Erstmals seit 1998 wird die Zahl der in Armut lebenden Menschen wieder steigen. Laut der Weltbank werden aufgrund der COVID-19-Pandemie bis zu 150 Millionen Menschen in extreme Armut stürzen. Das Coronavirus und seine Auswirkungen machen somit Fortschritte von Jahrzehnten zunichte. 

Ende 2020 mussten zusätzlich etwa 60 bis 87 Millionen Menschen mit weniger als 1,90 US-Dollar (rund 1,60 Euro) pro Tag leben. Weltweit leben damit schätzungsweise ganze 760 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze. 

Die Staats- und Regierungschef*innen der Welt haben sich 2015 am Sitz der Vereinten Nationen (UN) versammelt, um diese Ungleichheit zu thematisieren. 

In 17 nachhaltigen Entwicklungszielen, den “Global Goals”, haben sie festgehalten, was geschehen muss, um sicherzustellen, dass bis 2030 nicht mehr als drei Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut leben. Das Global Goal 1: "Keine Armut" zielt darauf ab, "Armut in all ihren Formen überall zu beenden". 

Wir haben nicht einmal mehr neun Jahre Zeit, um diese Frist einzuhalten und es steht sehr viel auf dem Spiel. 

Was ist der Unterschied zwischen Armut und extremer Armut?

2015 hat die Weltbank die internationale Armutsgrenze von 1,25 US-Dollar (rund 1,06 Euro) auf 1,90 US-Dollar pro Tag angehoben. Dieser Betrag erschwert den Zugang zu Lebensmitteln, sauberem Wasser sowie Unterkunft – und macht es fast unmöglich, die Kosten für Krankenhaus- oder Schulgebühren zu decken. Einer von zehn Menschen in Ländern mit niedrigem Einkommen lebt von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag, und Millionen von anderen kommen mit nur etwas mehr aus.

Es gibt nicht nicht die eine Ursache für extreme Armut! Vielmehr spielen viele verschiedene Faktoren zusammen eine Rolle. Ungleichheit zwischen den Geschlechtern, Diskriminierung, Konflikte und Krisen etwa, können den Zugang zu Infrastruktur, Dienstleistungen und Informationen einschränken, die zur Deckung der Grundbedürfnisse benötigt werden.

Wie wird extreme Armut gemessen?

Seit mehr als 35 Jahren schätzt die Weltbank die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, indem sie eine globale Armutsgrenze festlegt und Daten von Haushalten auf der ganzen Welt sammelt.

Wer ist am meisten von extremer Armut betroffen?

Die meisten Menschen, die in extremer Armut leben, befinden sich in ländlichen Gebieten und haben keinen Zugang zu angemessener Bildung, sie arbeiten häufig in der Landwirtschaft und sind unter 18 Jahre alt. 

Insbesondere Frauen und Kinder sind unverhältnismäßig stark von Armut betroffen. Frauen sind im Durchschnitt ärmer als Männer, weil sie seltener eine Ausbildung erhalten, schlechter bezahlt werden, keine eigene Arbeit aufnehmen dürfen oder kein Eigentum besitzen. Kinder sind von extremer Armut am stärksten betroffen, da die fehlenden Ressourcen langfristige Auswirkungen auf ihre Entwicklung haben, so ihre Zukunft einschränken und den Kreislauf der Armut weiter fortsetzen. Mehr als ein Fünftel aller Kinder unter fünf Jahren in Ländern mit niedrigem Einkommen lebt in extremer Armut.

Pictured here is Kallayanpur slum, one of the urban slums in Dhaka.
Pictured here is Kallayanpur slum, one of the urban slums in Dhaka.
Image: Kibae Park/UN Photo

Ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, indigene Völker, Geflüchtete und Binnenvertriebene sind ebenfalls besonders von extremer Armut bedroht

Auch wenn es in den letzten zwei Jahrzehnten Fortschritte im Rückgang der Armut gab, haben diese sich sehr unverhältnismäßig entwickelt. Bis zu 42 Prozent der extrem Armen leben in Afrika südlich der Sahara, in Ländern mit hohen Geburtenraten, in denen der Mangel an verfügbaren Ressourcen eine größere Gefahr der Instabilität darstellt. 

Mit den Global Goals soll sichergestellt werden, dass alle Menschen Zugang zu den grundlegenden menschlichen Bedürfnissen haben, um ihr Potenzial voll ausschöpfen zu können. 

Wie können wir extreme Armut beenden?

Der Weltbank zufolge wird die Bekämpfung extremer Armut immer komplexer, insbesondere in fragilen Ländern, die mit Konflikten und Krisen konfrontiert sind sowie in abgelegenen Gebieten. Für diejenigen, die der Armut entkommen konnten, ist es schwierig, Umstände zu vermeiden, die sie erneut bedrohen. Wirtschaftliche Not, Ernährungsunsicherheit und der Klimawandel gefährden diese Erfolge, sofern sie nicht durch politische Veränderungen und langfristige Investitionen bekämpft werden.

Gemeinsam mit Bürger*innen, Regierungen, Unternehmen, Philanthrop*innen und Aktivist*innen müssen wir uns dafür einsetzen, dass alle Menschen über die Ressourcen verfügen, die sie zum Leben brauchen, ohne auf Hilfe angewiesen zu sein. Werde mit uns aktiv, um gemeinsam extreme Armut zu beenden. 

Global Citizen Explains

Gerechtigkeit fordern

Extreme Armut: Das solltest du wissen

Ein Beitrag von Erica Sánchez  und  Leah Rodriguez