Warum das wichtig ist:
Sei es im Beruf, im Privatleben oder in der Gesellschaft: Die Diskriminierung von Frauen hat eine lange Tradition. Mit dieser Tradition muss gebrochen werden – durch Gesetze, die Frauen als gleichberechtigte Menschen anerkennen. Das stärkt nicht nur Frauen, sondern die ganze Gesellschaft. Setz dich mit uns für Gleichberechtigung weltweit ein.

Kaum eine Revolution hat so einen langen Atem wie die Frauenrechtsbewegung. Seit Jahrhunderten kämpfen Frauen im Großen wie im Kleinen gegen die männliche Vorherrschaft und Diskriminierung. Die Erfolge dieses Kampfes sind ein Gewinn für alle zukünftigen Generationen – sei es beim Wahlrecht, einer verbesserten Chancengleichheit oder dem Zugang zu Bildung.

Nicht erst seit dem Aufflammen der #MeToo- und TimeIsUp-Bewegung ist klar: Der gesellschaftliche Umbruch findet statt. Und wo Umbrüche stattfinden, kommt es zwangsläufig zu neuen Fragen.

Es geht um ein Leben auf Augenhöhe – für alle Menschen

Strebt der Feminismus nun die Vorherrschaft von Frauen an? Müssen alle weißen Männer der älteren Generation um ihre Zukunft bangen? Der Feminismus ruft Unsicherheiten hervor, die die Gesellschaft neu verhandeln muss.

Wir stellen euch drei Frauen vor, die Antworten auf diese Fragen finden. In einem Punkt dürften sich die Drei wohl einig sein: Feminist*in zu sein, bedeutet, ein gleichberechtigtes Leben für alle Menschen anzustreben.

1. Teresa Bücker

Ist es radikal, auf leibliche Kinder zu verzichten, alle Hausarbeit selbst zu erledigen oder alle Väter in Elternzeit zu schicken? Diese und weitere gesellschaftspolitische Fragen diskutiert die Journalistin Teresa Bücker in ihrer Ideenkolumne “Freie Radikale” im Magazin der Süddeutschen Zeitung.

Zudem ist Bücker ehemalige Chefredakteurin des Online-Magazins EDITION F, einem Netzwerk von Frauen für Frauen – und alle anderen, die einen feministischen Blick auf Politik, Gesellschaft, den Arbeitsmarkt, Liebe und Sex werfen möchten.

“Feministin zu sein ist zum einen ein Wert – ich glaube daran, dass alle Menschen gleich viel wert sind und daher alle gerechte Chancen bekommen sollten und nicht aufgrund ihres Geschlechts oder anderer Merkmale diskriminiert werden dürfen.”
Quelle: Edition F

Seit Jahren setzt sich Teresa Bücker mit klarer Haltung auf ganz unterschiedliche Weise für Frauenrechte und Gleichberechtigung ein.

Paragraph 219a

Als die Gießener Frauenärztin Kristina Hänel 2017 verklagt wurde, weil sie auf der Webseite ihrer Praxis über Schwangerschaftsabbrüche informiert hatte, ging ein Aufschrei des Protests durch die ganze Bundesrepublik. Vorne mit dabei: Teresa Bücker, die sich in ihren Texten und in den sozialen Netzwerken sofort hinter die zu einer Geldstrafe von 2.500 Euro verurteilte Ärztin stellte. Ihr wurde zur Last gelegt, gegen den Paragraphen 219a des Gesetzbuches verstoßen zu haben, der sogenannte “Werbung” für Schwangerschaftsabbrüche verbietet.

Für Bücker war Hänels Fall ein klares Zeichen dafür, dass Frauen in Deutschland noch lange nicht gleichberechtigt sind und ein großes gesundheitliches Informationsdefizit vorherrscht. Neben dem Recht auf Information und sexueller Selbstbestimmung ist die Gewalt an Frauen ein Thema, dass Bücker besonders am Herzen liegt. Als scharfsinnige und weitsichtige Kommentatorin unserer Gegenwart ist Bücker eine Stimme, die aus der aktuellen Frauenrechtsbewegung nicht wegzudenken ist.

2. Margarete Stokowski

Auf die Frage, worauf sich die Spiegel-Online-Kolumnistin und Buchautorin Margarete Stokowski nach dem Zerfall des Patriarchats am meisten freuen würde, antwortete sie zunächst: “Erst mal Urlaub”. An die verdiente Auszeit ist für die überzeugte Feministin jedoch zur Zeit nicht zu denken. In ihren Texten, die unter anderem in der taz, im Missy Magazine und auf Zeit Online erschienen sind, schreibt sie eindringlich und zugleich humorvoll über die strukturelle Diskriminierung von Frauen in Politik, Gesellschaft und Kultur.

“Wenn ich über Gleichberechtigung schreibe und sich Leute darüber aufregen, geben sie mir damit ja recht. Sie bestätigen mir ein Problem und zeigen mir, dass mein Job noch für ein paar
Jahre gesichert ist.”

Quelle: ze.tt

Worauf Stokowski in ihren Beiträgen oft zu sprechen kommt, ist die gesellschaftliche Konditionierung der Geschlechter. In ihrem Debütroman “Untenrum frei” formuliert sie es so: “Der Feminismus erklärt mir nicht, warum der Bus nicht auf mich wartet. Aber er erklärt mir, warum ich mich für mein Zuspätkommen entschuldigen werde, auch wenn ich nicht schuld war (...). Er erklärt mir, warum viele der Frauen, die ich kenne, sich auch noch entschuldigen würden, wenn sie von einem Meteoriten getroffen werden.”

In welchen Momenten sich die Geschlechter bei der Mission Gleichberechtigung selbst im Weg stehen, weiß Stokowski in all ihren Facetten und auf sehr persönliche Weise zu beschreiben. Dabei versäumt sie es nicht, ihre Leser*innen aufzufordern, kulturell angelernte Bewertungsmaßstäbe stets zu hinterfragen.

3. Nike van Dinther

Powerfrau, Karrierefrau, Working Mum oder Mompreneur – Worte wie diese, die nach sogenanntem “Empowerment” von Frauen klingen, gehören für die Modebloggerin und Feministin Nike van Dinther ein für alle mal abgeschafft.

Auf dem von ihr mitbegründetem Blog This is Jane Wayne verbindet sie unter anderem Mode mit Gleichberechtigung und unterzieht popkulturelle Phänomene einem Feminismus-Check.

“Stellt eure Denkmuster in Frage. Euer Verhalten, eure Gefühle und Gedanken, wann immer es um das Degradieren von anderen Frauen geht. Geht es da wirklich um die andere Person, oder in Wahrheit um euch selbst? Scheißt aufs Lästern.

Quelle: This is Jane Wayne

Zudem hat van Dinther 2019 eine Petition gestartet, um das Vorhaben von Gesundheitsminister Jens Spahn zu verhindern, fünf Millionen Euro in eine Studie zu den “seelischen Folgen” von Schwangerschaftsabbrüchen zu investieren.

Hier fordert auch sie die Abschaffung des Paragraphen 219a. Und liefert gleich ein paar Gegenvorschläge, wie das Geld sinnvoll eingesetzt werden könnte: “Für die Ausbildung von FrauenärztInnen (...) und Geburtshilfe, für Opfer von sexueller Gewalt und Missbrauch, für den niederschwelligen Zugang zu Informationen, Beratungsstellen und (ärztlicher) Hilfe für Frauen in Konfliktsituationen oder für den Kampf gegen Kinderarmut (...)” – kurzum überall dort, wo es für auf dem Weg zu einer gleichberechtigten Welt wirklich gebraucht wird.

Editorial

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Ein Beitrag von Pia Gralki