PRESSEMITTEILUNG

Haushaltsentwurf 2024: Geplante Kürzungen in der internationalen Entwicklungszusammenarbeit und Humanitären Hilfe untergraben die selbst gesetzten Ziele der Koalition

Donnerstag, 14. Dezember 2023

Berlin, 14. Dezember 2023 - Zusätzlichen Kürzungen von 600 Millionen Euro für das Auswärtige Amt und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung würden die selbst gesetzten Ziele der Koalition untergraben, Deutschlands Glaubwürdigkeit auf internationaler Ebene gefährden und Partnerschaften mit Ländern des Globalen Südens belasten, so fünf Vertreter*innen zivilgesellschaftlicher Organisationen aus dem Bereich Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe im Hinblick auf den Haushaltsentwurf für 2024.

Es ist zwingend erforderlich, dass Deutschland seinen fairen Anteil zur internationalen Klimafinanzierung leistet, um Länder, die am meisten von der Klimakrise betroffen sind, bei der Bewältigung ihrer Folgen zu unterstützen und den globalen CO2-Ausstoß zu reduzieren. Kürzungen im Bereich der internationalen Klimafinanzierung stellen Deutschlands Glaubwürdigkeit massiv in Frage, denn noch vor wenigen Tagen betonte der Bundeskanzler bei der Klimakonferenz (COP28) in Dubai, dass die menschengemachte Klimakrise aufgehalten werden müsse und eröffnete den sogenannten Klima Club. Einen Haushaltsentwurf zu verabschieden, der in diesem Bereich finanziell kürzt, untergräbt Deutschlands globale Position in der Klimapolitik.

Entwicklungszusammenarbeit ist für die Verbesserung von Lebensbedingungen in ärmeren Ländern und die Verringerung globaler Ungleichheiten entscheidend. In Zeiten multipler Krisen, in der Armut, Hunger und die Folgen der Klimakrise weiterhin enorme Herausforderungen darstellen, sind Kürzungen der Mittel für Entwicklungszusammenarbeit und Klimafinanzierung eine Absage gerade an die Menschen ein alarmierendes Signal, die am stärksten unter diesen Bedrohungen leiden . Entgegen der Argumentation des Bundesfinanzministeriums befindet sich Deutschland nicht an erster Stelle im Vergleich mit anderen DAC-Geberländern. In einem Faktencheck hat ONE mit Rückgriff auf Daten des Entwicklungsausschusses der OECD gezeigt, dass Deutschland, anders als vom Finanzministerium behauptet, nicht auf Platz 1, sondern auf Platz 4 der weltweiten Entwicklungsfinanzierung steht. Das Finanzministerium dagegen vergleicht Deutschland nur mit anderen G7-Staaten. Laut Pressemeldungen des Verbands Entwicklungspolitik und humanitäre Hilfe (VENRO), sowie der Organisation ONE belaufen sich die zusätzlichen Kürzungen auf 400 Millionen Euro in der Entwicklungszusammenarbeit, nachdem bereits vor der Haushaltskrise Kürzungen von 5% vorgesehen waren. Damit könnten sich die Kürzungen gegenüber 2023 beim BMZ-Etat auf über eine Milliarde Euro belaufen, wenn die zusätzlichen Kürzungen den Kabinettsbeschluss vom Sommer 2023 als Grundlage haben. Auch auf Grundlage des Vorschlags der Bereinigungssitzung belaufen sich die Kürzungen insgesamt auf über 900 Millionen Euro. Diese Kürzungen würden nicht nur die Partnerschaften mit anderen Ländern belasten, sondern auch die Glaubwürdigkeit der Bundesregierung als verlässliche und stabile Partnerin beschädigen.

Humanitäre Hilfe ist für Menschen in Krisensituationen und Konflikten lebenswichtig. Kürzungen für das Auswärtige Amt können zu einer Verschärfung von humanitären Krisen führen, das Leid der betroffenen Bevölkerung zuspitzen und langfristig destabilisierende Auswirkungen haben. Deutschland muss seine Verpflichtung zur Unterstützung globaler Gemeinschaften aufrechterhalten und eine führende Rolle in der Förderung von Frieden, Stabilität und internationaler Solidarität übernehmen, anstatt diese mit geplanten Kürzungen in laut VENRO geplanter Höhe von insgesamt 400 Millionen Euro gegenüber 2023 (auf Grundlage des Vorschlags der Bereinigungssitzung) zu untergraben.

Die Bundesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag einen Schwerpunkt auf internationale Zusammenarbeit gelegt. Die nun ausgehandelten Kürzungen im Bereich der Humanitären Hilfe und Entwicklungszusammenarbeit machen diese Ambitionen nicht nur unglaubwürdig, sondern würden die Erreichung dieser selbst gesetzten Ziele in weite Ferne rücken.

Wir appellieren daher an die Bundesregierung und die Mitglieder des Haushaltsausschusses im Deutschen Bundestag, von diesen Einsparungen bei der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe abzusehen und stattdessen sicherzustellen, dass diese Bereiche angemessen finanziert werden.

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Global Citizen

Global Citizen ist eine globale Bewegung engagierter Menschen, die gemeinsam ihre Stimmen nutzen, um extreme Armut jetzt und überall zu beenden und die Klimakrise zu bekämpfen. Global Citizen bietet hierzu Informationen rund um Kernthemen wie Ernährungssicherheit, Gleichberechtigung, Bildung, Umweltschutz und globale Gesundheit – und die Möglichkeit, sich gemeinsam für die Themen einzusetzen, die einem am Herzen liegen. Auf diesen Wegen mobilisiert Global Citizen eine große Community von Global Citizens, die zusammen Entscheidungsträger*innen aus Politik und Wirtschaft zum Handeln auffordert und finanzielle und politische Zusagen für die Global Goals der Vereinten Nationen einfordert. Darüber hinaus unterstützt Global Citizen die Global Goals mit einzigartigen Event- und Aktionsformaten, wie den Global Citizen Festivals, für die Tickets nicht erwerblich sind, sondern durch politisches und soziales Engagement verdient werden. Seit Global Citizen mit der Kampagnenarbeit begann, sind Global Citizens mehr als 33,5 Millionen Mal aktiv geworden. Diese Aktionen haben in Verbindung mit unserer politischen Arbeit dazu geführt, dass Mittel in Höhe von 43,6 Mrd. US-Dollar an unsere Partner*innen ausgezahlt wurden, die bis heute das Leben fast 1,3 Milliarden Menschen verbessert haben. Die Organisation wurde 2008 in Australien gegründet und hat Büros in New York, Washington DC, Los Angeles, London, Paris, Berlin, Genf, Melbourne, Toronto, Johannesburg, Lagos und viele mehr. Weitere Informationen unter globalcitizen.org, und folgen Sie Global Citizen auf TikTok, Instagram, YouTube, Facebook, LinkedIn, und X.

ONE

ONE ist eine internationale Bewegung, die sich für das Ende extremer Armut und vermeidbarer Krankheiten bis 2030 einsetzt. Damit jeder Mensch ein Leben in Würde und voller Chancen führen kann. Wir sind überparteilich und machen Druck auf Regierungen, damit sie mehr tun im Kampf gegen extreme Armut und vermeidbare Krankheiten, insbesondere in Afrika. Zudem unterstützt ONE Bürger*innen dabei, von ihren Regierungen Rechenschaft einzufordern. Weitere Informationen auf www.one.org.

Oxfam

Oxfam ist eine internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation, die weltweit Menschen mobilisiert, um Armut aus eigener Kraft zu überwinden. Dafür arbeiten im Oxfam-Verbund 21 Oxfam-Organisationen Seite an Seite mit rund 3.000 lokalen Partnern in mehr als 90 Ländern.

Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW) ist eine international tätige Entwicklungsorganisation. Ihr Ziel ist es, zu einer zukunftsfähigen Bevölkerungsentwicklung beizutragen. Daher unterstützt sie junge Menschen dabei, selbstbestimmte Entscheidungen über ihre Sexualität und Verhütung zu treffen. Gleichzeitig bringt sie sich auf nationaler und internationaler Ebene in politische Entscheidungsprozesse in den Bereichen Gesundheit, Familienplanung und Gleichstellung der Geschlechter ein. Weitere Informationen auf www.dsw.org.

Welthungerhilfe

Die Welthungerhilfe ist eine der größten privaten Hilfsorganisationen in Deutschland; politisch und konfessionell unabhängig. Sie kämpft für „Zero Hunger bis 2030“. Seit ihrer Gründung wurden mehr als 11.498 Auslandsprojekte in 72 Ländern mit 4,75 Milliarden Euro gefördert. Die Welthungerhilfe arbeitet nach dem Grundprinzip der Hilfe zur Selbsthilfe: von der schnellen Katastrophenhilfe über den Wiederaufbau bis zu langfristigen Projekten der Entwicklungszusammenarbeit mit nationalen und internationalen Partnerorganisationen.

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