Warum das wichtig ist:
Die westliche Berichterstattung über Afrika wird dem innovativen, dynamischen und vielfältigen Kontinent aus 54 Ländern oft nicht gerecht. Deshalb ist es wichtig, dass die junge Generation Afrikas ihre Geschichte selbst erzählt. Ziel 10 der Global Goals der Vereinten Nationen setzt sich dafür ein, Ungleichheit und Diskriminierung in der Welt abzubauen. Werde hier Teil der Bewegung.

Ursprünglich wurden Emojis erfunden, um unsere digitale Kommunikation mit Emotionen anzureichern. Bei leicht vorwurfsvoll klingenden Nachrichten wie “Wo bleibst du denn schon wieder?” kann ein 😜 schnell die nötige Entwarnung geben oder ein 💩 in bestimmten Situation eine Prise Sarkasmus hinzufügen. Doch so sehr sie unsere Ausdrucksmöglichkeiten erweitern – so unzulänglich sind sie, wenn es um die Repräsentation verschiedener Kulturen geht.

Das dachte sich O’Plérou Grebet auch. Der 21-Jährige Grafikdesign-Student aus Cote d’Ivoire – umgangssprachlich auch Elfenbeinküste – möchte mit seiner Arbeit mit der stereotypisierten Sicht auf seine Heimat brechen.

Da Emojis einen wichtigen Teil unserer alltäglichen digitalen Kommunikation ausmachen, wurde die Nachfrage nach kulturübergreifenden Motiven in den vergangenen Jahren immer lauter. Viele Technikanbieter reagierten darauf – und fügten bei Emojis eine Auswahl verschiedener Hautfarben hinzu. Doch Grebet ging das nicht weit genug.

Deshalb startete er 2018 ein Projekt, um ein neues Emoji-Set zu entwickeln, das den Fein- und Eigenarten seiner Kultur gerecht wird – einerseits als kreative Herausforderung an sich selbst und andererseits als Aufforderung an die Welt, sich mehr mit dem Thema der kulturellen Repräsentation auseinanderzusetzen.

Laut Guardian entwarf Grebet für jeden Tag des Jahres ein individuelles Emoji, das die Kultur Westafrikas widerspiegelt.

Den Anfang von Grebets Projekt machten Emojis über die kulinarischen Besonderheiten, die charakteristisch für seine Heimat sind. “Menschen hier lieben es, zu essen“, sagt er über seine ersten Entwürfe, die er auf seinen Instagram-Account teilte.

Ein Bild dieser Reihe ist “Foutou“ gewidmet, ein traditionelles Gericht aus Maniok und Kochbananen. Ein weiteres zeigt “Bissap“, ein Saft aus getrockneten Hibiskusblüten, der auf Grebets Emoji in eine Plastiktüte gefüllt ist. Letzteres gehört zu seinen Lieblingsbildern, weil es mit einer ganz bestimmten Erinnerung verknüpft ist.

“Frauen bieten den Saft in kleinen Plastiktüten vor Schulen an, und ich habe ihn vom Kindergarten an bis hin zur Oberschule gekauft“, sagt Grebet.

Mittlerweile hat Grebet über 375 Emojis gestaltet – oder “Zouzoukwas“, wie es in der Sprache des westafrikanischen Volkes Bété heißt.

Der junge Designer wünscht sich, dass in Zukunft mehr Technikfirmen Produkte mit einem kulturübergreifenden Ansatz herstellen. Die Sozialen Netzwerke seien laut Grebet eine gute Plattform für Menschen, um sich Gehör zu verschaffen und Einfluss auf die jeweiligen Produkte zu nehmen.

Während seines Projekts, das sich auf die westafrikanische Kultur fokussiert, wurde Grebet die allgemeine Abwesenheit von Emojis, die Afrikaner*innen in ihrer alltäglichen Kommunikation gebrauchen, bewusst.

“Wenn wir mit unseren Freund*innen über Messaging-Dienste kommunizieren, gibt es oft lokale Ausdrücke, die wir nicht austauschen können, weil es sie [noch] nicht gibt“, sagt er in einem Gespräch mit dem Medienkollektiv It’s Nice That.

Diese Lücke inspirierte Grebet zu seiner Emoji-Reihe zu bestimmten Gesichtsausdücken und Reaktionen. Das erste trägt den Namen “You Saw That” und steht für eine gängige Geste in Cote d’Ivoire, die so viel wie “Ich habs dir doch gesagt“ bedeutet.

Zu Beginn des Jahres brachte Grebet eine Auswahl seiner Emoji-Sammlung in Form von Stickern im Google App Store heraus, die seitdem über 100.000 Mal heruntergeladen wurden.

Momentan arbeitet Grebet an einer Zertifizierung seiner Emojis durch Unicode Consortium – dem Unternehmen, das den Standard für alle Zeichen im Internet setzt und jedes Emoji zunächst absegnen muss, bevor es offiziell genutzt werden kann.
Bis dahin können seine digitalen Kunstwerke als Sticker oder eigenständige Bilder verbreitet werden, um unsere Kommunikation noch vielfältiger zu machen.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Mit seinen Emojis bricht der Grafikdesigner O’Plérou Grebet mit Stereotypen über Afrika

Ein Beitrag von Pia Gralki  und  Itumeleng Letsoalo