Warum das wichtig ist
Obwohl weltweit große Fortschritte erzielt wurden, leben noch immer mehr als 700 Millionen Menschen in extremer Armut und damit von weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag. Bis 2030 sollen es weltweit keine extreme Armut mehr geben. Werde hier mit Global Citizen aktiv, damit wir dieses Ziel erreichen.

In diesem Jahr geht der Wirtschaftsnobelpreis an die drei Forscher*innen Esther Duflo, Abhijit Banerjee und Michael Kremer. Das gab die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Montagvormittag in Stockholm bekannt.

Diese Preisvergabe hat viele Besonderheiten. Erst zum zweiten Mal in der Geschichte, wird eine Frau mit diesem Preis ausgezeichnet. Zuvor war die US-Professorin Elinor Ostrom die einzige Wirtschaftsnobelpreisträgerin. Zugleich ist Duflo mit ihren 46 Jahren die bisher jüngste Preisträgerin und löst damit den Ökonom Kenneth Arrow ab, der den Preis mit 51 Jahren erhielt.

Und es geht um das wichtige Thema extreme Armut. Bis 2030 wollen die Vereinten Nationen (UN) extreme Armut im Rahmen der Global Goals beenden. Die drei Ökonom*innen wurden für “ihren experimentellen Ansatz zur Bekämpfung der globalen Armut" ausgezeichnet, wie es in der offiziellen Mitteilung heißt.

Weltweit leben 3,4 Milliarden Menschen unter der Armutsgrenze, wie aus einem Bericht der Weltbank hervor geht, der im vergangenen Jahr in Washington veröffentlicht wurde. 700 Millionen Menschen leben in extremer Armut, was bedeutet, dass ihnen weniger als 1,90 US-Dollar am Tag zur Verfügung stehen. 

Duflo kommt aus einer wohlhabenden Familie. Sie hat diesen Wohlstand als belastend empfunden, sagt Duflo. Ihre Mutter ist als Ärztin viel in Entwicklungsländern unterwegs gewesen und habe von der bitteren Armut erzählt, in der viele Menschen leben müssen. Das frühe Wissen darum, wie gut es ihr geht, habe sie zu ihrer Forschung gebracht, erzählte Duflo in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung: "Ich habe versucht, meine Schuldgefühle zu kompensieren, indem ich die Armut erforsche."

Duflo, die eine französische und US-amerikanische Staatsbürgerschaft hat, und der aus Indien stammende Banerjee sind verheiratet. Gemeinsam haben sie das Poverty Action Lab gegründet, ein internationales Forschungszentrum, das Armut mit erfolgreichen Maßnahmen der Entwicklungszusammenarbeit reduzieren will. 

Kremer, Banerjee und Duflo sei es zu verdanken, dass Entwicklungszusammenarbeit weniger abstrakt, sondern praktischer angegangen wird. Viele Versuche werden nicht aus der Ferne vor dem Computer gesteuert, sondern in Feldexperimenten vor Ort durchgeführt, um so präzise wie möglich herauszufinden, was wirklich hilft.

Die drei Preisträger*innen lehren alle an Universitäten in den USA – Banerjee und Duflo am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), der US-Amerikaner Michael Kremer an der Harvard University.

Der Preis in der Kategorie Wirtschaft ist der einzige der Nobelpreise, der nicht auf das Testament von Dynamit-Erfinder Alfred Nobel zurückgeht. Stattdessen wird er seit 1969 von der schwedischen Reichsbank gestiftet. Dennoch ist er wie die anderen Nobelpreise mit neun Millionen schwedischen Kronen (rund 830 000 Euro) dotiert und wird ebenfalls an Nobels Todestag, dem 10. Dezember, überreicht.

Der Bonner Spieltheoretiker Reinhard Selten, der 1994 ausgezeichnet wurde, ist bisher der einzige Deutsche. Besonders häufig wurden Wissenschaftler aus den USA mit dem Wirtschaftsnobelpreis geehrt. Im vergangenen Jahr erhielten die beiden US-Ökonomen William Nordhaus und Paul Romer die Auszeichnung für ihre Arbeiten rund um den Klimawandel und technologische Innovationen.

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Armut beenden

Wirtschaftsnobelpreis geht an Armutsforscher*innen

Ein Beitrag von Jana Sepehr  und  Imogen Calderwood