Die neun Tierarten, die wir dir hier vorstellen wollen, mussten 2021 für ausgestorben erklärt werden. Sprich, es gibt entweder gar kein Exemplar dieser Art mehr oder nicht genügend Individuen, um die Art über die jetzige Generation hinaus zu erhalten. 

Leider erhalten viele der bedrohten Tiere und Pflanzen immer erst dann die notwendige Aufmerksamkeit, wenn es bereits zu spät ist. So erging es auch dem  Elfenbeinspecht. Diese Vogelart wird nun zwar heiß diskutiert, doch im September 2021 wurde sie vom US Fish and Wildlife Service (FWS) für ausgestorben erklärt. Unsere Eingangsfrage – ob wir die verlorenen Arten zurückholen können – müssen wir daher mit “nein” beantworten. 

Der Elfenbeinspecht ist nur eine von vielen der Vogel-, Fisch-, Muschel- und Fledermausarten, die letztes Jahr in den USA verschwanden. Das ist nicht nur für die Natur der USA problematisch, sondern ein weitreichendes Alarmsignal für den Naturschutz und die biologische Vielfalt weltweit – und doch kommt es nicht überraschend. Seit Jahren erleben wir überall auf der Welt einen massiven Verlust an biologischer Vielfalt durch die Klimakrise, Krankheiten, Umweltverschmutzung, invasive Arten und den Verlust von Lebensraum infolge von Landwirtschaft und Industrialisierung.

Laut dieses IPBES Berichtes sind aufgrund von menschlichen Aktivitäten "heute mehr Arten bedroht als jemals zuvor". Auf jedem einzelnen Kontinent ist die Rate des Artensterbens bereits jetzt "mindestens zehn- bis hundertmal höher als im Durchschnitt der letzten zehn Millionen Jahre".

Das heißt, dass schätzungsweise jede vierte Pflanzen- und Tierart gefährdet ist, weltweit also etwa eine Million Arten. Während die Hoffnung für einige Arten verloren sein mag, kann der Kampf um den Erhalt ihrer Lebensräume und der Lebensräume anderer gefährdeter Arten weitergehen.

Hier sind neun Tiere, die im Jahr 2021 in Nordamerika für ausgestorben erklärt wurden – und was wir jetzt tun können, um die Artenvielfalt zu schützen. 

1. Schuppenkehlmoho (Kauaʻi ʻŌʻō)

Die einzige Möglichkeit, den Kauaʻi ʻŌʻō jetzt noch singen zu hören, ist auf Aufnahmen. Der Vogel, der einst auf den hawaiianischen Inseln heimisch war, wurde zuletzt 1987 gesehen, nachdem er bereits 1967 vom FWS als gefährdet eingestuft wurde. Seit 1778 sind mindestens 32 auf Hawai'i heimische Vogelarten ausgestorben. Inseln sind aufgrund ihrer Isolation besonders anfällig für das Artensterben. Die Einschleppung fremder Krankheiten, Nagetiere wie Ratten und Mungos sowie Katzen spielen eine große Rolle beim Verlust von Arten.

2. Hemignathus (Kaua’i nukupu’u)

Die letzte glaubwürdige Sichtung des Kaua'i nukupu'u erfolgte 1899 und man geht davon aus, dass er 1901 aufgrund von Vogelkrankheiten und dem Verlust seines Lebensraums ausgestorben ist. In den 1800er Jahren wurden auf Schiffen mitgebrachte Mücken auf den hawaiianischen Inseln eingeführt, die Krankheiten auf die Vögel übertrugen.

3. Elfenbeinspecht


Die letzte bestätigte Sichtung des Elfenbeinspechts erfolgte 1944 in Louisiana. Seitdem sind angebliche Sichtungen unter Ornitholog*innen heiß umstritten und auch die jüngste Erklärung des Aussterbens ist unklar. Doch für den FWS ist der berühmte und lang gesuchte Vogel endgültig verschwunden.

4. Guam-Flughund

Der Guam-Flughund  wurde zuletzt 1968 in Guam gesehen und 1984 für gefährdet erklärt. Es ist wahrscheinlich, dass Wilderei, Lebensraumverlust und Raub durch die invasive Braunschlange zu ihrem Aussterben geführt haben. 

5. Gelbstirn-Waldsänger 

Der Gelbstirn-Waldsänger, ein gelbbrüstiger Singvogel, der früher im Südosten der USA und auf Kuba lebte, wurde 1967 für gefährdet erklärt und die letzte unbestätigte Sichtung erfolgte 1977 in Florida. Abholzung, Rodung und Wirbelstürme haben die Spezies möglicherweise endgültig ausgerottet.

6. Marshall’s Muschel

Muscheln filtern das Wasser und spielen eine wichtige Rolle in den Ökosystemen. Die Marshall’s Muschel wurde zuletzt im Tombigbee River in Mississippi nachgewiesen, wo über 40 Arten von Süßwassermuscheln identifiziert wurden. Der Bau der Tennessee-Tombigbee-Wasserstraße ist der Hauptfaktor für das Verschwinden der Muscheln. Die physische Zerstörung der Lebensräume während der Bauarbeiten, die zunehmende Sedimentation und der verringerte Wasserdurchfluss haben die Muschel zum Aussterben gebracht. Seit der Fertigstellung der Tennessee-Tombigbee-Wasserstraße im Jahr 1984 wurde die Marshall’s muschel nicht mehr lebend gesammelt.

7. San Marcos Gambuse

Wie viele andere Arten auf dieser Liste waren auch diese winzigen Fische in ihrem Gebiet endemisch und kamen nur im San Marcos Fluss in Texas vor. Die San Marcos Gambuse wurde 1980 als vom Aussterben bedroht eingestuft und 1983 zum letzten Mal in freier Wildbahn gesehen. Die Population der San Marcos Gambusen wurde durch Umweltverschmutzung, Landwirtschaft, Dürre und die kumulative Wirkung menschlicher Aktivitäten erheblich reduziert. In den 1970er Jahren wurde versucht, den Fisch in Gefangenschaft zu züchten, aber die Tiere kreuzten sich und hinterließen keine artreinen Nachkommen. Versuche, den Fisch seither ausfindig zu machen, blieben erfolglos.

8. Epioblasma-Muschel

Die Epioblasma-Perlmuschel war einst in den Flüssen von Virginia und Tennessee zu finden und wurde 1976 als gefährdet eingestuft. Die Muschel war schon immer extrem selten und hatte vermutlich eine Lebenserwartung von bis zu 50 Jahren. Aufgrund erheblicher Veränderungen in ihrem Lebensraum wurde die Art zuletzt 1982 lebend nachgewiesen.

9. Hemignathus affinis (Maui nukupu’u)

Der Maui nukupu'u war ein hawaiianischer Honigkriecher, der 1970 als gefährdet eingestuft wurde. Der auf der Insel Maui beheimatete Maui nukupu'u wurde 1980 auf 28 Exemplare geschätzt. Das letzte Mal wurde der olivgrüne und gelbe Vogel 1996 gesichtet und fiel damit dem gleichen Schicksal zum Opfer wie die vielen anderen hawaiianischen Vögel, die ausgestorben sind, seit Fremde die Inseln betreten haben. 

Was können wir tun, um gefährdete Arten und die biologische Vielfalt zu schützen?

Es läuft alles auf Klimamaßnahmen hinaus. Die Klimakrise und die Abholzung der Wälder führen zu massiven Verlusten von Lebensräumen, verändern Migrationsmuster und beeinträchtigen die Fortpflanzung. Zudem bedroht unser globaler Nahrungsmittelbedarf wichtige Ökosysteme.

Wir können damit beginnen, unseren individuellen CO2-Fußabdruck zu verringern, weniger Fleisch zu essen und uns für Umweltschutz einzusetzen. Du kannst Naturschutzorganisationen aufsuchen, um zu spenden oder dich bei ihnen zu engagieren. 

Der Schutz der weltweiten biologischen Vielfalt liegt derzeit zu 80 Prozent bei indigenen und ortsansässigen Völkern. Sie sind jedoch häufig unterrepräsentiert oder von den Entscheidungsprozessen im Zusammenhang mit dem Klimaschutz ausgeschlossen. Ihre Stimmen zu unterstützen und ihre Anliegen in den Mittelpunkt zu stellen, ist eine Möglichkeit, wie wir zum Schutz der Rechte der Ureinwohner*innen und der biologischen Vielfalt beitragen können.

Es ist möglich, das Aussterben einer Tier- und Pflanzenart zu verhindern, bevor es zu spät ist. Werde heute mit uns aktiv und setze dich für den Umweltschutz ein. Zudem empfehlen wir dir das Buch “Die wundersamen Zwölf” vom Reisesepeschen Verlag. Das Schönste daran: Die dort vorgestellten Tierarten existieren alle noch! 

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Ein Beitrag von Kate Nakamura