Ein 10-jähriges Mädchen starb in einem Krankenhaus in Somalia, nachdem man sie der weiblichen Genitalverstümmelung (FGM) unterzogen hatte.
Abdirahman Omar Hassan, der Direktor des Krankenhauses Hanano in der Stadt Dhusamareb, hatte mit seinem Team noch versucht, das Mädchen zu retten. Doch sie sei verblutet, sagte Hassan dem Nachrichtensender VOA Somali.
Die 10-Jährige sei am 17. Juli ins Krankenhaus gebracht worden, nachdem sie zwei Tage zuvor in einem Dorf, 40 Kilometer nördlich von Dhusamareb, beschnitten wurde.
„Sie wurde am frühen Abend hergebracht. Wir eilten alle in die Notaufnahme, als wir von ihrer Situation erfuhren“, sagte Hassan gegenüber VOA Somali.
Untersuchungen zeigten, dass das Mädchen sich zudem mit Tetanus-Erreger infiziert hatte, weil die Gegenstände, die bei der Beschneidung benutzt wurden, nicht steril waren, so der Arzt.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation weist Somalia weltweit eine der höchsten Rate von weiblicher Genitalverstümmelung auf. Rund 98 Prozent der Mädchen und Frauen zwischen 15 und 49 Jahren sind in dem ostafrikanischen Land beschnitten.
„Sie haben die Klitoris entfernt, eine Seite der Vulva war abgeschnitten, die andere Seite war an drei Stellen verwundet“, sagte Hassan. „Ich habe noch nie zuvor in meinem Leben jemanden gesehen, der so verstümmelt wurde.“
Der Vater des Mädchens sei bestürzt, dass er seine Tochter verloren habe, verteidigte jedoch die Praxis der weiblichen Genitalverstümmelung. Er akzeptierte die Tatsache, dass seine Tochter bei der Prozedur gestorben ist. Er glaubt, „Allah habe sie zu sich geholt“.
„Die Leute in der Gegend sind damit [mit FGM] einverstanden, ihre Mutter hat dem zugestimmt", sagte Dahir Nur und fügte hinzu: „Wir haben die Auswirkungen gesehen, aber es ist in dem Land, in dem wir leben, eine Kultur.“
Nur sagt weiter, er würde niemanden für den Tod seiner Tochter verantwortlich machen.
Doch Somalias Generalstaatsanwaltschaft sieht das anders und hat diesen Fall zum Anlass genommen, um zum allerersten Mal eine Anklage wegen Genitalverstümmelung in die Wege zu leiten.
Die Ankündigung wurde von Aktivisten und Nichtregierungsorganisationen als historischer Moment beschrieben.
Auf einer Konferenz zum Thema FGM in Somalias Hauptstadt Mogadischu sagte Generalstaatsanwalt Ahmed Ali Dahir, er habe ein Team von zehn Ermittlern zur Befragung der Eltern des Mädchen sowie der Person geschickt, die den tödlichen Eingriff durchgeführt hat.