Warum das wichtig ist
Ab dem neuen Jahr wird es in Deutschland eine Bon-Pflicht geben. So wollen die Behörden Steuerhinterziehung erschweren. Doch das könnte enorme Folgen für die Umwelt haben, warnen Expert*innen. Werde mit Global Citizen aktiv, um dich für Umweltschutz einzusetzen. 

"Wir reden über Umweltschutz und diskutieren über die Reduktion von Coffee-to-go-Bechern, schaffen dann aber auf der anderen Seite Müllberge aus beschichtetem Papier", sagte Daniel Schneider vom Zentralverband des Deutschen Bäckerhandwerks, der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 

Genau diese Paradoxie beklagen viele Expert*innen. Denn ab dem 1. Januar 2020 müssen Bäckereien, Friseurläden und der Einzelhandel ihren Kund*innen einen Kassenzettel auszustellen.

Mit dieser neuen Regelung wollen die Behörden Steuerhinterziehung erschweren. Die lückenlose elektronische Dokumentation soll dazu beitragen, dass künftig keine Umsätze mehr an Finanzämtern vorbeifließen können.

Auf dem Bon muss eine vorgeschriebene Liste an Angaben vermerkt sein: der vollständige Name und die Anschrift des Ausstellers, Datum und Uhrzeit des Belegs sowie Art und Menge der gekauften Artikel oder Dienstleistungen. Hinzu kommen Rechnungsnummer, die Summe, der Steueranteil sowie die Seriennummer des Sicherheitsmoduls oder Kassensystems. 

Für die Umwelt könnte dies jedoch weitreichende Folgen haben. Mit der Menge der jährlich ausgedruckten Kassenbons könnte man 43 Fußballfelder bedecken. Hintereinander gelegt ergäben sie eine Länge von 2,2 Millionen Kilometern. Das reiche aus, um den Äquator 50 Mal mit Kassenbons zu umwickeln, schreibt Die Welt. 

Das Umweltbundesamt rät davon ab, Kassenbons im Altpapier zu entsorgen. "Meist werden sie auf Thermopapier gedruckt, das mit der schädlichen Chemikalie Bisphenol A beschichtet ist", schreibt das Umweltbundesamt auf seiner Internetseite. “Landen die Kassenzettel mit Bisphenol A im Altpapier, kann der Stoff über recycelte Papierprodukte wie Toilettenpapier in die Umwelt gelangen. Bisphenol A kann die Fortpflanzungsfähigkeit von Lebewesen beeinträchtigen.” Studien hätten bereits belegt, dass der Stoff bei Fischen und Amphibien die Fortpflanzung und Entwicklung schädigt.

Das Bundesfinanzministerium hat allerdings darauf hingewiesen, dass ab 2020 die Beschichtung von Thermopapier mit Bisphenol A verboten werden soll, berichtet Spiegel Online.

Die Notwendigkeit einer Bon-Pflicht sei unter Kassenhersteller*innen umstritten, schreibt Spiegel Online weiter. Technische Sicherheitseinrichtung (TSE) würden beim Verkaufs- oder Bestellvorgangs ohnehin eine sogenannte eine Transaktionsnummer erstellen. 

Die Bon-Pflicht lässt auch zu, dass Belege per E-Mail oder App auf das Handy verschickt werden. Doch es ist fraglich, ob sich diese Variante bei kleineren Euro-Beträgen – etwa in der Bäckerei oder im Coffee Shop – wirklich durchsetzt. 

Kleinere Läden wie Kioske können einen Antrag stellen, um sich von der Bon-Pflicht befreien zu lassen. Das zuständige Finanzamt entscheidet dann, ob dem Antrag stattgegeben wird. 

Editorial

Umwelt schützen

Bon-Zwang könnte die Umwelt enorm belasten

Ein Beitrag von Jana Sepehr