Anfang August hat der junge freiberufliche Fotograf Daniel Etter ein Foto geschossen, das um die Welt ging. Es zeigt Familienvater Laith Majid und seine Familie bei der Ankunft auf der kleinen griechischen Insel Kos. Laith Majid drückt seine Familie an sich, seine Frau, seine Tochter, seine Söhne. Sie haben überlebt und Laith Majid kann es kaum fassen.

Es war ca. 4:30 Uhr morgens, die Sonne ging gerade langsam auf, als Daniel vom Strand aus ein kleines Schlauchboot in der Ferne entdeckte. Das Boot war eigentlich für 3 bis maximal 4 Leute ausgelegt - an dem Morgen saßen 12 Personen drin. Sie hatten sich mitten in der Nacht in Richtung Griechenland aufgemacht. Allerdings verlor nach ca. 2 Stunden Fahrt das kleine Boot plötzlich Luft, Wasser lief ein und die Insassen schöpften um ihr Leben. Völlig durchnässt und entkräftet gelang ihnen die Überfahrt bis nach Griechenland.

Laith Majid Familie kommt aus Deir ez-Zor, der siebtgrößten Stadt in Syrien. Deir ez-Zor wurde in den vergangenen Jahren im Kampf zwischen Islamisten und der Regierung quasi dem Erdboden gleichgemacht. Laiths Familie wollte nicht weg, sie wollten so lange wie möglich in ihrer Heimatstadt blieben. Aber der Tag kam, an dem es einfach nicht mehr ging. Laith Majid und seine Frau wollten nicht zusehen, wie ihre Kinder dem Krieg zum Opfer fallen.

Manchmal sagt ein Foto mehr als tausend Worte. Und es sind solche Bilder, die der Flüchtlingskrise ein Gesicht geben. Das Laiths Familie an diesem Morgen die griechische Insel erreicht hatte war ein erster Schritt, ein glücklicher Moment, dass er und seine Familie überlebt hatten. Und sie doch einer weiterhin ungewissen Zukunft entgegen sahen. Eine Zukunft, in der sie zum damaligen Zeitpunkt noch nicht wussten wohin es sie verschlagen wird.

Und das Glück blieb ihnen hold. Laith Majid und seine Familie kamen nach einer 1-monatigen Reise auf Lastwagen und Co. über Griechenland nach Deutschland, wo sie nun Dank neuer Regelungen der Bundesregierung die echte Chance auf einen Neubeginn haben. Laith Majid Frau ist ausgebildete Englischlehrerin, Laith Majid selbst Kfz-Mechaniker. Sie alle sind derzeit in Berlin Spandau in einer ehemaligen Kaserne, die jetzt als Auffanglager dient, untergebracht.


Es macht mich glücklich zu sehen, dass es dieser Familie gut geht. Auch wenn die beschwerliche Aufgabe, ihr Leben in einem fremden Land wieder neu aufzubauen, noch vor ihnen liegt, so haben sie doch zumindest eine Chance dazu. Und ich finde, mehr Familien sollte diese Chance bekommen und mehr Länder wie Deutschland sollten endlich dazu bereit sein, ihren gerechten Anteil daran zu tragen. Ja, es geht darum das Blutvergießen zu beenden und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen, aber bis dahin dürfen wir hier im Rest der gesicherten Welt diese Menschen nicht einfach alleine lassen.

Editorial

Gerechtigkeit fordern

Sein Foto ging um die ganze Welt - so geht es ihm und seiner Familie heute

Ein Beitrag von Michael Wilson