Jeden Tag kämpfen Millionen Menschen auf der ganzen Welt mit Armut. Oft müssen sie schwierige Entscheidungen treffen, die weitreichende Folgen haben können – etwa die Wahl zwischen Nahrung und Gesundheitsversorgung oder Arbeit und Kinderbetreuung. 

DieVereintenNationen (UN) haben sich mit der Einführung der "Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung" das Ziel gesetzt, die systemische Armut innerhalb der nächsten sechs Jahre zu beenden – eine Initiative, die von allen 193 UN-Mitgliedsstaaten angenommen wurde, um 17 übergreifende Ziele zu erreichen, die gemeinsam darauf abzielen, extreme Armut in all ihren Formen zu bekämpfen: Die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung

Die Staats- und Regierungschef*innen der Welt versammelten sich 2015 am Hauptsitz der Vereinten Nationen, um diese Ungleichheit anzugehen und legten unter anderem das Ziel 1: "Keine Armut" fest, das darauf abzielt, "Armut in all ihren Formen überall zu beenden".

Was ist Armut?

DerEntwicklungsausschuss der OECD (DAC) versteht unter Armut die Unfähigkeit, menschliche Grundbedürfnisse zu befriedigen. Zu diesen Bedürfnissen gehören vor allem der Zugang zu ausreichend Nahrungsmitteln, Gesundheitsversorgung und Bildung, Sicherheit und Würde sowie menschenwürdige Arbeit. 

Armutverwehrt den Betroffenen somit häufig den vollen Zugang zu Ressourcen und zur Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sowie eine ausreichende Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen. Somit wirkt sich Armut auf zahlreiche Aspekte des Lebens eines Menschen aus.

Armut ist ein dynamischer Prozess und keine Eigenschaft. Das bedeutet: Häufig sind es Krisen oder einschneidende Ereignisse, die Menschen in Armut stürzen. Und vielen gelingt es, sich aus eigener Kraft wieder aus der Armut zu befreien. Ein Viertel bis ein Drittel der von Armut betroffenen Menschen sind jedoch Schätzungen zufolge chronisch – also Zeit ihres Lebens – arm.

Deshalb ist die Beseitigung extremer Armut bis 2030 das oberste Ziel der UN für eine nachhaltige Entwicklung.

Die 3 wichtigsten Fakten zu Armut:
  • Nahezu die Hälfte der Weltbevölkerung lebt nach Angaben der Weltbank unter der Armutsgrenze.

  • Kinder und Jugendliche machen nach Angaben von World Vision zwei Drittel der Armen in der Welt aus.

  • Extreme Armut bis 2030 zu beenden, ist das oberste Ziel der insgesamt 17 nachhaltigen Entwicklungsziele der Vereinten Nationen.

Was ist multidimensionale Armut?

Während die meisten Länder Armut ausschließlich anhand des Geldes definieren, wird sie von den Menschen, die von Armut betroffen sind, als eine viel umfassendere Erfahrung wahrgenommen.

Multidimensionale Armut ist das Konzept, dass Armut mehr ist als nur Einkommen und auch - aber nicht nur - Bildung, Gesundheit, Lebensstandard, Zugang zu grundlegenden Dienstleistungen, soziale Eingliederung und Teilhabe umfasst.

Einem Bericht des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2022 zufolge sind schätzungsweise 1,2 Milliarden Menschen in 111 Ländern mit niedrigen Einkommen von mehrdimensionaler Armut betroffen, wenn man die verschiedenen Aspekte berücksichtigt.

Ein Leben in Armut bedeutet oft, dass man mit mehreren Nachteilen gleichzeitig konfrontiert ist, wie z. B. schlechter Gesundheit, Unterernährung, Mangel an sauberem Wasser oder Elektrizität, minderwertiger Beschäftigung oder begrenztem Zugang zu Bildung.

Die Konzentration auf einen einzigen Faktor, wie das Einkommen, erfasst nicht die Gesamtheit der Auswirkungen, mit denen sich die von Armut betroffenen Menschen konfrontiert sehen.

Was ist der Unterschied zwischen Armut und extremer Armut?

Extreme Armut ist definiert als ein Leben mit weniger als 2,15 Dollar pro Tag. Das ist die Internationale Armutsgrenze (IPL). Diese spiegelt den Mittelwert der Armutsgrenzen in Ländern mit niedrigem Einkommen wider. Nach Angaben der Weltbank leben etwa 648 Millionen Menschen, das sind acht Prozent der Weltbevölkerung, in extremer Armut.

Es gibt zwei weitere Armutsgrenzen, über die die Weltbank ebenfalls berichtet. Diese liegen derzeit bei 3,65 und 6,85 US-Dollar und spiegeln die Armutsgrenzen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen wider.

Fast ein Viertel der Weltbevölkerung, 23 Prozent, lebt unterhalb der Armutsgrenze von 3,65 US-Dollar, während fast die Hälfte der Weltbevölkerung, 47 Prozent, unterhalb der Armutsgrenze von 6,85 US-Dollar lebt.

Die Armutsgrenzen stellen ein bestimmtes Einkommensniveau dar, unterhalb dessen es für die Menschen schwierig oder sogar unmöglich wird, sich lebensnotwendige Dinge zu leisten. Jedes Land legt die eigene Armutsgrenze fest, indem es die Kosten für die Befriedigung der Mindestbedürfnisse ermittelt. Haushalte, deren Einkommen unter dieser Grenze liegt, werden als arm eingestuft.

Wer ist am stärksten von Armut bedroht?

Armut betrifft verschiedene Gruppen von Menschen und wirkt sich unverhältnismäßig stark auf bestimmte demographische Gruppen und historisch marginalisierte Gemeinschaften wie Kinder und Frauen aus.

Dazu gehören auch ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, indigene Gemeinschaften, Flüchtlinge und Binnenvertriebene, die ebenfalls besonders von Armut betroffen sind.

Kinder leben häufiger in Armut als Erwachsene, und sie sind auch anfälliger für die Auswirkungen von Armut. Etwa eine Milliarde Kinder weltweit sind multidimensional arm, das heißt es mangelt ihnen an Grundbedürfnissen wie Nahrung oder sauberem Wasser. Weitere 150 Millionen Kinder sind aufgrund der COVID-19-Pandemie in multidimensionale Armut gestürzt.

Wie können wir Armut weltweit bekämpfen?

Die Bekämpfung von Armut ist schwierig – insbesondere in Ländern, die mit Konflikten und Krisen konfrontiert sind.

Wie wir in den letzten Jahren gesehen haben, sind die Fortschritte bei der Armutsbekämpfung derzeit gefährdet. Die COVID-19-Pandemie hat den größten Rückschlag bei der Armutsbekämpfung seit Jahrzehnten verursacht, und Länder kämpfen immer noch mit den anhaltenden Auswirkungen.

Bei der Überwindung der Armut geht es nicht nur darum, das Einkommen der Menschen zu erhöhen, sondern auch um ihren Zugang zu lebensnotwendigen Dingen wie Wasser, Gesundheit, Bildung, Wohnung und Sicherheit.

Pictured here is Kallayanpur slum, one of the urban slums in Dhaka.
Pictured here is Kallayanpur slum, one of the urban slums in Dhaka.
Image: Kibae Park/UN Photo

Dafür ist es entscheidend, dass Länder wie Deutschland Länder mit niedrigeren Einkommen unterstützen. Neben vielen weiteren Ländern hat Deutschland im Jahr 1970 zugesagt, jedes Jahr 0,7 Prozent des Bruttonationaleinkommens (BNE) für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe bereitzustellen. Das ist die sogenannte ODA-Quote, kurz für Official Development Assistance, auf deutsch: öffentliche Mittel für Entwicklungszusammenarbeit. Das Ziel, diese Quote zu erreichen, wurde im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung nochmals bekräftigt.

Die Gelder werden unter anderem verwendet, um Projekte zu finanzieren, die extreme Armut beenden und weitere nachhaltige Entwicklungsziele erreichen sollen. Besonders wichtig ist es, dass Länder weltweit zusammenarbeiten. Deshalb sollte ein Großteil dieser Projekte durch multilaterale Organisationen erfolgen. Multilaterale Organisationen (MO) sind politisch neutrale, überstaatliche Organisationen mit mehreren Mitgliedern. Sie verfügen über Kapital und ein umfassendes Fachwissen.

Deshalb ist es wichtig, dass Deutschland keine Kürzungen bei der Zusammenarbeit mit MOs vornimmt, sondern sich aktiv in den multilaterale Organisationen einbringt und diese finanziell unterstützt.

Werde jetzt mit Global Citizen aktiv und 

  1. Unterschreibe jetzt unsere Petition und fordere Deutschland auf, Entwicklungszusammenarbeit für den Kampf gegen extreme Armut ausreichend zu finanzieren: 

  2. Tweete an Bundeskanzler Scholz, Finanzminister Lindner und Entwicklungsministerin Schulze und setze Dich für ein Deutschland ein, das die Rechte aller wahrt und Verantwortung für eine gerechtere Welt übernimmt

  3. Starte unser Quiz und erfahre mehr über die Rolle von Multilateralismus beim Kampf gegen Armut.

Global Citizen Explains

Gerechtigkeit fordern

Alles was du über extreme Armut wissen solltest

Ein Beitrag von Angi Varrial