, um den Insektenverzehr in der westlichen Welt attraktiver zu machen. In weiten Teilen der Welt ist das übrigens nichts neues: Zwei Milliarden Menschen weltweit nehmen regelmäßig Insekten als Teil ihrer Ernährung zu sich. 

Doch werden sich Insekten je in Nationen durchsetzen, die sie noch nicht konsumieren? “Der ‘Ekelfaktor’ bleibt eines der größten Hindernisse, essbare Insekten zur Norm zu machen”, so Dr. Alan-Javier Hernandez-Alvarez, Forscher an der Universität Leeds, der das Potential von Insekten als Nahrungsmittel untersucht. 

“Unser Essverhalten wird größtenteils in der frühen Kindheit geprägt und in westlichen Ländern ist der Verzehr von Insekten, vor allem in ganzen und erkennbaren Formen, nach wie vor etwas, das man hauptsächlich aus Fernsehsendungen kennt”, fügt er hinzu. 

Dr. Guiomar Melgar-Lalanne, eine weitere Lebensmittelwissenschaftlerin der Universität Veracruz in Mexiko, sagt jedoch, dass junge Menschen mehr Bereitschaft zeigen, es auszuprobieren. 

“Die Förderung von Insekten als ökologisch nachhaltige Proteinquelle spricht die jüngere Generation und deren Einstellung an”, sagt sie


2. Kaktus-Kochsession

Der Feigenkaktus ist wahrscheinlich nicht das Erste, was dir in den Sinn kommt, wenn du grünes Gemüse essen willst, doch er wurde von Wissenschaftler*innen als “Wunderpflanze” bezeichnet. Im Jahr 2017 forderte die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), dass der Kaktus stärker als Grundnahrungsmittel genutzt werden sollte, nachdem er sich während einer Dürre in Madagaskar als überlebenswichtig für die dortigen Gemeinden erwiesen hatte. 

In Mexiko, einem seiner Heimatländer, sowie Teilen Lateinamerikas ist der Kaktus bereits zuverlässiger Bestandteil vieler Gerichte. In anderen Regionen der Welt, in denen er von Nutzen sein könnte, ist er noch nicht weit verbreitet. 

“Da die Kaktusbirne in wasserarmen und trockenen Klimazonen gedeihen kann, wird sie ein wichtiger Teil bei der Ernährungssicherheit”, so die UN. Infolgedessen wird die Pflanze nun in einer Handvoll Ländern angebaut, darunter Brasilien, Äthiopien, Südafrika, Jordanien, Marokko und Indien. 


3. Wirklich guter Algenhumor 

Seegras ist keine neue Zutat in der Küche: er ist schon seit Jahrhunderten eine wichtige Zutat für viele Inselnationen und Küstengemeinden. In Japan wird Seetang bekanntlich zum Einwickeln von Sushi verwendet. 

Der World Wide Fund for Nature (WWF) hat 2019 eine Liste von 50 pflanzlichen Lebensmitteln zusammengestellt, die gut für den Planeten sind und mehr Verwendung finden könnten. Zum Beispiel kann der salzige Umami-Geschmack von Algen zu einem “potenziellen Ersatz für Fleisch” genutzt werden, so der Bericht

Seetang besitzt viele nützliche Eigenschaften, von der Sauerstoffproduktion bis hin zu seinem Reichtum an Vitamin C und Fettsäuren. Außerdem wächst er schnell und ist relativ unauffällig in Bezug auf seine Auswirkungen beim Anbau. “Da Seetang wild im Wasser lebt, kann er das ganze Jahr über angebaut und geerntet werden und benötigt weder Pestizide noch Düngemittel”, heißt es im WWF-Bericht

Aus diesem Grund werden laut Sustainable Food Trust die australischen Küsten bereits verstärkt für die Algenproduktion genutzt. 


4. Zack die Bohne!

Es sollte mittlerweile keine große Überraschung mehr sein, dass Fleischverzicht der Schlüssel zu einer nachhaltigen Ernährung ist. Doch selbst eine kleine Verringerung hat immer noch bemerkenswerte Auswirkungen. In Ländern wie Großbritannien oder den USA werden immer mehr Menschen zu Veganern oder “Flexitariern”. 

In Deutschland sieht das ähnlich aus:  Im “Ernährungsreport 2020” gaben 26 Prozent der Bevölkerung an, täglich Fleischartikel zu konsumieren; vor fünf Jahren waren es noch 34 Prozent. Zudem geben fünf Prozent an, dass sie regelmäßig vegetarische oder vegane Alternativen nutzen. 

Auch wenn es noch viel zu tun gibt, könnte die Neugier der Verbraucher*innen einen positiven Einfluss auf die Kohlenstoffemissionen und Essgewohnheiten haben. Laut dem Bericht “Less Beef, Less Carbon” (auf Deutsch etwa “Weniger Rindfleisch, weniger Kohlenstoff”) vom Natural Resources Defense Council (NRDC) wurden durch die Reduzierung des Rindfleischkonsums um 19 Prozent zwischen 2005 und 2014 Kohlenstoffemissionen in der Größenordnung von 39 Millionen Autos eingespart. 

Die Verwendung von Bohnen und Hülsenfrüchten als Protein- Kohlenhydratquelle könnte zudem eine weitaus geringere Umweltbelastung bedeuten. Ein weiterer Bericht der Universität Oxford berechnete, dass der Rindfleischkonsum in den westlichen Ländern um 90 Prozent gesenkt und durch fünfmal so viele Bohnen und Hülsenfrüchte ersetzt werden müsste, um die Welt darauf vorzubereiten, eine Bevölkerung von zehn Milliarden Menschen zu ernähren. 


5. “Hit the road, Jack”

Mit “Food Miles” wird die Strecke bezeichnet, die Lebensmittel zurücklegen,um auf unseren Tellern zu landen. Damit sollte man sich befassen, wenn ein möglichst geringer CO2-Fußabdruck angestrebt wird. 

In Großbritannien macht der Transport von Lebensmitteln in Lastkraftwagen beispielsweise 25 Prozent der im Schwerlastverkehr zurückgelegten Kilometer aus. 

Dennoch ist es nicht so einfach, wie es scheint: Da die Kohlenstoffemissionen des Lebensmitteltransports viel geringer als die Auswirkungen der Lebensmittelproduktion sind, wird die Sinnhaftigkeit, sich Gedanken über Food Miles zu machen, stark diskutiert. 

Allerdings sind nicht alle Food Miles gleich. Beispielsweise erzeugt das Transportieren von Lebensmitteln mit dem Flugzeug einen zehnmal größeren CO2-Fußabdruck als der Straßentransport und 50-mal mehr Kohlenstoff als die Verschiffung.

Als Reaktion auf die Sorge um Emissionen haben sich einige Marken wie der pflanzliche Fleischproduzent Quorn dazu entschlossen, eine Kohlenstoff-Kennzeichnung einzuführen, damit Verbraucher sich besser über den CO2-Fußabdruck ihrer gekauften informieren können. 

Wenn sich mehr Lebensmittelhersteller dazu bereitstellen, könnte es bald einfacher werden, herauszufinden, wie kohlenstoffarm oder kohlenstoffreich die nächste Mahlzeit wird.

Setzt du dich mit deinen Nahrungsmitteln und ihren Auswirkungen auf den Planeten auseinander? Wenn du herausfinden möchtest, wie du deinen CO2-Fußabdruck durch bewusste Ernährung verringern kannst, werde hier aktiv. 

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Ein Beitrag von Helen Lock