Eine Generation. Eine Zukunft.
Überall auf der Welt gibt es junge Aktivist*innen, die mit ihrem Handeln dazu beitragen, die Welt zu einem gerechteren Ort zu machen. Diese Menschen wollen wir mit der Serie "Eine Generation. Eine Zukunft." in den Mittelpunkt stellen. Esther Mbabazi, 25, ist Fotografin. Mit ihren Fotos will Mbabazi auf gesellschaftliche Missstände aufmerksam machen, die oft übersehen werden. Aufgewachsen in einfachen Verhältnissen, versucht sie mit ihrer Arbeit die sich verändernden Bedingungen auf dem afrikanischen Kontinent zu zeigen.

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Ich wuchs auf in einer kleinen Wohngegend am Stadtrand von Ugandas pulsierender Hauptstadt Kampala. Ich hatte eine behütete Kindheit – Familie, Liebe und Schule standen im Mittelpunkt.

Ich bin mit sechs Brüdern aufgewachsen und war immer “Papas Mädchen”. Er war Hobbyfotograf und hatte eine Filmkamera, die er auf Hochzeiten mitnahm. Meist ließ er die Fotos jedoch nicht entwickeln, dann konnten wir Kinder mit den Filmrollen spielen. Ich erinnere mich daran, wie ich es liebte, die Negativstreifen anzuschauen und Menschen in seltsamen Lichtern und Farben zu sehen. Schon damals wusste ich, dass ich Geschichten erzählen wollte. Aber ich ahnte noch nicht, dass es die Fotografie sein würde, mit der ich mich ausdrücken würde.

Jahre später war es so weit: Ich wollte Journalistin oder Schriftstellerin werden und meldete ich mich für einen Journalistik-Kurse in Kampala an. Eines Tages lief ich in der Stadt an einer Ausstellung vorbei, die großartige Fotos aus Afrika zeigte.

Ein Bild faszinierte mich besonders: Es war der “alte Taxi-Parkplatz” in Kampalas Innenstadt, ein Ort, an dem ich so viele Male war, aber dem ich nie viel Beachtung geschenkt habe.

Dieses Bild hat die Schönheit, das Chaos und die Menschen an diesem Ort eingefangen. Das hat mich wirklich bewegt. Seit dem Tag wusste ich: Ich will Geschichten erzählen, die mir etwas bedeuten. Ich wollte die Zeit anhalten und Emotionen mit der Welt da draußen teilen.

Also kontaktierte ich einen der Fotografen der Ausstellung. Er war sehr nett und half mir dabei, die Basics im Umgang mit einer Kamera zu erlernen. Ich bewarb mich für verschiedene Workshops und habe viel gelernt.

Ich mache diese Arbeit, weil ich sie mich interessiert, weil ich mehr lernen möchte über bestimmte Herausforderungen und Missstände und über die Fotografie. Ich lerne so viel, das ich mit der Welt teilen möchte. Und ich möchte, dass die Betrachter meiner Bilder nicht länger sagen können “Wir haben es nicht gewusst”.

Im Moment arbeite ich an einem Projekt namens “This Time We Are Young”. Anfangs wollte ich vor allem herausfinden, was es bedeutet, ein junger Mensch in Uganda zu sein – in dem Land, das die jüngste Bevölkerung der Welt hatte, als ich mit dem Fotoprojekt begann.

Mein Ziel ist es, das tägliche Leben von jungen Afrikaner*innen zu zeigen. Ich glaube daran, dass es helfen kann, die verbreiteten Stereotypen über Afrika und seine Bevölkerung zu durchbrechen.

Bei einer Fotoausstellung in New York sagte mir jemand, dass er durch meine Bilder erkannt hat, wie ähnlich die dynamischen Leben der Jugend doch sind – vielleicht in unterschiedlichen Schattierungen und an unterschiedlichen Orten, aber sie sind alle jung und frei.

Im zweiten Teil habe ich gezeigt, was es heißt, als Jugendliche*r in einer Konfliktregion aufzuwachsen. Ich habe in Juba, Südsudan, mit Unterstützung der International Women’s Media Foundation (IWMF) fotografiert. Bald werde ich mich mit Unterstützung des National Geographic dem Thema Einwanderung widmen.

Die Menschen, die ich für dieses Projekt fotografiere, sind bereit, ihr Leben mit mir und der Welt zu teilen.

Ich hoffe, dass die vielen weiteren Arbeiten, die Afrikaner*innen mit Fotografie, Film, Literatur, Illustrationen und anderen kreativen Ansätzen über Afrika geschaffen haben, dazu beitragen werden, die langanhaltenden Stereotypen über den Kontinent zu durchbrechen und den Glauben von "Afrika als Land” aus der Welt zu schaffen.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Wie diese Fotografin aus Uganda die Stereotype über Afrika aus der Welt schaffen will

Ein Beitrag von Jana Sepehr