Calvince Okello hat eine Vorreiterrolle übernommen. Wenn es um die Anpassung an den Klimawandel geht, legt er den Fokus auf der Verbesserung von Ernährungssicherheit und die Unterstützung von Landwirt*innen. Denn sie brauchen einen leichteren Zugang zu Märkten. Dabei können digitale Inhalte auf Mobiltelefonen besonders helfen.
Im Westen Kenias, in der Nähe des Viktoriasees, aufgewachsen, wusste Okello durch seine Eltern, die Kleinbäuer*innen waren, früh, was es bedeutet, von der Landwirtschaft abhängig zu sein – welchen Einfluss Sonne, Regen und Klimaveränderungen haben können.
Sourghum Farm
Doch es dauerte einige Jahre, bis er realisierte, welche Faktoren noch dazu beitragen, dass Landwirt*innen wenig verdienen oder ihre Ernte nicht loswerden – und wie man diese Probleme lösen könnte.
Als Okello Ingenieurwissenschaften studierte, herrschte im Osten Kenias eine schwere Hungersnot. Im Südwesten des Landes wurden hingegen Rekordernten erzielt, bevor es dann zu Überschwemmungen kam. Da hatte er die zündende Idee: “Mir wurde klar, dass ein Bindeglied zwischen Regionen mit Nahrungsmittelüberschuss und Regionen mit Nahrungsmittelknappheit fehlt.”
2011 gründete er deshalb M-shamba – eine digitale Plattform, die landwirtschaftliche Praktiken revolutioniert und Kleinbäuer*innen mit fairen und lohnenden Märkten verbindet. M-shamba konzentriert sich auf die Verbesserung von Produktivität und Rentabilität und stellt den Landwirt*innen digitale Lernressourcen zu den Themen Agronomie, regenerative Landwirtschaft und Lebensmittelsicherheit zur Verfügung.
Buyer ordering farm products from M-Shamba platform
Die Plattform wertet Daten aus, um die Nachfrage mit dem Angebot der landwirtschaftlichen Betriebe abzugleichen und so einen umfassenden Markt für Landwirt*innen zu schaffen.
Das “M” in M-shamba steht für “money, market und mobile”, sagt Okello – also Geld, Markt und mobil. Shamba wiederum ist Swahili und bedeutet “Bauernhof”.
"Es heißt also, ein Bauer kann Geld verdienen, indem er über sein Mobiltelefon Zugang zu den Märkten erhält”, sagt der Gründer.
Das Besondere an M-shamba ist, dass die Firma nicht nur eine digitale Plattform bereitstellt, sondern auch analoge Geschäftsbeziehungen stärken will. Die Plattform verbindet Landwirt*innen mit Märkten, fördert aber auch die direkte Beziehung zwischen Käufern und Verkäufern, die sonst wegen Zwischenhändler*innen selten zustande kommt.
Für die Bäuerinnen und Bauern ist der Zugang zur digitalen Plattform einfach: “Die Landwirt*innen erhalten sowohl über Mobiltelefone als auch über Smartphones Zugang zu unserer Plattform”, sagt Okello. “Sie benötigen kein Internet, da die Plattform über mehrere Interaktionskanäle wie USSD, IVR und ein cloudbasiertes Callcenter verfügt, auf die sie auch ohne Internet zugreifen können.”
Florence, a M-shamba community manager in Eastern Kenya
Die Plattform ist in Kisuaheli und anderen lokalen Sprachen verfügbar und auch das Interface sei so gestaltet, dass es leicht verständlich sei, sagt Okello.
Laut M-shamba konnten Kleinbauer*innen mithilfe der Plattform und Trainings ihre Produktivität um 35 Prozent und ihr Einkommen um rund 60 Prozent steigern. Außerdem konnten Nachernteverluste um 80 Prozent verringert und eine effizientere Nahrungsmittelverteilung erzielt werden.
Unterstützt wird das Projekt unter anderem von Impacc, einer gemeinnützigen Organisation, die Entwicklungszusammenarbeit neu gestalten will.
Jahr für Jahr bewerben sich bei Impacc Start-ups, die in Afrika tätig sind. Impacc prüft, ob die Ideen lokal funktionieren können, skalierbar und klimafreundlich sind – und bietet dann einer Auswahl an Unternehmen eine Finanzierung an. “Das ist etwas anderes, als einer Firma ein Projektbudget zu geben. Wir sagen: ‘Lasst uns Geschäftspartner*innen werden’. Wir kaufen uns dann ein und sitzen auch im Aufsichtsrat”, sagt Impacc-Mitgründer Till Wahnbaeck. Sobald die Unternehmen erfolgreich sind, steigt Impacc wieder aus – normalerweise nach zehn Jahren. Das Geld fließe dann in die nächsten Start-ups. Finanzielle Unterstützung bekommt die gemeinnützige Organisation Impacc unter anderem von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).
Deshalb ist es wichtig, dass Deutschland keine Kürzungen beim Haushalt des BMZ vornimmt, sondern Entwicklungszusammenarbeit und Projekte wie M-shamba weiterhin finanziell unterstützt.
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