Die 24-jährige Dieynaba Sidibe ist Senegals erste weibliche Graffiti Künstlerin. Während ihrer Vorbereitungen für 'Festigraff', ein 10-tägiges Graffiti Festival in ihrer Heimatstadt Dakar, erinnert sie sich an ihre Teenager-Jahre, als sie zum ersten Mal ihren Eltern davon erzählt, dass sie Graffiti Künstlerin werden will. 'Es war ein ziemlicher Kampf', sagt Dieynaba. 

Image: Guest Blogger/ One

Seit ihrer Kindheit liebt Dieynaba das Malen und verbrauchte regelmäßig ihr gesamtes Taschengeld, um entsprechende Materialien zu kaufen. Umso größer war die Bestürzung als sie eines Tages nach Hause kam und feststellen musste, dass ihre Mutter ihre gesamten Farbmaterialien weggeschmissen hatte. Dieynabas Mutter hielt nicht viel von der Idee, dass Frauen malen und wollte stattdessen, dass Dieynaba Ärztin wird. Wenn Dieynaba heute darüber nachdenkt sagt sie: „Unsere Gesellschaft hat Frauen einen genauen Platz zugeschrieben, will man da ausbrechen gibt es Probleme."

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Als Dieynaba 18 Jahre alt wurde, wendete sie sich dem Graffiti zu. „Ich begann mit dem Graffiti in 2008, weil ich das Gefühl hatte, dass ich mich dadurch besser ausdrücken konnte als auf der begrenzteren Fläche einer Leinwand." 

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In West Afrika ist Graffiti eine häufig genutzte Form um sich in Bezug auf soziale Belange auszudrücken. Dieynaba, deren Künstlername 'Zienixx' lautet, nutzt diese Art der künstlerischen Kommunikation, um sich für Frauenrechte einzusetzen - entgegen dem Willen ihrer Eltern, die ihr die Graffiti-Kunst verboten haben. 

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„Ich will so viele Dinge ausdrücken. Der Unterschied zwischen Graffiti und Malen auf einer Leinwand ist, auf der Leinwand wollte ich einfach nur malen, aber beim Graffiti bin ich wesentlich mehr auf die soziale Message dahinter aus." Und dann fügt sie noch hinzu: „Frauen werden in der Gesellschaft marginalisiert. Ich bin davon überzeugt, dass meine Arbeit ein Zeichen setzen kann." 

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Laut Dieynaba kann ein Graffiti dabei helfen, eine ganz bestimmte Botschaft zu vermitteln, und deutet dabei in Richtung eines ihrer Stücke, dass aus lediglich zwei Worten besteht: "Woman's Life". Mit diesem Bild wollte Dieynaba ihre Solidarität mit anderen Frauen ausdrücken, denn „alle Frauen, egal wo, egal ob sie Marktverkäuferin, Graffitkünstler oder Büroangestellte sind, sind Kämpfer. Frauen kämpfen für ihre Freiheit und dafür, dass sie machen dürfen, was sie wollen, den Beruf ausüben der ihnen gefällt, das gleiche Gehalt wie Männer gezahlt bekommen und einfach ihren eigenen Weg gehen dürfen."

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Dieynaba lernte die Graffiti-Kunst von Freunden und Bekannten aus der Hip-Hop Community im 'Africulturban Center' in Dakar. Dort nach Dieynaba gefragt, sagt der Vorsitzende des Centers, Babacar Niang: „Sie ist wirklich an der Hip Hop Kultur, Slam Poetry und Graffiti interessiert. Am Anfang war ich ein wenig überrascht weil sie eine Frau ist. Das war neu für mich, denn nach 20 Jahren hier im Center hatten wir erst eine einzige weitere Frau hier, und die war nur an Hip Hop interessiert, aber nicht an Graffiti."

Im Gegensatz zu Dieynaba Eltern findet Babacar Niang ihr Interesse und den Wunsch, Barrieren zu durchbrechen, gut. „Ich glaubte daran dass sie etwas neues in die Hip Hop Kultur einbringen kann, denn bislang glaubten die Menschen hier, dass Graffitis Männersache ist. Aber mit ihrer Arbeit kann sie die Rolle der Frau in der Gesellschaft unterstreichen. Wenn diese Message von einer Frau kommt, ist die Aussage noch stärker. Für Gewöhnlich schenken Menschen solchen Themen nicht viel Aufmerksamkeit - aber wenn man an ihren Graffiti-Bildern vorbei geht, dann kann man nicht anders als über diese Dinge nachzudenken." 

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Dieynaba hofft, dass ihre Kunst ein Licht auf die harten Arbeitsbedingungen der Frauen in ihrem Land wirft. Auch hier erfährt sie Unterstützung durch Babacar Niang: „Es gibt so viele Familien im Senegal, in denen die Mutter alles zusammen hält. Es sind diese Frauen, die morgens um 4 Uhr auf den Markt gehen um Fisch zu verkaufen, um mit dem Geld das sie verdienen Lebensmittel kaufen um zu Hause Frühstück zuzubereiten. Die jungen Männer hingegen liegen in der Zeit noch schlafen zu Hause, wachen auf und finden ihr Frühstück vor, ohne zu wissen was ihre Mütter dafür auf sich genommen haben."

In ihrer Arbeit reflektiert Dieynaba zudem auch den Kampf, den sie gegen ihre eigene Familie gewonnen hat (und die Dieynaba nun unterstützen) als auch den Kampf der Frauen im Senegal, die erfolgreich für ihr Recht auf Bildung gekämpft haben. 

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„Was wir allgemein sagen können ist das wenn das hier Krieg wäre, die Frauen dabei sind, den Kampf im großen Stil zu gewinnen. Inzwischen können sie sich mehr und mehr überall ausleben - in Büros, als Ärzte, beim Militär, man kann sie überall finden."

„Allerdings", fügt Dieynaba hinzu, „ist der Kampf noch nicht endgültig gewonnen. Es wird immer was zu tun geben."

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Aus dem Englischen übersetzt von Aileen Elsner / Global Citizen. Die Englische Version ist hier zu finden.  

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Erste weibliche Graffiti Künstlerin in Senegal setzt ein Zeichen für Frauen im Land