Dass Bäume gut für das Klima sind, ist wahrscheinlich wenig überraschend: In Sachen Kohlenstoffdioxid-Speicherung sind sie wahre Weltmeister. Im Jahresdurchschnitt bindet ein Baum langfristig 10kg CO2 aus der Atmosphäre – und wirkt damit der globalen Erwärmung entscheidend entgegen.

Aber Bäume können noch mehr: Sie regulieren den Niederschlag, sind Teil des Wasserkreislaufs, kühlen die Erde, reinigen die Luft und stellen Sauerstoff her – was sie für den Menschen schlichtweg unentbehrlich macht.

Fleißarbeit Pur

Doch wie viele Bäume bräuchte es, um den Klimawandel nachhaltig einzudämmen und wo könnten diese Bäume aktuell wachsen? Das fanden die Forscher*innen der Technischen Hochschule ETH Zürich heraus. In ihrer im Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten Studie“The global tree restoration potential” analysierten sie alle auf der Erde vorhandenen Waldflächen und Baumbestände.

Für ihren Bericht untersuchten die Wissenschaftler*innen die Umweltfaktoren, unter denen Bäume und Wälder derzeit auf unserer Erde wachsen können. Zu diesen Faktoren gehören zum Beispiel Temperatur, Niederschlag, die Beschaffenheit des Bodens und die Bodenfeuchte. Zudem ermittelten sie, wie viel CO2 diese vorhandenen Wälder binden.

Anhand dieser Parameter erfassten sie bisher ungenutzte Gebiete auf der Welt, die ähnliche Voraussetzungen für eine zusätzliche Bewaldung vorweisen – und wie viel CO2  diese potenziellen Wälder speichern könnten.

Ihr Fazit: Aufforstung ist die aktuell beste Möglichkeit für die Menschheit, den Klimaschutz voranzutreiben. Dabei geht es nicht um das sporadische Pflanzen einiger Bäume – sondern um eine massive Wiederbewaldung im großen Stil. Um dies zu verdeutlichen, stellt die Studie folgende Rechnung auf:

Jeder Baum zählt

Aktuell ist die Welt mit 2,8 Milliarden Hektar Wald bedeckt. Das sind rund3.000 Milliarden Bäume. Nach Angaben der Forscher*innen stehen uns zu dieser vorhandenen Waldfläche weitere 900 Millionen Hektar weltweit für die Bewaldung zur Verfügung. Zum Größenvergleich: Diese Waldfläche entspräche der Gesamtfläche der USA. Oder wäre etwa 25 Mal so groß wie Deutschland.

Konkret bedeutet das: Auf diesen bisher ungenutzten Arealen müssten in Zukunft etwa 500 Milliarden Bäume gepflanzt werden. Dadurch ließen sich langfristig zusätzlich ca. 205 Gigatonnen CO2 binden – eine enorme Summe, die ganze 25 Prozent des in der Atmosphäre vorhandenen CO2 absorbieren könnte.

Neben diesen aussichtsreichen Zahlen birgt die Studie aber noch eine Überraschung in sich. Die Länder mit dem größten Aufforstungspotenzial befinden sich nämlich nicht wie oft vermutet in den Tropen. Vielmehr handelt es sich dabei um Russland, gefolgt von den USA, Kanada, Australien, Brasilien und China. Damit liegt das aktuell größte Potenzial in Sachen Aufforstung eindeutig bei Industrie- und Schwellenländern.




Globale Herausforderungen

Damit die von den Forscher*innen aufgestellte Rechnung aufgeht, gibt es drei zentrale Bedingungen. Nummer eins: Wer die Aufforstung vorantreiben möchte, muss notwendigerweise Rodungen im großen Stil einstellen und bestehende Wälder schützen.

Allein in den Tropen sind laut Beobachtungen der Global Forest Watch 2018 über 12 Millionen Hektar Wald zerstört worden – einerseits durch Waldbrände, vor allem aber durch Rodungen für die landwirtschaftliche Nutzung und die Suche nach Bodenschätzen. Dies ist der fünftgrößte Baumverlust seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2011, so Global Forest Watch.

In Brasilien hat der regierende Präsident Jair Bolsonaro den Amazonas-Regenwald zur wirtschaftlichen Nutzung freigegeben. Seitdem werden indigene Völker von ihren Ländern vertrieben und – wie in vielen Ländern weltweit – Umweltschützer*innen bedroht und attackiert.

Bedingung Nummer zwei:Es muss schnell gehen. Da sich die klimatischen Bedingungen für das Leben auf der Erde durch die steigenden Treibhausgasemissionen derzeit verschlechtern, ist das Zeitfenster für die potenzielle Aufforstung gering. Denn der Klimawandel verändert die Voraussetzungen, unter denen die errechnete Waldfläche Bestand hätte. Zudem benötigen die Bäume Zeit, um zu wachsen und ihr Potenzial als natürliche CO2-Speicher entfalten zu können. Sollte der Klimawandel bis 2050 so voranschreiten, wie bisher, würde sich die heute noch verfügbare Waldfläche um etwa223 Millionen Hektar verringern.

Die dritte Bedingung für den Erfolg einer solchen Aufforstung ist die Transformation von Wirtschaftssystemen weltweit. Studienleiter Tom Crowther erklärt: “Die Aufforstung kann trotz allen Potenzials nur eine von vielen Maßnahmen für den Klimaschutz sein. Eine rasche Abkehr vom fossilen Wirtschaftsmodell ist notwendig und kann mithilfe eines sektorübergreifenden CO2-Preises am besten erreicht werden."

Während die Bundesregierung noch über die Einführung einer CO2-Steuer debattiert, hat Schweden bereits 1991 eine Steuer auf den Verkauf von Brenn- und Treibstoffen eingeführt. Aktuell kostet hier eine Tonne CO2 115 Euro – ein Preis, den auch private Verbraucher*innen und Unternehmen zahlen. Das Resultat kann sich sehen lassen: Zwischen 1990 und 2017 sind die Schadstoffemissionen in Schweden um 26 Prozent zurückgegangen sind – und das, obwohl die Wirtschaft in diesem Zeitraum ein Wachstum von 78 Prozent verzeichnete.

Die CO2 Steuer wird kommen. Das ist ziemlich sicher. Quer durch die Parteienlandschaft wird die Einführung inzwischen befürwortet. Eine Frage ist allerdings noch offen: Wie viel muss bald pro Tonne CO2 bezahlt werden? Die Forderungen gehen da von 20€ bis 180€. Wir haben uns mal angeschaut, welche Auswirkung eine CO2 Steuer auf Lebensmittelpreise hätte. Wir werden hier in den nächsten Wochen unterschiedliche Lebensmittel vorstellen. Dazu haben wir die Forderung von Fridays for Future mit 180€ pro Tonne CO2 als Basis genommen. Eine große Avocado wiegt ca. 400 Gramm und verursacht 0,2Kg CO2. Bei einem Preis von 180€ pro Tonne CO2, würde 1 Kg Co2 18 Cent kosten. 0,2Kg CO2 von einer Avocado würden also 4 Cent Mehrkosten verursachen. #co2steuer #avocado #carbonfootprint #co2fußabdruck #carbontax #fridaysforfuture DISCLAIMER: Wir haben uns in verschiedenen CO2 Rechnern (z.B. klimatarier.com) den Fußabdruck von Lebensmitteln angeguckt. Diese Werte können in der Realität sehr unterschiedlich ausfallen. Denn es macht natürlich einen großen Unterschied, ob Obst und Gemüse saisonal und regional angebaut werden oder ob dafür im Winter ein Gewächshaus beheizt werden muss oder ein LKW mit der Ware durch halb Europa fährt.

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Pflanzaktionen weltweit und in Deutschland

Die errechneten 500 Milliarden Bäume zu pflanzen und zu erhalten ist keine leichte Aufgabe. Dass schnelle und effiziente Pflanzaktionen jedoch möglich sind, hat Äthiopien erst vor kurzem bewiesen. Hier pflanzten Einwohner*innen in rund 12 Stunden über 350 Millionen Bäume. Bis Oktober 2019 hat sich die Regierung vorgenommen, diese Zahl auf bis zu 4 Milliarden Bäume zu erhöhen.

Aber auch in Deutschland gibt es Initiativen, die sich für die Aufforstung stark machen. Der Gemeindeverband RVR investiert jedes Jahr viel Geld und Zeit in die Wiederbewaldung des Ruhrgebiets und pflegt mehr als 17.000 Hektar Wald- und Freiflächen. Damit gehört er zu den größten nichtstaatlichen Waldbesitzern in Deutschland.

Gemeinsam mit der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald und weiterer Partner vor Ort führt der RVR seit vielen Jahren Baumpflanzaktionen mit Schüler*innen durch. Ihr Ziel ist es, vor allem junge Menschen für den Umwelt- und Klimaschutz zu begeistern und das Bewusstsein für die Rolle des Waldes im Klimawandel in der Bevölkerung zu stärken.

“In Folge des Klimawandels sind unsere Wälder und damit auch ihr Klimaschutzbeitrag durch Hitze, Dürre, Stürme, Starkregen, Borkenkäfer und andere Gefahren (...) massiv bedroht. Der Zustand der Wälder ist besorgniserregend: Nur 28 Prozent der Waldbäume haben keine Schäden (...)”, so der RVR.

Um das Potential des verfügbaren Waldgebiets in Deutschland auszuschöpfen, kann jeder aktiv werden. Zum Beispiel mit dem aktuellen Spendenaufruf der RVR. Der Deal: Für jeden gespendeten Euro wird ein Quadratmeter Wald aufgeforstet.
Günstiger – und nachhaltiger – kann Klimaschutz kaum aussehen.

Editorial

Umwelt schützen

Studie belegt: Aufforstung ist das aktuell wirksamste Mittel für den Klimaschutz

Ein Beitrag von Pia Gralki