Es gibt endlich einen Impfstoff gegen Malaria. Diese Frau sorgt dafür, dass er Kinder in Kenia erreicht.

Autor: Jacky Habib

Brian Otieno for Global Citizen

Noch nicht einmal ganz ein Jahr gibt es nun endlich den ersten wirksamen Malaria-Impfstoff und eine Frau hat besonderen Anteil daran, dass die Impfung auch wirklich die Kinder in Kenia erreicht! Fast drei Jahrzehnte, nachdem sie in ihrer Kindheit selbst mehrfach an Malaria erkrankt war, steht Dr. Rose Jalang'o nun an der Spitze der Einführung des bahnbrechenden Malaria-Impfstoffs in Kenia. 

Der Malaria-Impfstoff RTS,S/AS01 (RTS,S) wurde im Oktober 2021 von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für den Einsatz bei Kindern in Afrika südlich der Sahara und anderen Regionen mit mäßiger bis hoher Malariaübertragung zugelassen. Der Impfstoff erwies sich als wirksam gegen P. falciparum, dem tödlichsten Malariaparasiten, der auch in Afrika am häufigsten vorkommt.

An dem Impfstoff-Pilotprogramm, das 2019 in Kenia, Ghana und Malawi begann, nahmen mehr als 800.000 Kinder teil. Die Länder wurden unter anderem aufgrund der Leistungsfähigkeit ihrer Impfprogramme, der aktuellen Malariamaßnahmen und der Möglichkeit, die für das Pilotprogramm erforderliche Anzahl von Kindern zu erreichen, ausgewählt.

Jalang'o ist Ärztin, die für das Nationale Impfstoff- und Immunisierungsprogramm des kenianischen Gesundheitsministeriums arbeitet. Sie stammt ursprünglich aus Kisumu, einer kenianischen Hafenstadt, in der Malaria endemisch ist. 

Dr. Rose Jalang'o at her office in Nairobi, Kenya on Jan. 18, 2021.
Image: Brian Otieno for Global Citizen

"Ich bin mehrmals an Malaria erkrankt und auch meine Geschwister", sagte sie gegenüber Global Citizen. "Glücklicherweise wurde ich in all dieser Zeit nie [ins Krankenhaus] eingeliefert. Ich hatte die Art Malaria, die ambulant behandelt werden konnte."

Aber sie wuchs mit anderen auf, die nicht dasselbe Glück teilten. Als sie zehn Jahre alt war, starb Jalang'os jüngerer Cousin im Alter von nur drei Jahren an Malaria. Das war keine Seltenheit. "Ich hatte das schon mehrmals erlebt. Es ist eine alltägliche Krankheit", erklärte sie.

Malaria, ist eine oft lebensbedrohliche, von Parasiten verursachte Krankheit, die durch Mückenstiche übertragen wird. Insbesondere für Kleinkinder unter fünf Jahren kann sie jedoch auch tödlich enden,  wobei Kinder auf dem afrikanischen Kontinent besonders gefährdet sind. 2019 fielen 94 Prozent aller Malariafälle und -todesfälle auf die afrikanische Region der WHO, wobei 23 Prozent der weltweiten Todesfälle allein in Nigeria aufgezeichnet wurden. Dabei ist Malaria sowohl vermeidbar als auch gut behandelbar.

Genau deshalb half Jalang'o gemeinsam mit einem Team des kenianischen Gesundheitsministeriums, die Einführung des Pilot-Impfstoffs gegen Malaria zu koordinieren. Dieser wird Kindern in vier Dosen im Alter von sechs, sieben, neun und 24 Monaten verabreicht. 

In Kenia wurde das Pilotprogramm in 26 Unterbezirken von acht Bezirken (Kisumu, Siaya, Migori, Homa Bay, Vihiga, Kakamega, Bungoma und Busia) durchgeführt, in denen Malaria endemisch ist.

"Wenn Sie in die acht endemischen Bezirke gehen, werden Sie feststellen, dass von zehn [ambulanten Patient*innen] acht Menschen Malaria haben. Das ist das Ausmaß der Krankheit in den westlichen Teilen [Kenias]", sagte Jalang'o gegenüber Global Citizen.  

Bei der Ausarbeitung eines Plans, wie die Einführung des Impfstoffs sichergestellt werden kann, sei es notwendig, die Öffentlichkeit, das Gesundheitspersonal der Gemeinden und sogar religiöse Führer*innen einzubeziehen. 

"Sie müssen den Menschen konkrete Fragen stellen, und dann gehe ich zurück zum Team und sage: Wir müssen diese konkreten Dinge anders machen." 

Seit September 2019 haben rund 160.000 Kinder in Kenia drei Dosen erhalten; die vierte Dosis wird derzeit verabreicht. 

Dr. Rose Jalang'o vaccinates a child at a health facilty in Nairobi, Kenya on Jan. 18, 2021.
Image: Brian Otieno for Global Citizen

Trotz der COVID-19-Pandemie und der Befürchtung, dass sie die Einführung der Impfung während des Pilotprojekts stören könnte, sagte Jalang'o, dass dies keinen Einfluss auf die Aufnahme des Impfstoffs hatte. Da die Menschen in der westlichen Region Kenias die tödlichen Auswirkungen von Malaria nur allzu gut kennen, seien sie bereit und willens, ihre Kinder zu impfen. 

Nach Angaben der WHO reduzierte der Impfstoff während des Pilotprojekts die Zahl der Kinder mit potenziell tödlicher, schwerer Malaria um 30 Prozent

Jalang'o geht davon aus, dass der Rückgang der schweren Malariafälle, wenn mehr Kinder geimpft werden, auch enorme Auswirkungen auf die Gesundheitssysteme in ganz Afrika haben wird. 

"Wenn wir die Zahl der Krankenhausaufenthalte und der schweren Malariafälle verringern, kann sich das Gesundheitssystem auf andere Krankheiten konzentrieren", sagte sie. "Anstatt Kinder wegen Malaria mit Sauerstoff zu versorgen, machen wir diesen Sauerstoff für jemand anderen frei, der eine andere Krankheit hat.”

Jalang'o ist bereits jetzt begeistert, dass sie zusammen mit ihrem Team des Nationalen Impfstoff- und Immunisierungsprogramms Kenias eine Rolle bei dieser historischen Impfstoffeinführung gespielt hat.

"Ich freue mich, dass ich in einer Zeit lebe, in der der erste Malaria-Impfstoff für einen breiteren Einsatz in afrikanischen Ländern zugelassen wird", sagte sie. "Ich habe so ein Wow-Gefühl."

Dr. Rose Jalang'o at her office in Nairobi, Kenya on Jan. 18, 2021.
Image: Brian Otieno for Global Citizen